Preise im Mobilfunk weiter auf Talfahrt - Branche vor Konsolidierung

12.12.2006
Wenn Friedrich Joussen und Michael Krammer Recht behalten, dürfen sich Handynutzer in Deutschland auch in den kommenden Jahren über fallende Preise freuen.

Die Deutschland-Chefs der beiden Anbieter Vodafone und E-Plus glauben fest daran, dass sich die Tarife für Handy-Telefonate in nicht allzu ferner Zukunft noch einmal halbieren werden. Im Mobilfunk gibt es nach Einschätzung von Experten noch eine Menge Luft nach unten. Während im Festnetz die Preise schon fast die Nullmarke kratzen und inzwischen Flatrates dominieren, ist der Griff zum Handy immer noch vergleichsweise teuer.

Doch Billiganbieter haben den Markt seit gut einem Jahr kräftig aufgemischt und die Preise auf Talfahrt geschickt. Pro Minute liegen die günstigsten Tarife inzwischen bei 15 Cent und knapp darunter. Das Statistische Bundesamt ermittelte zuletzt Preissenkungen in einer Größenordnung von neun Prozent innerhalb eines Jahres. Discounter wie simyo, blau.de, easymobil oder simply können deshalb günstiger anbieten, weil sie schlank aufgestellt sind und ihre Vorteile an die Kunden weitergeben. Als so genannte No-Frills-Betreiber bieten sie SIM-Karten ohne Handys an.

Ein gutes Dutzend Mobilfunkdiscounter, schätzen Experten, sind inzwischen auf dem Markt aktiv und buhlen um die Gunst der Kunden. Und so wird der Platz für die Anbieter allmählich enger. Inzwischen hat eine erste Welle der Marktbereinigung eingesetzt. Diese Entwicklung, meint Martin Gutberlet von der Unternehmensberatung Gartner, werde 2007 anhalten. Auch bei den Wiederverkäufern, schätzt der Telekom-Experte, werde es angesichts des Preisdrucks und der gesunkenen Margen zu einer Konsolidierung kommen.

So wurden unlängst unter anderem die Billigmarke Debitel light von Blau.de geschluckt und easymobile vollständig von Talkline übernommen. E-Plus-Chef Krammer sieht darin keinen Nachteil. Er schätzt das Potenzial in dem Bereich nach wie vor hoch ein. 15 bis 20 Prozent des Mobilfunkkuchens seien für die Discounter durchaus drin. Derzeit liegt der Anteil des Discountgeschäfts am gesamten Mobilfunkmarkt in Deutschland bei fünf Prozent und einem Umsatzvolumen von einer Milliarde Euro.

"Der Discountmarkt bietet noch sehr viel Potenzial", meint auch Talkline-Chef Christian Winther. Und so wird der Kampf um Kunden auch die Großen der Branche 2007 zwingen, bei den Endkundenpreisen weitere Zugeständnisse zu machen. Denn T-Mobile, Vodafone und Co können sich schon längst nicht mehr auf ein unerschöpfliches Kundenreservoir verlassen, das nur angezapft werden muss. Sie stehen unter einem enormen Kostendruck und Sparzwang, um wenigstens die Gewinnmargen zu halten. Krammer: "Der Verdrängungswettbewerb wird das klare Zeichen auf dem Markt sein und die Tarife werden sinken".

Branchenprimus T-Mobile hatte bereits vor gut einem Jahr ein milliardenschweres Sparprogramm aufgelegt und im britischen Vodafone-Konzern wird Sparen ebenfalls groß geschrieben. Erst im November hatte die deutsche Tochter angekündigt, ihre IT-Services an die EDS-Gruppe auszugliedern. Ein sehr wichtiger Faktor zur Gewinnoptimierung sei eine Änderung der Kostenstruktur, meint Unternehmensberater John Strand. "Die Mobilfunker beginnen, überflüssige Kapazitäten ihren Konkurrenten zur Verfügung zu stellen". Hierzu gehörten auch Maßnahmen zur Auslagerung von Netzfunktionen und das Streichen von Handy-Subventionen.

Auch bei den so genannten Terminierungsentgelten, den Preisen für die Durchleitung von Gesprächen in die Handynetze, drückt die Betreiber der Schuh. Erstmals hatte die Bundesnetzagentur die Preise im November festgelegt, weil sich die vier Betreiber nicht auf einen Absenkungspfad einigen konnten. Die Milliarden-Erlöse, die zwischen zehn und 20 Prozent des Umsatzes liegen sollen, werden ihnen so genommen. Ende 2007 wird die Behörde die Preise erneut überprüfen und wahrscheinlich weiter reduzieren - zur Freude der Verbraucher. (dpa/tc)