Praxistest: Samsung SGH-G800

29.01.2008

Ausstattung

Kommen wir zum Herz- und Glanzstück des G800, nämlich zur Kamera. Die bietet nicht nur satte 5 Megapixel, absolutes Killerfeature ist vielmehr der dreifache optische Zoom. Doch selbst das ist noch nicht alles, zusätzlich haben die Koreaner Xenonblitz, Autofokus und Bildstabilisator in das dicke, aber umso schickere Slidergehäuse gestopft. Damit sollten sich doch hervorragende Bilder schießen lassen, oder? Leider nicht, denn schnell stellt sich heraus, dass das Knipsen von scharfen Bildern mit dem G800 in etwa mit einem Sechser im Lotto vergleichbar ist. Ohne Zusatzzahl zwar, dennoch ist uns beides bislang nicht geglückt. Zumindest nicht ohne Hilfe in Form einer Aufstützmöglichkeit. Zwangsberuhigt erscheinen die Fotos dann auf den ersten Blick in höchster Auflösung scharf, detailreich und sehr gut in der Farbwiedergabe. Bei näherer Betrachtung wirken sie zumeist aber so, als ob ein leichter Schleier über ihnen läge. Nächster Stolperstein: der Zoom. Aufgelegt sind dreifach optisch gezoomte Bilder zwar besser als die Ergebnisse der Konkurrenz mit Digitalzoom, dennoch sind sie weit davon entfernt, überragend zu sein. Zudem ist auch hier eine Aufsetzmöglichkeit unabdingbar. Was nützen allerlei technische Finessen, wenn man mit ihnen dennoch nur unter in der Realität fast nie erreichbaren Umständen zu einem guten Ergebnis kommt...?! Auch der Blitz enttäuscht. Er erscheint zwar sehr hell - aber trotz Xenon-Komponente nur auf dem ersten Meter, bei größerem Abstand lässt die Leuchtkraft rapide nach. Das G800 scheint generell Probleme mit der Ausleuchtung und schlechten Lichtverhältnissen zu haben. Aufnahmen in Gebäuden werden trotz Blitz und vermeintlich guter Technik entweder zu dunkel oder unscharf. Durch die Flut an manuellen Einstellungsmöglichkeiten kommt man mitunter zu besseren Ergebnissen, doch wer möchte schon vor jedem Foto an den ISO-Werten herumspielen? Für ein Kamerahandy ist auch der Videomodus mager ausgefallen. Zwar gibt das G800 gedrehte Filmchen recht flott wieder, allerdings kommt es dabei über eine Auflösung von 320x240 Bildpunkten nicht hinaus. Alles in allem liefert die Kamera ein enttäuschendes Ergebnis ab. Einzig die Online-Anbindung hat Samsung hervorragend gelöst: dank des vorinstallierten ShoZu-Clients können eigene Medieninhalte mit nur mit nur wenigen Klicks auf zahlreiche Blogging- und Fotoportale wie etwa Flickr oder BuzzNet hochgeladen werden.

Den Musikplayer kann man, um es milde auszudrücken, allenfalls als "klassisch" bezeichnen. Einen Equalizer oder wenigstens die Auswahl von Klangpresets sucht man vergeblich. Das ist bedauerlich und unverständlich, weil sich das G800 zum einen auf alle verbreiteten Musikformate von MP3 über WMA bis AAC versteht (auch DRM-geschützte Dateien werden anstandslos wiedergegeben), und weil Samsung zum anderen angibt, einen speziellen Audiochip mit ICEpower Technology von Bang&Olufsen verbaut zu haben. Der Klang mit dem Headset aus dem Lieferumfang ist denn auch nicht schlecht, Bassliebhaber werden aber definitiv nicht auf ihre Kosten kommen. Ein besonderes Lob verdienen sich hingegen die Stereolautsprecher des G800, sie produzieren bei recht hoher Lautstärke so gut wie keine Verzerrungen und klingen dabei sogar noch vergleichsweise voll. Beim Sortieren und Ordnen der Musiksammlung unterscheidet das Handy der Koreaner nach den bekannten Kriterien wie Interpreten oder Genres, natürlich darf der Nutzer auch eigene Wiedergabelisten erstellen. Die optische Darstellung des Players ist zwar schlicht, aber dennoch gelungen. Coverarts werden in einem kleinen Fenster im oberen Drittel des Displays angezeigt. Auch das UKW-Radio kommt ziemlich nüchtern rüber.

Die Koreaner haben dem Schiebehandy eine HSDPA-Antenne spendiert, die theoretisch Downloadraten bis 7,2 MBit/s schafft. Diese Geschwindigkeit wird von den Netzbetreibern bisher zwar nur punktuell unterstützt, doch auch "ohne" ist man im Internet flott unterwegs. Der Access NetFront-Browser stellt selbst große Seiten fehlerfrei in ganzer HTML-Pracht dar. Wem die Seiten in der Desktop-Ansicht auf dem kleinen Display zu unübersichtlich werden, der darf fast stufenlos hinein- oder hinauszoomen. Ein Verlauf unterstützt den User beim surfen im WWW, zusätzlich sorgen eine Favoritenverwaltung und die Möglichkeit, RSS-Feeds zu abonnieren für etwas Komfort. Das G800 bietet in dieser Hinsicht zwar deutlich weniger als Nokias S60-Geräte, für gelegentliche Ausflüge ins Netz ist dieses "weniger" aber völlig ausreichend. Die Einrichtung von Email-Postfächern klappt sowohl bei POP3-, als auch bei IMAP4-Zugängen problemlos, ist aber etwas fummeliger als bei der Konkurrenz, da bekannte Provider-Einstellungen nicht vorab gespeichert sind. Eine Email-Maschine wird das G800 ohnehin nicht werden, im Posteingang werden gerade einmal drei Mails untereinander in viel zu großen Buchstaben angezeigt, das obere Drittel des Bildschirms wird darüber hinaus permanent von einer noch größeren und nutzlosen Menübezeichnung beansprucht. Die Kontaktverwaltung erscheint hingegen sehr übersichtlich - das könnte aber auch damit zusammenhängen, dass sie sich auf die wesentlichen Felder beschränkt. Auch der Kalender kommt nicht gerade übermäßig opulent daher, wirkt im Gegenzug aber sehr aufgeräumt und weist sogar auf sich überschneidende Termine hin.

Dank TriBand-GSM und HSDPA steht nahezu weltweiter Erreichbarkeit und dem schnellen Dateidownload nichts im Wege. Letzteres klappt allerdings nur übers Mobilfunknetz, da dem Handy ein WLAN-Chip fehlt. Im Nahbereich muss der Nutzer mit Bluetooth 2.0 und dem USB2.0-Kabel auskommen. Zu den erweiterten Bluetooth-Funktionen zählt das A2D-Profil für den Anschluss drahtloser Kopfhörer, der Direktdruck von Fotos auf kompatiblen Bluetooth-Fotodruckern, die Übertragung von Kontaktinformationen via virtueller Visitenkarte und last but not least sogar SAP. Ist das Handy einmal mit dem PC verbunden, brilliert Samsungs PC Studio wie gewohnt mit umfassenden und wirklich nützlichen Funktionen. Dazu zählt zunächst der elementare Abgleich mit Outlook, den das G800 fehlerfrei und schnell bewerkstelligt. Wer Microsofts Software nicht auf seinem PC einsetzt, kann dennoch seine Kontakte auf dem Laufenden halten; der dafür verantwortliche Bestandteil des PC Studios erlaubt das direkte Editieren von Kontakt- und Kalenderdaten am PC-Bildschirm. Beim Thema Remote-Synchronisation lässt Samsung den Nutzer hingegen im Regen stehen. Das entsprechende Protokoll zur Synchronisation des Adressbuches mit entfernten Servern, wie sie etwa ZYB und viele Netzbetreiber anbieten, fehlt leider.

Praxistest: Samsung SGH-G800
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Dass das G800 ist kein multimediales Unterhaltungsgenie, sondern ein Kamerahandy ist, zeigt nicht zuletzt die Überprüfung der Java-Leistung. Gerade einmal 140 Punkte liefert der Edelslider im JBenchmark2, mit unglaublich langsamen 6 Bildern pro Sekunde ruckelt man durch virtuelle 3D-Labyrinthe. Für anspruchsvolle Spiele ist das G800 damit vollkommen ungeeignet. Da verwundert es kaum, wenn man ab Werk nicht ein einziges Spiel auf dem Handy vorfindet. Immerhin wirkt sich die schwache Hardware kaum auf die Systemgeschwindigkeit aus. Beim Wechsel in vorinstallierte Anwendungen wie Weltuhr, Rechner, Umrechner, Timer oder Stoppuhr verzeichneten wir weder Hakeln noch Ruckeln - das könnte aber auch daran liegen, dass die genannten Anwendungen grafisch ziemlich dürftig und damit nicht besonders rechenintensiv ausfallen.