Pressespiegel

05.04.1996

Das "Capital" ueber das Geschaeft mit PCs: Grund fuer die ueberraschende Skepsis an der Wall Street:Die PC-Produktion hat als Profitbringer ihren Zenit ueberschritten. "Bei herkoemmlichen Geraeten sind fuer alle Produzenten, auch fuer Compaq, die Jahre des stuermischen Wachstums vorbei", prognostizierte Ludovic Richter von der in der Branche fuehrenden Londoner Marktforschung Dataquest. Zwar duerfte Compaq 1996 den Gewinn des Vorjahres (rund 1,5 Milliarden Mark) halten - doch die fuer die Kursfantasie entscheidende Dynamik ist dahin. Im Kerngeschaeft PC beginnt die Rendite bereits dramatisch zu sinken. Beim simplen Kistenverkauf an Privatkunden ist sie auf Null.

"Die Zeit" sieht einen Meinungswandel bei Clifford Stoll: In seinem neuen Buch "Die Wueste Internet" wettert er gegen die Euphorie in und um Digitalien und bespoettelt die Online-Suechtigen. Sie "sehen das Internet als Werkzeug und Gemeinschaft, als Arbeitsplatz und Zuhause. Ich nehme ihnen das einfach nicht ab." Seine Erfahrungen fuehren ihn zu einem ganz anderen Schluss: Es gebe eine "grosse Kluft zwischen dem Rummel um das elektronische Utopia und der profanen Realitaet". All die Versprechen des Cyberspace sind fuer Stoll nur Mythen.

Der "BddW" vermisst strategisches Denken bei den Unternehmen: McKinsey und Unternehmen wie zum Beispiel ABB, Mannheim, stellen immer wieder fest, dass der Verlust an Wettbewerbsfaehigkeit nur zu einem geringen Teil auf die hohen Kosten des Standorts Deutschlands zurueckzufuehren ist. (...) Andere Elemente von Lean Management, wie Simultaneous Engineering, kundenorientierte Entwicklung (QFD), Zero Defects, Gruppenarbeit und so weiter werden nicht oder nicht konsequent eingesetzt oder scheitern an fehlender oder schlechter Vorbereitung der Mitarbeiter. Eine andere Binsenweisheit ist, dass etwa 70 bis 80 Prozent der Kostenstruktur stark durch die Strategie eines Unternehmens bestimmt werden. Die meisten Unternehmen haben keine oder nur eine rudimentaere Strategie, die diesen Namen nicht verdient. Wenn eine Strategie entwickelt wurde, erfolgte dies oft ohne Beteiligung der mittleren und unteren Fuehrungskraefte, die aber die Staerken ihres Unternehmens besser kennen als die hoeheren Managementebenen. Die Manager sind hier ueberwiegend auch nicht lernbereit. Wie Erfahrungen zeigen, haben es die meisten Unternehmen nicht verstanden, ihren, Kunden groesseren Nutzen zu bieten als ihre Mitbewerber. Sie bieten weiterhin Produkte an, die mit Produkten der Wettbewerber austauschbar sind und deshalb im reinen Preiswettbewerb keine oder keine zufriedenstellenden Gewinne erzielen.

Die "FAZ" bilanziert: Der Markt fuer Geraete der Unterhaltungselektronik hat sich auch im vergangenen Jahr nicht von seiner Schwaeche erholen koennen. Allerdings haben kraeftige Steigerungsraten in der Kommunikationselektronik den weiteren Umsatzrueckgang bei der klassischen Unterhaltungselektronik zum Teil wieder ausgeglichen. Die immer mehr zu Multimedia zusammenwachsenden Branchen haben mit einem Umsatz von knapp 19 Milliarden Mark in der klassischen Unterhaltungselektronik und mehr als 6,5 Milliarden Mark bei Personalcomputern und Telekommunikation im vergangenen Jahr den gleichen Umsatz erzielt, den im Rekordjahr 1992 allein die klassische Unterhaltungselektronik erreicht hatte.

Der "Spiegel" mokiert sich ueber Umlaufmappen: Technisch muss die Industrie zusammenfuehren, was die Politik getrennt hat: Nach dem Umzug von Parlament und Behoerden nach Berlin sollen Minister und Beamte jederzeit mit ihren am Rhein verbliebenen Kollegen per Videokonferenz, Bildtelefon und Multimedia-Arbeitsplatz zusammenarbeiten koennen. (...) Dringend warnen Verwaltungswissenschaftler wie Hermann Hill, zugleich Mitglied in der IVBB-Expertenkommission beim Innenministerium, von einer "blossen Elektrifizierung der bestehenden Strukturen". Doch genau das haben die Auftraggeber in Bonn im Sinn. Kategorisch forderte Bundespostminister Wolfgang Boetsch beim letzten Kongress zur "Regierungskommunikation Bonn/Berlin", dass sich "die Technik an die Verwaltungspraxis" anzupassen haben "und nicht umgekehrt". Weil sich der CSU-Politiker fuer die "elektronische Umlaufmappe" begeisterte, arbeiten Entwickler der Gesellschaft fuer Mathematik und Datenverarbeitung nun im Regierungsauftrag daran, dass Beamte kuenftig auch am Computer wie gewohnt ihre Akten mit braunem, blauem oder rotem Farbstift abzeichnen koennen.

Der "Focus" ist vom ISDN-Fieber nicht angesteckt: Eine Menge Aerger erzeugen die (Endgeraete, Anm. d. Red.) in der Tat - vor allem wenn man zum erstenmal "mit 300000 Bit/s auf den ISDN-Daten-Highway" starten will. Dem Werbespruch der Firma 1&1, die fuer die Telekom ISDN vermarktet, wollte auch Michael Bogner folgen. "Da war ich wohl zu euphorisch", sagte der Chef des Hamburger Instituts fuer Telekommunikation (IFT) heute. Bei der Installation von ISDN- Anlagen stiess er auf Chaos: "Sollen mehrere Geraete kommunizieren, geht es drunter und drueber." So wurden zum Beispiel bei der Nebenstellenanlage Eumex 208, deren Anschaffung die Telekom mit 700 Mark sponsert, bei der Funktion Anklopfen alle Gespraeche unterbrochen.