Praxistest: Push-Mail per SMS-Server

21.12.2007
Mit einer neuen Komprimierungstechnik macht das Startup Cougar Bay Blackberry und Co. Konkurrenz.

Genau 15 Jahre nach dem Versand der ersten Kurznachricht auf ein Handy gehört der Short Message Service (SMS) noch immer nicht zum alten Eisen. Im Gegenteil: Während zahlreiche Anbieter sich anschicken, SMS durch mobile E-Mails zu ersetzen, verleiht die Cougar Bay GmbH dem inzwischen etwas betagten Dienst sogar höhere Weihen. Ihr "TriMS Pushmail Server"überträgt durch ein neues Komprimierungsverfahren den Inhalt von E-Mails als Kurzmitteilung an jedes normale Mobiltelefon und wird damit zur Alternative für Blackberry- und andere Push-Dienste. Die computerwoche hat sich Gerät und Service näher angeschaut.

TriMS Pushmail Server

Preis: inklusive 15 User-Lizenzen 2184 Euro (unverbindliche Empfehlung netto)

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mit 50 Lizenzen 4991 Euro;

Server: HP Thin Client (HP T7525) mit Debian Linux Kernel 2.6;

GSM-Modem: Teltonika GPRS 10 TM 2, 900/1800-Megahertz-Dualband, 360 bis 600 SMS je Stunde;

Handy-Client: Java MIDP 2.0/WMA 1.1, Windows Mobile 2003, 5.0, 6.0.

Vor- und Nachteile:

Kalkulierbare Kosten;

geringe Anfangsinvestitionen;

relativ sicher, da keine Daten über das Internet oder an externe Server gesendet werden.

Kein Versand von Anhängen möglich;

kein Schutz der Daten auf dem Client

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Fazit

Der Vorteil der Lösung liegt in erster Linie in der potenziellen Kostenersparnis, da weder GPRS-Datenverbindungen noch spezielle Smartphones erforderlich sind. Im Ausland entfallen zudem Roaming-Gebühren, und mit einer SMS-Flatrate, die es bereits ab fünf Euro (netzintern) pro Monat gibt, ist der Versand nahezu umsonst.

In Sachen Sicherheit punktet das System durch den Umstand, dass der Server hinter der Unternehmens-Firewall steht und die Mitteilungen über die relativ sichere Luftschnitt-stelle versendet werden.

Wer allerdings keine Bedenken dabei hat, die E-Mail-Zustellung einem Service-Provider zu übertragen, kommt möglicherweise günstiger weg. So verlangt O2 für sein Push-Mail-Angebot (Communication-Center-Pack) nur fünf Euro pro Nutzer und Monat. Der Mobilfunkbetreiber wandelt die Mails dabei in MMS um, so dass auch einfache Handys den Dienst nutzen können.

SMS-Versand via GSM-Modem

Bei dem Push-Mail-Server handelt es sich um einen HP Thin Client (HP T7525), auf dem Debian Linux läuft. Der SMS-Versand erfolgt über ein integriertes GSM-Modem samt externer Antenne. Das kompakte und laut-, da lüfterlose Gerät erlaubt den Abruf von E-Mails von internen (etwa Lotus Domino) oder externen Mail-Servern (zum Beispiel Gmx oder Googlemail) - je nachdem muss es lediglich mit dem lokalen Netz oder mit dem Internet verbunden sein. Die Konfiguration erfolgt via Web-Browser über einen ebenfalls mit dem Netz verbundenen PC. Die IP-Adresse lässt sich dazu schnell durch Anschluss eines Monitors auslesen. Bei integriertem Nameserver ist das Gerät auch über http://trims erreichbar.

Das Versprechen des Herstellers, es ließen sich damit in nur 20 Minuten 50 Mitarbeiter mit einem laufenden E-Mail-Push-System versorgen, ist sportlich, aber erfüllbar: Nachdem der Administrator im Browser-Fenster den Freischaltcode eingetippt, sich eingeloggt und die PIN der integrierten SIM-Karte eingegeben hat, öffnet sich ein einfaches Menü zum Anlegen (und Sperren) der Benutzer-Accounts. Eine Möglichkeit, Nutzerinformationen aus einer Datenbank zu importieren, fehlt indes. Als entscheidendes Merkmal eines Users dient dabei dessen Handy-Nummer, an die die E-Mails weitergeleitet werden sollen.

Bis zu zehn Postfächer je User

Das Anlegen der E-Mail-Accounts kann neben dem Administrator auch der User selbst über ein eigenes Passwort übernehmen. Je Nutzer lassen sich bis zu zehn Postfächer einrichten. Dabei werden alle Mail-Server unterstützt, die per POP 3 oder Imap abrufbar sind. Imap hat hier den Vorteil, dass alle vom Mail-Server abgerufenen und ans Handy weitergeleiteten Nachrichten als gelesen markiert werden können. Als Business-tauglich zeigt sich die Lösung durch die Möglichkeit, einen gemeinsamen Absender-Account zu definieren, über den eigene E-Mails versendet werden. Zudem hat der Nutzer die Option, seinen mit dem Handy geschriebenen Mails einen Signaturtext (maximal 400 Zeichen) anzufügen. Dieser Anhang wird erst auf dem Server mit der Mail verbunden und reduziert so nicht die Textlänge der Mitteilung. Apropos Länge: Dank eines patentierten Komprimierungsverfahrens lassen sich in einer "Tri-MS" anstelle der üblichen 160 etwa 500 Zeichen versenden. Insgesamt lassen sich durch Verkettung von bis zu fünf Nachrichten 2,5 Kilobit oder 2500 Zeichen Text übertragen. Der Versand von Anhängen ist nicht möglich mit diesen könnten einfache Handys ohnehin nichts anfangen , wohl aber die Information über die Existenz eines Anhangs. Cougar Bay arbeitet jedoch an einer Lösung, mit der Nutzer über einen Web-Link auf angefügte Inhalte zugreifen können sollen.

Java und Windows Mobile

Der Handy-Client lässt sich kaum von einer Mobile-E-Mail-Umgebung unterscheiden: Die als Java- oder Windows-Mobile-Version erhältliche Anwendung startet auf Wunsch beim Eingang einer neuen Meldung und schlägt Alarm. In den Einstellungen lassen sich zudem so wichtige Details wie Groß- und Kleinschreibung, Wörter zählen und die Vorgehensweise bei vollem Ordner festlegen. Neben einem eigenen Adressbuch verfügt die Lösung auch über eine Archivfunktion sonst heißt es nach 100 eingegangenen Meldungen first in, first out (FIFO).