Top 10 - Angela Weißenberger, Lorenz Snack-World

Power is nothing without control

28.11.2008
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Dieser Werbespruch des Reifenherstellers Pirelli passt auf Angela Weißenberger: Die Power-Frau hat ihren Laden unter Kontrolle.
Angela Weißenberger, CIO von Lorenz Snack-World, kam beim "CIO des Jahres 2008" mit ihrer Bewerbung unter die Top 10 in der Kategorie Großunternehmen.
Angela Weißenberger, CIO von Lorenz Snack-World, kam beim "CIO des Jahres 2008" mit ihrer Bewerbung unter die Top 10 in der Kategorie Großunternehmen.
Foto: Angela Weißenberger

Dieses Jahr möchte Weißenberger das Weihnachtsfest aber zu Hause feiern. Im vergangenen Jahr verbrachte sie es im Büro - gemeinsam mit ihrem Team. Wie sie es geschafft hat, die Leute ihren Familien zu entreißen? "Mit viel Motivationsarbeit", schmunzelt die IT-Chefin der Lorenz Bahlsen Snack-World, "aber die wirkt nur, wenn man ein richtig gutes Team hat."

Die Tour de Force zum Jahresende war nötig, weil das größte IT-Projekt in der Firmengeschichte eine Punktlandung hinlegen musste: Ende Dezember endete der Servicevertrag mit T-Systems, und der neue Outsourcing-Partner BASF IT Services sollte seine Arbeit aufnehmen.

Vorangegangen waren eine sorgfältige Anbieterauswahl mit Due Diligence - sowie der Aufbau einer komplett neuen IT-Infrastruktur. Schon der Release-Wechsel von SAP ERP 4.6c auf ECC 6.0 oder die Abbildung der Logistik im SAP-System mit Anbindung der Transportdienstleister wären woanders Mammutprojekte gewesen. Bei Lorenz Snack-World rangierten sie unter ferner liefen. Denn gleichzeitig mit dem Übergang zum neuen Outsourcer sollte die IT-Struktur endgültig aus dem Verbund mit der ehemaligen Konzernmutter Bahlsen herausgelöst werden (siehe auch: "Outsourcing 2.0").

Doppelte Generalprobe

Etwa ein Jahr hatte es gedauert, die aktuellen Software-Releases und die Schnittstellen zum neuen Dienstleister zu gestalten. Jetzt galt es, den Staffelstab zu übergeben, ohne ihn fallen zu lassen oder zu stolpern. Da die eigentliche Transition mehrere Tage beanspruchen würde und die Logistik spätestens am 27. Dezember wieder reibungslos funktionieren musste, kam als Termin nur Weihnachten in Frage. Allenfalls in einem Worst-Case-Szenario erwog Weißenberger einen Aufschub bis Ostern. Aber dazu kam es glücklicherweise nicht. Obwohl die Generalprobe zunächst misslang, also schlechte Ergebnisse lieferte, und deshalb wiederholt werden musste, ging das Projekt pünktlich "live".

Gewaltiges Automationspotenzial

Im Vergleich zu diesem dicken Brocken erscheinen die laufenden Projekte eher unspektakulär. In diesem Jahr hat Weißenberger viel Zeit in Polen verbracht, wo sie die IT eines neuen Shared-Service-Centers aufbaut. Eines der erfolgversprechendsten Vorhaben, die dort umgesetzt werden, betrifft das automatisierte Einlesen von Rechnungen via OCR und elektronischen Workflow für die Rechnungsprüfung. Das System soll im Januar nächsten Jahres in den Echtbetrieb gehen. "Wir können derzeit bis zu 60 Prozent der Rechnungen komplett fehlerfrei einlesen", freut sich die IT-Fachfrau, "das kann man wirklich gut automatisieren."