Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt erwünscht:\

PPS kommt Schweizer Industrie zu Hilfe

11.02.1983

BIBERIST (sg) - Die Papierindustrie der Schweiz stellt jährlich rund eine Million Tonnen Papier und Karton her. Um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben, ist der Einsatz moderner Maschinen und Produktionsverfahren notwendig.

Der größte Schweizer Feinpapierhersteller, die Papierfabrik Biberist, beschäftigt rund 950 Mitarbeiter. Jährlich werden hier rund 130 000 Tonnen Papierprodukte erzeugt, produziert und zum überwiegenden Teil für zahlreiche kleine und kundenspezifische Einzelaufträge. Ein Großteil der Biberister Waren wandert deshalb gar nicht erst ins Lager, sondern wird unverzüglich per Bahnoder Lastwagentransport dem jeweiligen Auftraggeber zugestellt.

Kostengünstiger durch wenig Verschnitt

Um auch für solche Fälle noch kostengünstig produzieren zu können, ist das Unternehmen darauf angewiesen, aus den vielen kleinen Aufträgen größere Fabrikationslose zu machen und dabei möglichst wenig Verschnitt zu erzeugen. Die Lösung dieses Problems ist nicht so einfach, da zahlreiche Faktoren wie Maschinenbreite, Qualität, Format, Termin etc., Welche in eine dermaßen kundenspezifische Produktion hineinspielen, hierbei eine Rolle spielen.

Mit einem straff organisierten System bei der Produktionsplanung und -steuerung (PPS), das sich Hilfe von Computern bedient, ging man

bei der Papierfabrik Biberist zusammen mit NCR (Schweiz) daran, das komplexe Problem in den Griff zu bekommen. Eine Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung bildete die kurz zuvor realisierte elektronische Betriebsdatenerfassung.

Einsatz in Phasen

Die Einführung des PPS- Systems erfolgte in mehreren Phasen. Zunächst wurden mit der Inbetriebnahme einer neuen automatischen Rollenpackmaschine die Betriebsdatenerfassung sowie die Auftragssteuerung und -verwaltung verwirklicht. Beide Arbeiten konnten Ende August 1982 gestartet werden. Wunschgemäß läuft das eingesetzte Betriebsdatenerfassungssystem NCR SDM-15 ohne nennenswerte Anlaufschwierigkeit rund um die Uhr.

Fertigungs- und Ausrüstungsauftrage werden demzufolge heute in der Papierfabrik Biberist auf dem Hauptrechner, einer NCP, V-8570, täglich erfaßt und anschließend auf das SDM-15-System mittels Magnetband überspielt. Damit können dann an einem von insgesamt ein Dutzend im Betrieb installierten SDM-Terminals sämtliche Auftragsdaten dezentral abgefragt werden.

Die Erfassung der Betriebsdaten wie Arbeitszeiten der Gruppen, Tambouren-Identifikation, Rollenidentifikation, Rollenqualifikation, Paletten mit Formatpapier oder Rollen, Verladedisposition (Bahnwagen, LKW) sowie Rüst- und Lieferinformation erfolgt dann im Dialog über die Betriebsterminals beziehungsweise Bildschirme. Diese sind beispielsweise direkt an den Rollenschneidemaschinen, Rollenpackmaschinen, Packstellen, Palettisierstellen sowie im Versand, in der Spedition und in

der Arbeitsvorbereitung installiert.

Besser mit Strichcode

Sieben dezentral eingesetzte Drucker liefern jeweils am richtigen Ort Rollenlaufkarten, Rollnetiketten, Fabrikations- und Auftragsfortschrittsmeldungen, Packjournale, Rüstpapiere, Spezifikationen, Lieferscheine und Verladelisten. Die Informationen auf allen Papieren, welche die Papierrollen auf dem Weg durch die Fabrik begleiten, sind überdies im Strichcode (Barcode) aufgedruckt. Dadurch sind diese mit einem optischen Lesestift lesbar, was umständliche Eingabe über Tastatur vermeiden hilft.

Das SDM-15-System überwacht alle Eingaben der Daten und meldet dem Benutzer in der Fabrik Unstimmigkeiten sofort. Alle erfaßten Daten werden täglich dem Hauptrechner rückgemeldet. Ihre Weiterverarbeitung ermöglicht betriebliche Verbesserungen. So sind Arbeitsvorbereitung und Spedition jetzt vermutlich rascher über die laufenden Aufträge im Bilde. Denn sofort nachdem die letzte Rolle eines Auftrages gepackt ist, können die Speditionsmitarbeiter von ihren Terminals aus die Lieferung und den Druck der Lieferscheine auslösen. Früher mußte man ohne genaue Übersicht über die Gesamtsituation in der Papierproduktion häufig umdisponieren und auch die Mitarbeiter oft kurzfristig von einer Maschine auf eine andere "springen" lassen.

Ruhigerer Arbeitsablauf durch Dezentralisierung

Erst durch die EDV mit zentraler Datenbank sowie der Möglichkeit, Daten auch dezentral, zum Beispiel am Betriebsdatenterminal wieder zu verteilen, ließ sich der Produktionsfluß verbessern. Womit letztendlich der ganze Betriebsablauf wesentlich ruhiger ablaufen kann.

Mit der Realisierung der nächsten Phase des Biberister PPS-Konzeptes wird sich das erstmalige Erfassen von Betriebsdaten, das heute noch am Ende der Rollenschneidemaschinen stattfindet, stufenweise weiter in Richtung Produktionsbeginn und zwar bis zur Rohstoffaufbereitung, verschieben. Die Ergebnisse hieraus werden in immer genaueren Kennzahlen und Durchschnittswerten aus zahlreichen Stellen im Betrieb bestehen, mit deren Hilfe sich die komplexe kundenspezifiche Papierproduktion wirksamer planen und steuern läßt.