President und CEO Boni investiert in Client-Server-Technik Trotz Verlust: Bachman will die Luecken in seinem Angebot fuellen

18.03.1994

Die Bachman Information Systems Inc. hat ein hartes Jahr hinter sich. Ein Jahresverlust von 14,7 Millionen Dollar zwingt das in Burlington, Massachusetts, ansaessige Unternehmen zu einer Kurskorrektur. Als Trouble-shooter wurde kuerzlich Peter Boni, zuvor President von Paramount Communications, engagiert. Mit dem frischgebackenen Bachman-CEO sprach Karin Quack.

CW: Die juengste CASE-Studie von Butler Bloor ist recht schmeichelhaft fuer Sie. Dort werden die Bachman-Tools als die flexibelste Mainframe-Umgebung bezeichnet. Pech ist nur, dass sich der Grossrechner auf dem absteigenden Ast befindet. Was wollen Sie tun, um den Anschluss an den Markt nicht zu verlieren?

Boni: Wir wollen das Unternehmen dahin bringen, die naechste Generation von Client-Server-Werkzeugen anbieten zu koennen: Tools, die sich fuer die Entwicklung von unternehmenskritischen Anwendungen eignen. Die erste Generation hat sich fast ausschliesslich auf die technische oder abteilungsbezogene Entscheidungsunterstuetzung konzentriert.

CW: Das sehen Anbieter wie Powersoft oder Easel moeglicherweise anders - auch wenn sich diese Unternehmen niemals mit Mainframe- CASE beschaeftigt haben, sondern gleich mit GUI-Produkten in den Markt eingestiegen sind.

Boni: Wir haben uns tatsaechlich elf Jahre lang mit Datenbankdesign und -modellierung am Mainframe beschaeftigt. Und wie die IBM, die immer noch acht Prozent unserer Unternehmensanteile haelt, haben wir 1993 zu spaet erkannt, dass sich der Markt in Richtung Client- Server bewegt und wir ihm folgen muessen.

CW: Die Jahresbilanz 1993 spricht fuer sich. Wie begruenden Sie als Bachman-Neuling die Verluste?

Boni: Das ist ganz einfach: Der Markt fuer Mainframe-CASE schrumpft, wir haben uns zu spaet in Richtung Client-Server bewegt, und gleichzeitig brach der AD/Cycle-Verbund weltweit zusammen, nachdem IBM bis dato rund ein Viertel zu unserem Geschaeft beigetragen hatte. Aus diesen Gruenden musste Bachman 1993 ein Umsatzminus von 25 Prozent hinnehmen. In den letzten beiden Quartalen haben wir jedoch fast soviel verkauft wie im Jahr zuvor.

CW: Trotzdem schreiben Sie immer noch rote Zahlen.

Boni: Wir geben derzeit bewusst Geld aus, um die Luecken bei unseren Produkten und Dienstleistungen zu schliessen. Diese langfristigen Investitionen werden unseren Aktionaeren Ertraege und uns steigende Umsaetze bescheren, denn wir adressieren ein wachsendes Marktsegment.

CW: Wie sieht Ihre Strategie konkret aus?

Boni: Anstatt uns weiter auf die proprietaere DB2-Plattform zu konzentrieren, bemuehen wir uns um einen Datenbank-unabhaengigen Ansatz. Wir werden verteilte Loesungen zur Verfuegung stellen, aber nicht als ein gigantisches System, das als Ganzes gekauft werden muss, sondern in Form von Komponenten, die sich in Plug-and-play- oder Mix-and-match-Manier erweitern lassen - auch durch fremde Produkte.

CW: Ein Teil Ihrer Strategie sind offenbar auch Akquisitionen, da Sie kuerzlich zwei kleine Software-Unternehmen - Wind Tunnel und Cooperative Solutions - uebernommen haben. Wollen Sie den Client- Server-Markt vor allem mit zugekauften Produkten bedienen?

Boni: Nein. Wir werden Modellierung, Datenbankdesign und Re- Engineering nicht neu erfinden, sondern unsere Tools auf die Client-Server-Plattform bringen. Ein Windows-basiertes Performance-Tool haben wir mit "Wind Tunnel" zugekauft; wir muessen nur noch dafuer sorgen, dass es relationale Unix-Datenbanken wie Sybase und Oracle adressieren kann. Mit "Ellipse" von Cooperative Solutions verfuegen wir ueber ein OS/2-basiertes Client-Server- Werkzeug fuer unternehmenskritische Anwendungen. Wir werden dieses Stueck Technik auseinanderdividieren und modulweise auf der Windows-Plattform ausliefern.

CW: Wenn Sie auf Bachmans AD/Cycle-Abenteuer zurueckschauen: Waere es nicht besser gewesen, von Anfang an einen eigenen Weg zu gehen? Moeglicherweise haette das Unternehmen die Zeichen der Zeit eher erkannt!

Boni: Eine Partnerschaft mit einem so grossen Unternehmen wie IBM ist ein Segen, aber auch ein Fluch fuer einen kleinen Anbieter. Das Problem war, dass Bachman einen Aktionaer mit acht Prozent so behandelt hat, als gehoerten ihm 98 Prozent. Anstatt darauf zu hoeren, was der Markt wollte, sagte das Unternehmen stets Ja und Amen zu den Entscheidungen der IBM. Und deren Weg fuehrte ueber die Klippe. IBM hat heute Schwierigkeiten - aus demselben Grund, aus dem Bachman welche hat: weil sie sich auf einen zu engen Ausschnitt der Welt konzentriert haben. Inzwischen ist uns klar geworden, dass wir nicht all unsere Schaetze auf dasselbe Pferd setzen duerfen.