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Power4+ und mehr COD für IBMs pSeries

06.05.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - IBM stellt heute im Rahmen seiner "pSeries" verbesserte Midrange-Server "p655" und Enterprise-Systeme "p670" und "p690" mit deutlich schnelleren "Power4+"-Prozessoren vor. Außerdem gibt es erstmals in der Unix-Linie Capacity On Demand (COD) in Test- und temporären Varianten, was Big Blue bis dato nur für die "iSeries" und die "zSeries"-Großrechner anbot.

Bereits im vergangenen Monat hatte der Hersteller nach Angaben von Marketing-Direktor Jim McGaughan die Preise für die bisherigen p670- und p690-Modelle mit 1,1 bis 1,3 Gigahertz schnellen Power4-Prozessoren um 25 bis 30 Prozent gesenkt, um der Nachfolgegeneration mit auf 1,5 und 1,7 Gigahertz getakteten Power4+-CPUs den Weg zu ebnen. McGaughan zufolge kostet die neue Generation in etwa gleich viel wie die Power4-Vorgänger im vergangenen Jahr. Die pServer 650/55 kamen erst im vergangenen November auf den Markt und verwendeten bereits Power4+-Prozessoren mit 1,2 und 1,45 Gigahertz Taktung.

Die pSeries 650 und 655 sind Acht-Wege-Maschinen, das Modell p670 hat 16 und der pServer 690 32 Prozessoren. Die Maschinen wurden unter dem Codenamen "Regatta" entwickelt und debütierten im Oktober 2001. Der neue Power4+ wird in einem 130-Nanometer-Prozess mit Kupferbahnen und Silicon-on-Insulator (SoI) gefertigt, was eine kleinere Baugröße, höhere Taktung sowie geringere Abwärme ermöglicht. Die erste Power4-Generation wurde noch mit Strukturbreiten von 180 Nanometer und Kupferleitern mit bis zu 1,3 Gigahertz Taktfrequenz produziert. Sie wies außerdem einen mit 1,44 MB geringfügig kleineren L2-Cache auf als die neuen Chips mit ihren 1,5 MB.

Neben den schnelleren Prozessoren soll im p670 und p690 auch ein neuer I/O-Backplane für mehr Geschwindigkeit sorgen. "RIO-2" (Remote I/O-2) ist für die beiden größten Maschinen optional zu haben und ermöglicht I/O-Busse mit 1 Gigahertz Taktung und in der Folge 133 Megahertz schnelle PCI-X-Erweiterungskarten. Im p670 wurde die gesamte I/O-Bandbreite laut Hersteller von 6 auf 14 Gigabyte pro Sekunde mehr als verdoppelt, beim p690 sogar von 16 auf 44 GB/s nahezu verdreifacht. Davon dürften vor allem I/O-intensive Anwendungen profitieren - und auch der OLTP-Benchmark TPC-C. Sowohl im p670 als auch im p690 finden sich zudem neue Speicherkarten mit doppelter Dichte und schnellerem, auf 567 Megahertz getakteten L3-Cache. Für den p670 beträgt die maximale Hauptspeichergröße nun 256 GB, beim p690 liegt sie bei 512 GB. Verbessert wurde auch die logische Partitionierung - der pSeries 690 erlaubt nun 32 Partitionen,

der p670 deren 16 (zuvor vier) und der p650/55 vier (zuvor zwei).

Die verbesserte Hardware zusammen mit Anpassungen am Betriebssystem AIX für die Unterstützung von DB2 und Oracle bringt McGaughan zufolge erhebliche Leistungsverbesserungen. Der neue p655 bietet im hauseigenen Test rPerf (IBM Relative Performance) 82 Prozent mehr Leistung als seine Vorgänger, für den p670 und p690 liegen die Zuwächse bei 92 respektive 65 Prozent. Ein TPC-C-Testergebnis für den neuen p690 hat IBM bislang noch nicht veröffentlicht. Rein rechnerisch aber müsste ein voll ausgebauter 32-Wege-Server mit 1,7 Gigahertz schnellen Power4+-Chips auf über 700.000 tpmC kommen und damit auch den aktuellen Spitzenreiter aus dem Hause HP (Computerwoche online berichtete) hinter sich lassen. 40 Prozent mehr Leistung bei nur 13 Prozent schnellerem Takt machen aus Sicht von "Computerwire"

eindeutig klar, warum IBM in die Power-Plattform investiert und dies auch beim "Power5" und "Power6" weiterhin tun wird.

Im Bereich On-Demand erlauben es alle neuen p650, p655, p670 und p690, innerhalb einer Testphase von 30 Tagen unabhängig voneinander sowohl Speicher als auch Prozessoren hinzuzufügen. Kunden können so austesten, wie viel Kapazität sie tatsächlich benötigen, bevor sie ein System kaufen. Außerdem bietet Big Blue für die pSeries erstmals auch temporäres COD; in der auf der gleichen Hardware basierenden iSeries ist dies schon länger im Angebot.

Beim Power4(+) handelt es sich faktisch um zwei Cores mit gemeinsam genutzten L2-Speicher auf einem Chip. Beim COD erhalten Kunden keine theoretisch voll ausgebaute Maschinen - der p690 wird standardmäßig mit zwei Acht-Core-MCMs (Multi-Chip-Modules) ausgeliefert, bei denen acht Cores - von IBM als "Prozessoren" tituliert - aktiv sind und die übrigen im Standbymodus warten. Letzere lassen sich binnen 60 Tagen jeweils paarweise freischalten. Der p670 kommt mit acht aktiven und vier inaktiven Cores. Beim Speicher-COD kann man beide großen Maschinen mit wahlweise 16 GB, davon 8 GB freigeschaltetn, oder 32 GB, davon 16 GB aktiv, bestellen. Der inaktive Speicher lässt sich in Blöcken à 4 GB einschalten.

Ausgeliefert werden die neuen Power4+-Prozessoren ab Ende Mai. Upgrades für bisherige p670- und p690-Kunden wird es allerdings erst ab Mitte August geben, und das temporäre COD folgt sogar erst Ende September. Erstmals bietet IBM auch eine Modellumwandlung zwischen p670 und p690 an. Kunden können ab Mitte August beim Upgrade auf die größere Maschine ihre p670-Seriennumer behalten (interessant aus Abschreibungsgründen). Die schnelleren p650 und p655 sollen ab 25. Juli erscheinen, Chipupgrades - obwohl noch nicht offiziell angekündigt - dürften hier aber bereits ab Ende Mai möglich sein. (tc)