Messerundgang

PPS-Lösungen auf der CeBIT

28.02.1997

Von der Konzentration der PPS-Hersteller auf wenige große Anbieter, wie Marktauguren prophezeit haben, ist bislang noch nicht viel zu spüren - dies zeigt spätestens der Blick in den CeBIT-Katalog, in dem sich die alten Hasen der PPS-Branche nach wie vor seitenweise tummeln. Das Angebot besteht inzwischen überwiegend aus Komplettpaketen für das Enterprise Resource Planning (ERP), in denen PPS-Module den technischen Bereich einer integrierten, unternehmensweiten Standardlösung abbilden. Damit sich die zum Teil sehr speziellen Anwenderbelange trotz Standardisierung in der Software widerspiegeln, besteht der Neuigkeitswert vieler Produkte in den Erweiterungen für Nischenmärkte.

Halle 3

In der folgenden groben Übersicht zum PPS-Angebot der CeBIT wird auf die Darstellung von Branchenriesen wie SAP und Baan verzichtet. Eine Ausnahme bildet gewissermaßen Computer Associates (CA). Der Konzern verfolgt seit einiger Zeit die Strategie sogenannter Independant Business Units, mit denen die Kompetenz in den verschiedenen Produktsegmenten verstärkt werden soll. So auch im PPS-Sektor, dessen Installationen hierzulande bislang eher bescheiden ausfallen. Zwei neue Geschäftseinheiten der Darmstädter Computer Associates GmbH (Halle 3, Stand B39/40) kommen mit Industrielösungen zur CeBIT. Der im November vergangenen Jahres gegründete AS/400-Bereich präsentiert die Pakete "PRMS" für die Prozeßindustrie und die Serienfertigung sowie "KBM" für Variantenfertiger. Besonderheit hier ist die jüngst eingeführte "Quick Response Engine", ein Planungs- und Terminierungs-Tool für Windows-Clients, mit dem sich ein dynamisches Modell der Fertigungsumgebung samt Prozeßkontrolle erstellen läßt.

CAs Unix- und Windows-NT-Lager wird von der im letzten Februar offiziell vorgestellten MK Group repräsentiert. Das Debüt der Geschäftseinheit wurde von einem Namenswechsel des weiterentwickelten "Manman/X 3.x" in "MK Manufacturing 7.0" begleitet. Darin integriert ist das Lagerverwaltungssystem "Advanced Warehouse Management". Das regelbasierte Komplettpaket eignet sich für die auftragsorientierte und die Serienfertigung in mittleren und großen Unternehmen. Als Manufacturing-Varianten gibt es außerdem "MK Logistics" für distributionsorientierte Kunden (Großhandel und Versand) sowie "MK Enterprise" mit der integrierten System-Management- und Controlling-Komponente "Unicenter TNG" von CA.

Konkurrenz findet sich in Halle 3 reichlich. Auf dem Partnerstand der Wilken GmbH (Ulm), Aperia GmbH (Bad Nauheim) und WSW GmbH (Krailling) wird die branchenübergreifende Lösung "CS/2" gezeigt (Halle 3, Stand E11). Sie bietet modular einsetzbare Komponenten für die Anwendungsbereiche Finanz- und Rechnungswesen, Material- und Warenwirtschaft, PPS sowie Personalwirtschaft. Der von Aperia kommende Fertigungsteil (CSS) arbeitet wissensbasiert, läßt sich über ein natürlichsprachiges Regelwerk anpassen und bietet in der neuen Version 4.4 die Möglichkeit zur Integration von MS-Office-Anwendungen. Die Stärken des Programms liegen laut Hersteller im Bereich der Prozeßindustrie und in der variantenreichen Fertigung (Pharma/Chemie, Lebensmittel, Halbzeuge, Möbel etc.)

An Einzel-, Varianten- und Serienfertiger wendet sich die Berliner PSI AG (Halle 3, Stand B57) mit "Piuss Penta", das zur Messe in Version 3.0 vorgestellt wird. In dem objektorientierten System läßt sich nach Herstellerangaben die Veränderung von Geschäftsprozessen ohne Programmieraufwand durch individuelle Objektverkettung abbilden. Multimediales Dokumenten-Management, die Unterstützung von Zulieferketten in der Automobilindustrie sowie Produktkonfiguration und Projekt-Management sind die Neuheiten im jüngsten Release. Am Client können Windows 95, NT und ASCII-Schirme eingesetzt werden, als Server-Plattformen stehen NT und verschiedene Unix-Derivate zur Verfügung. Eine AS/400-Version mit DB/2 soll in Kürze folgen.

Die Bäurer GmbH (Halle 3, Stand E18) aus Hüfingen zeigt mit "Kifos" ein Komplettsystem, das von der Produktgenerierung über die Auftragsabwicklung, Logistik und Fertigung bis zur Archivierung reicht. Das mit 4GL-Tools entwickelte Paket läuft unter Unix und NT. Das Hauptgewicht legt der Hersteller in diesem Jahr auf die Distributionslogistik und die Präsentationstechniken. Zeichnungen und Produktfotos können einer Anwendung hinterlegt und über einen Viewer angezeigt werden. Außerdem lassen sich Kifos-Funktionen im BPR-Tool "Nautilus" abbilden.

Als PPS für Automobilzulieferer stellt die Stuttgarter Sligos GmbH (Halle 3, Stand E25) das "Fors"-Release 3.1 vor. Auf den Vorgaben der Automobilhersteller beruhend, setzt das AS/400- und Unix-basierte System Original-Liefereinteilungen über EDI automatisch in Fortschrittszahlen um. In Richtung Automobilindustrie zielt auch "R/3 Automotive Supplier", eine branchenspezifische R/3-Erweiterung für Zulieferer.

Erstmals in deutscher Version stellt die Dortmunder Experteam GmbH (Halle 3, Stand D23) das US-Produkt "Factory/AIM 6.0" vor, das die Planung von Fabriken, Ausstattung und Materialflüssen unterstützt. Das Simulationssystem modelliert und analysiert Fertigungs- beziehungsweise Logistikprozesse unter operativen Aspekten wie Gesamt- und Einzelkosten. Zielgruppe für die PC-Lösung sind die fertigungs- und Batch-orientierte Prozeßindustrie sowie Dienstleistungsunternehmen.

Eine Nischenpolitik in Form von Branchenlösungen betreibt eigenen Angaben zufolge jetzt die BIW GmbH (Halle 3, Stand D10) aus Neustadt. Einen Schwerpunkt legt der Hersteller mit seinem Business- und PPS-Paket "Brain AS" in den Segmenten Automotive und Pharma. Außerdem werden Java-Applets als Internet- und Intranet-Applikationen gezeigt. Dazu gehört eine Vertriebsaußendienstlösung mit Web-Anbindung.

Halle 4

Version 3.5 der aus 27 Modulen bestehenden Mittelstandslösung "Ebo" stellt die Eichenauer GmbH (Halle 4, Stand B42/113) aus Kandel vor. Der Jahrtausendwechsel in sämtlichen Datumsformaten wurde realisiert, die Einbindung des Euro als weitere Fremdwährung ist eine von diversen Neuerungen des Updates. Ebo ist mit der grafischen Oberfläche "G-Term" für diverse Unix-Derivate und BS2000 sowie in einer Betaversion für Windows NT verfügbar.

Als Neuheit ihrer 32-Bit-Windows-PPS "P2" für mittelständische Fertiger mit Schwerpunkt in den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Elektronik nennt die Karlsruher AP GmbH (Halle 4, Stand G03) die Einführung eines Verwaltungssystems für Sachmerkmalleisten nach DIN 4000/4001. Die Erweiterung soll insbesondere Unternehmen mit großem Teilespektrum wie Variantenfertiger bei der Wiederverwendung bereits konstruierter oder standardisierter Teile unterstützen.

Halle 5

Sämtliche Fertigungsarten von der diskreten bis zur prozeßorientierten Produktion beherrscht laut der J.D.Edwards GmbH (Halle 5, Stand A24) aus Langen das PPS-Modul des objektorientierten Standardpakets "Oneworld". Dem Umstand verteilter Produktionsstandorte und der zunehmenden Internationalisierung soll die Lösung durch die Verfügbarkeit der Module via Internet sowie durch eine ebenfalls Internet-gestützte EDI-Abwicklung gerecht werden. Komplexe Abhängigkeiten bezüglich Material- und Ressourcenfluß zwischen den einzelnen Werken optimiert ein Dispositionsprogramm. Das Standardpaket läuft auf IBM S/390, diversen Unix-Plattformen, AS/400 und DEC Alpha.

Lösungen rund um das integrierte Paket "Frida 5.0" mit einer PPS-Komponente für mittelständische Einzel-, Serien- und Variantenfertiger zeigt die Ettlinger Command GmbH (Halle 5, Stand A26). Ein unter dem Namenszusatz "Automotive" entwickeltes Logistikmodul für Automobilzulieferer deckt spezielle Funktionen wie Fortschrittszahlentechnik, Packmittelverwaltung sowie Frachtbrief- und Warenanhängererstellung ab. Außerdem bietet das Systemhaus im Rahmen seines "R/3-Sprint"-Konzepts Branchenapplikationen für SAPs Standardsoftware an: Jüngstes Mitglied im Portfolio ist "Food Sprint" für Nahrungsmittelhersteller. Den Kernteil darin bildet ein Laborinformationssystem, über das sich Laboratorien mit dem Wareneingang der Materialwirtschaft verbinden lassen. Neu ist auch die Komponente "PP Sprint", die R/3 im Produktionsbereich der Variantenfertigung ergänzt.

Das in Breisach ansässige AS/400-Systemhaus Rembold + Holzer GmbH (Halle 5, Stand B44) zeigt sich mit Version 1.6 seiner PPS-Lösung mit integrierten EDI-Funktionen.

Neben PPS bedienen die Module die Logistik speziell von Zulieferbetrieben, die Abwicklung in- und ausländischer Vertriebsaktivitäten, die Lager- und Materialflußlogistik sowie ein Expertensystem für Export- und Frachtoptimierung. Jahr-2000-Wechsel und Euro sind in dem Programm umgesetzt.

"System 21", ein Standardpaket mit integrierter PPS-Komponente von der JBA International Ratioplan GmbH (Halle 5, Stand A34) aus Villingen-Schwenningen, ist jetzt auch in einer Win- dows-NT-Version verfügbar und hat zwei neue Module erhalten. Mit Hilfe von "Business Intelli- gence Planning" lassen sich operative Daten darstellen und analysieren. Beim "Constructor" handelt es sich um ein grafisches Tool, das die Implementierung der Software sowie deren Anpassung an variierende Geschäftsprozesse beschleunigen soll. Lösungen sind unter anderem für die Branchen Pharma, Kosmetik, Nahrungsmittel, Automotive, Elektronik und Maschinenbau zu sehen.

Halle 20

Ein Neuling unter den PPS-Anbietern ist die Nürnberger Evosoft GmbH (Halle 20, Stand E22), die von ehemaligen Siemens-Mitarbeitern gegründet wurde. Das Unternehmen zeigt das von Siemens-Nixdorf im Rahmen des Cross Atlantic Program akquirierte System "Infoflo" des US-Herstellers Interactive Corp. Dessen Einsatzgebiete reichen von der auftragsbezogenen Fertigung bis zur Serienfertigung unter NT und Unix. Als Besonderheit gelten die objektrelationale Datenbank "Unidata" und das 4GL-Werkzeug "SB+", die laut Hersteller einen flexiblen Anwendungs- und Maskenaufbau gestatten.

Speziell an die chargenorientierte Prozeßindustrie wendet sich die Werum GmbH (Halle 20, Stand C33) aus Lüneburg mit dem validierbaren Produktionssteuerungssystem "PAS-X". Die neue Version 3.0 kommt mit Verbesserungen vor allem in den Modulen "PAS-PV" zur Verwaltung beziehungsweise Pflege von Rezepturen und Herstelleranweisungen sowie "PAS-Plan", das neben der Produktionsfeinplanung jetzt auch die Grobplanung unterstützt. Materialverfügbarkeitsprüfungen und absatzorientierte Planverfahren mit Bestandsminimierung sind dabei möglich.

Mit Erweiterungen in den Bereichen Fertigung sowie Absatz und Vertrieb präsentiert die CAI GmbH (Halle 20, Stand C18) aus Rimpar bei Würzburg ihren Softwarebaukasten "CAI/CS". Als Ergänzungen sind vor allem die Module Einkauf und Logistik zu sehen. Das objektorientierte Paket nutzt Smalltalk als Programmier-Tools.

Das erst kürzlich in einer reinen Windows-NT-Version vorgestellte integrierte Paket "VPPS" der Infor GmbH (Halle 20, Stand B33) aus Friedrichsthal kommt in Release 5.3 auf die Messe. Darin hat der Hersteller die Vertriebsfunktionen überarbeitet, ein Kundeninformationssystem sowie eine Service- und Wartungsabwicklung eingeführt. Highlight ist auch das Modul "VPPS Connect", das den asynchronen Datenaustausch via TCP/IP im Internet erlaubt.

Zu den neuen Modulen der unter Unix und NT laufenden PPS-Komplettlösung "Dialog Total NTX" der Kieler BOG Peter Schmidt GmbH (Halle 20, Stand B39) gehört die "Lieferantenbeurteilung". Hier lassen sich Daten zur Preisgestaltung, Lieferzuverlässigkeit, Mengentreue und Qualität erfassen. Ein Frühwarnsystem zeigt an, wann ein Lieferant vor dem Wechsel in eine andere Qualifikationsstufe steht. Weitere Komponenten, die BOG mitbringt, sind die Module Absatzplanung und Werkzeugverwaltung.

Halle 21 und sonstige

Die auf mittelständische Betriebe zugeschnittene Lösung "Diaprod" der Seitz Focus GmbH (Halle 21, Stand G49) aus Ludwigsburg deckt Unternehmensprozesse von der Angebotserstellung über die Fertigung bis zur Auslieferung und Fakturierung ab. Hinzu kommen kaufmännische Module der unter Windows NT und Unix laufenden Lösung. Eine Besonderheit liegt in der Verbindung zwischen Fertigung und Konstruktion. So ist es möglich, sich im PPS-System auf Mausklick Zeichnungen anzeigen zu lassen und diese zum Beispiel in ein Angebot einzubinden. Die Daten lassen sich mit namhaften CAD-Produkten auch online austauschen.

Als Partner auf dem Oracle-Stand stellt die Kybernon GmbH (Halle 1, Stand 6a2) aus Ismaning ihr PPS-System "Factory" für die Einzel- und Serienfertigung aus. Das auf Oracle 7 basierende Paket wurde von Forms 3.0 auf Forms 4.5 migriert und bietet somit eine grafische Benutzeroberfläche unter Unix und Windows NT. Mit dem Baustein "Controlling" läßt sich laut Hersteller die gesamte Funktionskette der PPS in einen kybernetischen Regelkreis überführen, so daß Beschaffungs- und Produktionsprozesse in Abhängigkeit ihres bisherigen Verhaltens geregelt werden können. (siehe auch Seite 31.)