Heimnetz & LAN

Powerline - Netzwerk über die Stromleitung

14.06.2016
Von Thorsten Eggeling und Christoph Hoffmann
Wenn zusätzliche Kabel in der Wohnung nicht in Frage kommen, steigen Sie auf Powerline um. Damit nutzen Sie die vorhandene Stromleitung elegant fürs Netzwerk.
Powerline erlaubt bequeme LAN-Verbindungen ohne Kabelsalat im ganzen Haus.
Powerline erlaubt bequeme LAN-Verbindungen ohne Kabelsalat im ganzen Haus.
Foto: AVM

Die Verbindung im heimischen Netzwerk läuft meist über Kabel oder WLAN. Dafür sind die DSL-Router oder Kabel-Modems, die der Provider zur Verfügung stellt, in der Regel standardmäßig ausgerüstet. Aber nicht jeder kann oder möchte Netzwerkkabel in der Wohnung verlegen, und das WLAN-Funksignal reicht auch nicht zuverlässig in jede Ecke. Die Alternative heißt Powerline, auch "Power- LAN", "dLAN" oder PLC (Powerline Communication) genannt. Dabei wird die Stromleitung im Haus für die Netzwerkverbindung genutzt, zusätzliche Kabel sind nicht erforderlich. Powerline funktioniert meist problemlos und ist kostengünstig. Wie die Technik arbeitet und was Sie für Powerline benötigen, erklärt dieser Artikel.

Wie Powerline funktioniert

Für Powerline benötigen Sie mindestens zwei Adapter. Der eine kommt in eine Steckdose in der Nähe eines Netzwerkkabels. Sie können ihn über ein Ethernet-Kabel etwa direkt mit dem DSL-Router verbinden. Den anderen platzieren Sie in der Nähe des Endgeräts. Von hier führt das Ethernet-Kabel vom Powerline-Adapter zum Computer oder Notebook. Es gibt aber auch Modelle mit WLAN. Die Adapter arbeiten ähnlich wie ein Modem, und sie verwenden die gleiche Übertragungstechnik wie DSL (OFDM, Orthogonal Frequency Division Multiplexing). Auf eine Trägerfrequenz zwischen 2 und 68 MHz, bei älteren Adaptern zwischen 2 und 28 MHz, werden die Signale phasen- und amplitudenmoduliert. Die Informationen stecken also in der Frequenz, die in einem festgelegten Bereich variiert (Phase), und in der Auslenkung der Schwingung zwischen einem Minimalund einem Maximalwert (Amplitude). "Orthogonal" bedeutet in diesem Zusammenhang, dass das verfügbare Frequenzband in mehrere unabhängige Kanäle aufgeteilt wird, die aber alle gleichzeitig genutzt werden. Kommt es zu Störungen durch andere hochfrequente Geräte, wird der betroffene Kanal nicht mehr verwendet. Unvollständige Datenpakete lassen sich durch Redundanz oder Neuanforderung korrigieren.

Als aktueller Homeplug-AV2-Adapter beherrscht der Fritz Powerline 1000E das MIMO-Verfahren: Dabei können die Adapter über zwei Paare der drei Adern des Stromnetzes (Phase, Neutralleiter, Schutzleiter) gleichzeitig übertragen. In der Fritz-Software sehen Sie, ob die Adapter bei der Übertragung dieses Verfahren gerade nutzen. Unter erschwerten Bedingungen hält sich der AVM-Adapter über die kurze Distanz gut: Er verliert nur rund sieben Prozent des Tempos und kommt in der Spitze auf 287 und im Mittel auf 278 Mbit/s.

 Powerline ist in der Praxis deutlich langsamer als Gigabit-Ethernet und etwas langsamer als WLAN 802.11n. Der Einsatz von Powerline ist vor allem sinnvoll, wenn die Bedingungen für WLAN schlecht sind.
Powerline ist in der Praxis deutlich langsamer als Gigabit-Ethernet und etwas langsamer als WLAN 802.11n. Der Einsatz von Powerline ist vor allem sinnvoll, wenn die Bedingungen für WLAN schlecht sind.
Foto: PC-Welt

Die Geschwindigkeit von Powerline optimieren

Wie hoch die Geschwindigkeit dann am Ende ist, hängt von vielen Faktoren ab. Bei Powerline spielen die räumliche Distanz der Adapter und die Qualität der Stromleitung eine wichtige Rolle. Wie bei WLAN können Störungen durch andere Geräte den Durchsatz beeinträchtigen. Erscheint die Verbindung als zu langsam, hilft nur Ausprobieren. Stöpseln Sie die Adapter direkt in unterschiedliche Steckdosen und messen Sie die Übertragungsrate im Netzwerk. Verwenden Sie nur Wandsteckdosen, und schließen Sie Steckerleisten über die Durchreiche des Adapters an. Powerline-Adapter funktionieren über eine Entfernung von bis zu 300 Metern.

Aktuelle Powerline-Geräte verwenden alle drei Adern im Stromkabel: Außenleiter (Phase), Neutralleiter und Schutzleiter. Optimale Ergebnisse lassen sich erreichen, wenn alle Adapter die gleiche Phase verwenden. In der Regel kommt in Häusern und Wohnungen Dreiphasenwechselstrom zum Einsatz. Bei einer typischen Elektroinstallation werden einzelne Bereiche, etwa Erdgeschoss und erstes Stockwerk, an jeweils einen Außenleiter angeschlossen. Die Kabel kommen sich nur am Sicherungskasten in die Nähe, wo das Powerline-Signal durch Übersprechen zu den anderen Phasen gelangen kann. Sollte die Verbindung zwischen den unterschiedlichen Bereichen der Wohnung nicht gut funktionieren, kann ein Phasenkoppler weiterhelfen (ab 20 Euro). Er sorgt für eine hochfrequente Überbrückung der Außenleiter und muss von einer Elektrofachkraft im Verteilerkasten montiert werden.