Firmengründung in den USA

Praktische Tipps zur US-Expansion

20.02.2023
Von   IDG ExpertenNetzwerk
Christoph Hofer ist Geschäftsführer der ZweiPunkt GmbH und eigenständiger Anbieter von Server-, Storage- und Netzwerklösungen. Davor war er in verschiedenen Managementpositionen bei zwei großen ITK-Distributoren tätig. Seit 2008 berät er mittelständische Unternehmen in puncto Omnichannel.
Deutsche Firmen mit zusätzlicher Dependance im Ausland profitieren von der Internationalisierung. Bei der Gründung von Zweigstellen in den USA zeigen sich Besonderheiten, die es zu beachten gilt.
Die Statue of Liberty als Symbol der Freiheit. Dieses umfasst auch die Freiheit für ausländische Unternehmen eine Dependance in den USA zu gründen.
Die Statue of Liberty als Symbol der Freiheit. Dieses umfasst auch die Freiheit für ausländische Unternehmen eine Dependance in den USA zu gründen.
Foto: Josef Hanus - shutterstock.com

Wenn das eigene Unternehmen den Kinderschuhen entwächst, denken viele Geschäftsführer über die nächste Etappe nach. Expansion lautet das Stichwort, doch wohin? Ein besonders attraktives Marktumfeld findet sich mit Blick gen Westen: die USA. Die Aussicht auf höhere Margen, größere Käuferschaft und einen widerstandsfähigen Wirtschaftsraum locken gerade europäische Firmen. Wer den Schritt wagt, stellt jedoch schnell fest, dass kulturelle Unterschiede eine Gründung oftmals erschweren. Einige hilfreiche Tricks ebnen den Weg zum US-amerikanischen Ableger.

Hausaufgaben im Vorfeld

Vor der Buchung der Flugtickets verlangen wichtige Fragen eine Klärung. So müssen Gründer entscheiden, welcher Standort den eigenen Ansprüchen am ehesten gerecht wird. Dabei spielen Faktoren wie

  • Branche,

  • Produktpalette und

  • Infrastruktur

tragende Rollen. IT-Hersteller beispielsweise profitieren vom technologiegeprägten Umfeld in San Francisco, weiterhin bringt die Nähe zu Universitäten Vorsprung beim späteren Recruiting.

Unternehmen aus dem Industrie-Sektor hingegen erwägen einen Sitz in nördlicheren Gefilden, wie Chicago oder Detroit. Im Vorfeld klären Organisierte, ob Dienstleister aus dem heimischen Raum in Übersee ebenfalls vertreten sind. So vermeiden sie langwieriges Suchen nach passenden Ansprechpartnern. Lieferanten in den USA trauen unbekannten Auftraggebern selten und erwarten bei ersten Bestellungen Vorkasse. Hier helfen etablierte Beziehungen aus der Heimat weiter.

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US-Expansion - eine Frage des Geldes

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten führt der erste Weg zur Bank. Mit Bargeld öffnen sich nur wenige Türen, daher benötigen Gründer zunächst ein Konto, eine Kreditkarte und Checks. Leichter gesagt als getan, denn ohne Social Security Number (SSN) keine Bankverbindung. An eine SSN zu gelangen, stellt Ausländer jedoch vor eine Herausforderung: Oftmals führt die Beantragung im Kreis herum. Für eine solche Nummer benötigen Einreisende ein Visum. Dieses wiederum erhält nur, wer ein Bankkonto bei einer amerikanischen Bank hat. So startet das Problem von vorne. Zwei Optionen bieten eine Lösung des Problems. Geduldige durchstreifen die Bankenlandschaft, bis ein Prozess die Kontoeröffnung dennoch erlaubt. Wer weniger Zeit hat und nicht selbst im Land bleiben will, nimmt einen Staatsbürger mit an Bord, über dessen SSN organisatorische Prozesse laufen.

Ähnliche Überraschungen hält das amerikanische Steuersystem für Neuankömmlinge bereit. Jeder Bundesstaat handhabt die Abgaben unterschiedlich. Manche fordern eine weitere Steuernummer, die nur im jeweiligen Staat gilt, andere verlangen für den Onlinehandel zusätzliche IDs. Um im Zahlendschungel nicht die Orientierung zu verlieren, wenden sich Unsichere an eine von sieben Auslandshandelskammern. Diese internationalen Ableger der IHKs unterstützen deutsche Unternehmer mit einem breiten Netz aus lokalen Dienstleistern und großem Wissensschatz. Auch ein ortsansässiger, deutschsprachiger Steuerberater kann Wunder wirken.

Die Arbeitsmentalität in den USA

Nun da finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, legen Gründer ihr Augenmerk auf die Teamfindung. Schnell scheinen Differenzen in Unternehmenskulturen durch. Während heimische Firmen Mitarbeitern drei Monate Kündigungsfrist einräumen müssen, gilt in den USA das Fire-and-Hire Prinzip.

Soll heißen: Wer heute eingestellt wird, kann morgen auch wieder gefeuert werden und muss gehen. Auf der einen Seite eröffnet diese Mentalität Möglichkeiten, mehrere Konstellationen auszuprobieren, anderseits entstehen so weniger Bindung und Vertrauen zwischen Arbeitnehmer und -geber. Dafür bilden Benefits wie eine Krankenversicherung eine Grundlage, um dem Team Sicherheit zu vermitteln.

Strategisch expandieren

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten lockt Unternehmer mit vielen wirtschaftlichen Vorzügen. Firmen mit Sitz in den Staaten ziert das Prädikat Global Player. Doch nicht nur ein guter Ruf winkt dank des neuen Standorts. Eine Neugründung bietet auf lange Sicht zudem Stabilität durch Risikostreuung.

Wenn ein Markt schwächelt, verhindern Umsätze des anderen Markts eine Firmenkrise. Durch diese Diversifikation gewinnt ein Unternehmen an Sicherheit. Wer seine Hausaufgaben macht und das Abenteuer Schritt für Schritt angeht, darf sich bald als erfolgreicher Gründungsvater feiern. (bw)