Mobile World Congress

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Powermat schafft das Handy-Ladegerät ab

16.02.2011
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Während die EU-Kommission noch das Universal-Ladegerät für Handys fordert, ist das US-israelische Unternehmen Powermat bereits einen Schritt weiter: Es schafft das Ladegerät komplett ab.
Powermat lädt Handys und Smartphones per Induktion.
Powermat lädt Handys und Smartphones per Induktion.

Eine coole Idee zeigte Powermat auf dem Mobile World Congress: Handys und Smartphones werden einfach per Induktion geladen, so dass das klassische Ladegerät in Rente geschickt werden kann. Das Konzept dahinter, eine Induktionsplatte mit entsprechendem Gegenstück im Handy, propagiert das noch keine zwei Jahre alte Startup-Unternehmen zwar seit längerem, doch in Barcelona konnte Powermat nun verschiedene praktische Anwendungen zeigen.

Hier die Variante fürs Auto.
Hier die Variante fürs Auto.

Diese Anwendungen benötigt das Unternehmen auch dringend, denn beim ersten Kontakt mit der Powermat-Technologie stellt sich nicht sofort ein Wow-Effekt ein. Wo soll schließlich der Vorteil liegen, wenn der Geschäftsreisende statt eines Handy-Ladegerätes nun eine Induktionsplatte plus Steckernetzteil mit sich rumschleppen muss. Die Antwort erschließt sich erst auf den zweiten Blick: So können auf der Induktionsplatte auch bis zu drei Devices geladen werden. Und der Ladevorgang erfolgt berührungslos durch Induktion, so dass etwa ein Blackberry und ein iPhone gleichzeitig auf der gleichen Matte geladen werden können. Beim BlackBerry ist die Induktionstechnik perfekt in den Gehäusedeckel der Rückseite integriert. Beim iPhone ist die Technik dagegen in Form eines Hardcovers realisiert.

Ein europäischer Flughafen will seine Sitze in den Wartehallen mit Powermat ausstatten.
Ein europäischer Flughafen will seine Sitze in den Wartehallen mit Powermat ausstatten.

Der wahre Vorteil des Powermat-Systems offenbart sich aber erst, wenn es um die Anwendungen geht: So will etwa ein europäischer Flughafen seine Sitze von Arconas in den Wartehallen mit Powermat ausstatten. Beim Warten auf das Boarding muss der Reisende sein Handy also nur noch neben sich legen und schon wird es per Induktion geladen. Dem Unternehmen zufolge überlegen auch schon Hotels, in ihre Tische auf den Zimmern die Powermat-Technologie zu integrieren. Ferner wird der Büromöbel-Hersteller Teknion seine Schreibtische mit entsprechenden Induktionsflächen ausrüsten. Nimmt man nur dieser drei Beispiele für Lademöglichkeiten, dann kann das Handy-Netzteil künftig zuhause blieben. Zumal das Unternehmen noch eine Induktionsplatte mit integriertem Akku im Programm hat, um Geräte ganz ohne verfügbare Steckdose laden zu können.

Doch der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt: Noch im Jahresverlauf sollen Passiv-Halter, wie sie für das mobile Navi oder Handy im Auto verwendet werden, mit der Induktionstechnik lieferbar sein. Im Mietwagen oder Firmen-Pool-Fahrzeug eingebaut hätte damit das Strippenwirrwarr aus Zigarettenanzünder-Adapter und Ladekabel ein Ende. Laut Powermat hat das Konzept Generals Motors bereits so überzeugt, dass man es in den nächsten Opel Ampera in der Mittelkonsole einbauen will.

Für ältere Geräte oder Modell für die es keinen angepassten Gehäusedeckel gibt, hat das Unternehmen noch einen Universaladapter für USB im Programm. Damit können dann selbst Kameras, Fotos oder andere Devices wie Bluetooth-Headsets geladen werden. Nokia-Nutzer dürfte sich die Frage nach dem Adapter bald nicht mehr stellen, denn Powermat und die Finnen haben bereits ein Kooperationsvereinbarung geschlossen. Ein Kit für das iPhone 4, bestehend aus Netzteil, Induktionsplatte und Hardcover soll laut Hersteller um die 49 Dollar kosten. (ph)