Kolumne

"Preisgebahren wie ein Monopolist"

18.05.2001
Martin Ottomeier Redakteur CW

Fast 40 Prozent des Umsatzes konnte Microsoft in den letzten Jahren als Reingewinn ausweisen - mehr als jedes andere Softwareunternehmen. Und da Steve Ballmer weiß, dass es zu seinen Programmen keine Alternative gibt und - wenn es nach ihm geht - infolge unfairer Geschäftspraktiken des Konzerns auch nie geben wird, schraubt der Microsoft-Chef die Gewinnmarge durch die neuen Lizenzmodelle für Unternehmen einfach noch einmal kräftig nach oben. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Microsoft ein Monopol besitzt und das auch ausnutzt, dann liegt er jetzt vor.

25 bis 29 Prozent des Lizenzpreises sollen Unternehmen für Microsofts "Software Assurance" im Jahr zahlen. Dafür dürfen neue Versionen kostenfrei eingespielt werden - technischer Support natürlich exklusive. Der kostet extra. Zum Vergleich: Oracle und SAP verlangen rund 20 Prozent der Lizenzkosten im Jahr für die Wartungsverträge - inklusive technischer Unterstützung. Kein Wunder: Sie haben Konkurrenz und würden von Anwendern abgestraft, wenn sie sich verhielten wie der Monopolist Microsoft.

Aber auch ohne den direkten Vergleich mit anderen Softwareherstellern zeigt sich Microsofts Marktposition. Wer sonst kann es sich erlauben, die Preise für ein Upgrade für bestimmte Kunden zu verdoppeln, wie es die Gartner Group ausgerechnet hat? Als SAP die Preise für Supportverträge mit seinen deutschen Kunden vor einiger Zeit um einige Prozentpunkte angehoben hat, ging ein Aufschrei durch die Anwenderschaft. Bei Microsoft murren die Unternehmen kein bisschen. Resignation wegen fehlender Alternativen?

Doch die Unternehmen sind nicht nur arme Opfer. Erst durch den massiven Einsatz von Windows und Office haben sie Microsoft in die Position gebracht, die der Softwareanbieter nun gnadenlos ausnutzt. Doch genauso, wie die Unternehmen den Krösus aus Redmond reich gemacht haben, können sie ihn auch kleinkriegen. Zwar ist der Umstieg auf eine andere Textverarbeitung oder ein anderes Präsentationsprogramm mit Mühe verbunden. Und natürlich ist Linux für den Desktop eigentlich nicht geeignet. Aber trotzdem kann sich ein Wechsel lohnen oder die eine oder andere Nicht-Microsoft-Anwendung in einer Nische eingesetzt werden. Nur wenn die Unternehmen nach Alternativen suchen und so für Umsatzeinbußen in Redmond sorgen, muss Microsoft sein arrogantes Verhalten überdenken. Solange aber die Gewinnmarge kontinuierlich steigt, können Gates und Ballmer machen, was sie wollen.