Praxistest: LG KU990 Viewty

14.12.2007

Ausstattung

Glanzstück des Viewty ist natürlich die Kamera. Fünf Megapixel, Xenonblitz, Bildstabilisator und wahlweise manueller Fokus verpflichten fast schon zu guten Bildergebnissen. Und die werden auch geliefert, selbst wenn nicht alles Gold ist, was glänzt. Fotos bieten bedingt durch die hohe Pixelanzahl einen hohen Detailgrad; auch Bildhelligkeit, Schärfe und Farbwiedergabe gehen in Ordnung. Allerdings neigen scharfe Kanten zum Ausfransen und hin und wieder werden Farben - vor allem rot - verfälscht dargestellt.

Größtes Manko jedoch: da die Bildhelligkeit über das Sucherzentrum in der Bildmitte bestimmt wird, werden Bilder bei bestimmten Lichtverhältnissen stark über- oder unterbelichtet. Auch der Bildstabilisator hält nicht, was er verspricht. Trotz aktiviertem Verwacklungsschutz war etwa die Hälfte der geknipsten Bilder unscharf. Der manuelle Fokus funktioniert hingegen tadellos und kann wie bei einer "echten" Digitalkamera durch einen Drehkranz um die Linse herum verstellt werden. Ob das ohne optischen Zoom überhaupt Sinn macht, ist allerdings eine andere Frage.

Der Videomodus überzeugt auf ganzer Linie. Er erlaubt Aufnahmen in VGA-Auflösung und schafft damit ordentliche Qualität. Lediglich bei schnellen Schwenks treten die bekannten Unschärfen auf, allerdings fällt das nicht stark ins Gewicht. Abgesehen von den normalen Videos bietet LG ein einzigartiges Feature: Zeitlupenaufnahmen. Mit bislang ungeschlagenen 120 Bildern pro Sekunde nimmt das Viewty gewünschte Szenen auf und spielt sie anschließend extrem verlangsamt wieder ab. Die entstandenen Sequenzen eröffnen etwa dem Betrachter eines aufprallenden Wassertropfens durch die Linse des Viewty Einblicke in einen völlig neuen Mikrokosmos, auch wenn die Auflösung auf 320x240 reduziert wird.

Bei den Musikfunktionen hat LG hingegen gespart. Zwar hat der koreanische Hersteller an ein Radio gedacht, vergeblich sucht man hingegen nach Klangpresets oder einem Equalizer, auch die Optik ist mehr als nüchtern. Zwar kommt das Viewty mit vielen Dateiformaten von MP3 bis WMA klar, DRM-geschützte Dateien ließen sich jedoch nicht zum Wechsel aufs Handy überreden. Positiv fällt hingegen der integrierte DivX-Player auf. Der ermöglicht es endlich, Filme, die sonst auf der Festplatte des heimischen Rechners verstauben, auch mobil auf dem Handy zu genießen. Und dank des für ein Handy riesigen Displays ist das Wort "genießen" auch tatsächlich gerechtferteigt. Keine Frage, das ist eine großartige Alternative zu MP3, Radio&Co. Natürlich müssen entsprechende Videofiles erst umgerechnet werden, um auf dem Handy genutzt werden zu können. Dafür legt LG einen DivX-Converter bei, mit dem das problemlos funktioniert.

Beim Thema Internetzugang patzt LG. Der Browser erreicht trotz UMTS und HSDPA bisweilen nur an ein 56K-Modem erinnernde Geschwindigkeiten und stellt HTML-Seiten nicht immer vollständig dar. Geschwindigkeitsprobleme tauchen demzufolge auch bei integrierten Anwendungen wie Google Maps auf, wo die Ladezeiten beim Bewegen auf der Karte nach kurzer Zeit stören. Emails stellen das HSDPA-Handy ebenfalls vor Herausforderungen. Beim Test eines IMAP-Postfaches stürzte das Viewty des Öfteren ab, POP-Konten wurden immerhin anstandslos verkraftet.

Ebenfalls Geschwindigkeitsprobleme - wenn auch anders verursacht - werden etwa bei der ruckeligen Einblendung des Schnellmenüs sichtbar. Die Leistungsüberprüfung mittels JBenchmark offenbarte mit ihren mageren Ergebnissen, dass ein überfordeter Prozessor im Handy seinen Dienst verrichtet. Immerhin hat es LG geschafft, Multitasking-Probleme erfolgreich zu umgehen. Gleichzeitiges SMS-Schreiben und Musikhören funktioniert tadellos. Auch bei den PIM-Funktionen gibt sich das Viewty keine Blöße. Mit einem übersichtlichen Kalender und mannigfaltigen Datenfeldern bei der Personalisierung der Kontakte bleiben nur wenige Wünsche offen. Einer ist allerdings gravierend: auf dem Handy dürfen maximal 500 Kontakte und 300 SMS abgelegt werden - viel zu wenig für eine ernsthafte Nutzung.

Praxistest: LG KU990 Viewty
Praxistest: LG KU990 Viewty
Praxistest: LG KU990 Viewty
Praxistest: LG KU990 Viewty
Praxistest: LG KU990 Viewty
Praxistest: LG KU990 Viewty

Zu niedrig ist auch die Übertragungsgeschwindigkeit der beiliegenden LG PC Suite. Zwar klappt die Synchronisation von Kontakten sowie Kalendereinträgen via Bluetooth (inklusive A2D-Profil) oder USB-Datenkabel reibungslos, will man allerdings Daten kopieren, sollte man viel Zeit einplanen. Träge 10 Sekunden (!) benötigt 1 MB (also ein Foto in höchster Auflösung), um vom Handy auf den PC überzuwechseln. Umgehen lässt sich das nur, indem man das Viewty im Massenspeicher-Modus mit dem PC verbindet und Daten per Windows Explorer verschiebt. Das klappt allerdings nur bei eingelegter microSD-Karte.