TV-Übertragung per Network Slicing

Premiere: TV-Bilder vom Nürburgring per LTE-Mobilfunk

03.08.2022
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Vodafone und RTL wollen erstmals Live-Bilder bei einem großen Sportevent am Nürburgring direkt von der Kamera per Mobilfunk übertragen. Zum Einsatz kommt hierzu LTE mit Network Slicing.
ADAC GTA Masters
ADAC GTA Masters
Foto: ADAC

TV-Bilder live per Mobilfunk übertragen? Dies galt bislang als eine der typischen Anwendungen für den neuen Mobilfunkstandard 5G. Vodafone und RTL wollen nun am Nürburgring den Beweis antreten, dass dies auch mit klassischer LTE-Technik geht. Im Rahmen des Rennens zur ADAC GT Masters Rennserie - Supersportwagen - soll hierzu die Mobilfunktechnik Network Slicing zum Einsatz kommen.

Live-TV per LTE

Tausende Fans, die während eines Sport-Events auf dem Smartphone surfen und gleichzeitig eine durchgängig stabile Übertragung von TV-Bildern gewährleisten - das überforderte bislang die LTE-Netze. Lange Zeit schien dies nur mit 5G realisierbar zu sein. Doch mit Network Slicing soll dies auch mit LTE möglich sein.

Was ist Network Slicing?

ADAC GTA Masters II
ADAC GTA Masters II
Foto: ADAC

Beim Network Slicing wird eine physische Netzinfrastruktur - in diesem Fall das LTE-Netz - in verschiedene virtuelle Netze unterteilt. Um dies zu realisieren, werden Funktionen von Software-Defined Networking (SDN) und Network Functions Virtualization (NFV) genutzt. Das Potenzial von Network Slicing zeigte beispielsweise die Telekom zum MWC 2022 anhand von zwei Use Cases im 5G Netz. Vodafone will am Nürburgring nun einen Teil des Netzes virtuell herausschneiden und diesen gezielt für die Live-Übertragung der TV-Bilder bereitstellen. Dabei kann die Bereitstellung von Teilnetzen kurzfristig und für einen begrenzten Zeitraum erfolgen, sodass sie ausschließlich für die Dauer der Berichterstattung anhält. Die Technik ist zudem für die Realisierung von Private 5G über öffentliche 5G-Netze interessant.

Ü-Wagen war gestern

Für die Fernsehsender hat die Übertragung von hochauflösenden TV-Bildern per Mobilfunk den Vorteil, dass ihre Reporter vor Ort deutlich flexibler sind, da die Kameraleute keine Kabel mehr benötigen. So versprechen denn auch Vodafone und RTL Live-TV-Bilder aus neuen Perspektiven, die es so bislang nicht gab. Zudem sparen sich die Sender die teure Übertragungstechnik vor Ort in Form von Ü-Wagen, wenn die Live-Bilder direkt von der Kamera via Mobilfunk in die Sendezentrale übertragen werden. Dafür werden RTL-Fernsehkameras am Nürburgring mit speziellen SIM-Karten und mobiler Produktionstechnik für Mobilfunk ausgestattet.

Ob die Generalprobe in Sachen Network Slicing klappt, können Interessierte am 6. und 7. August jeweils ab 12.30 auf dem RTL-Spartensender Nitro überprüfen. Zudem lassen sich die Meisterschaftsläufe im Livestream auf RTL+ und auf adac.de/motorsport online verfolgen.