DIW sieht bisher nur geringe Arbeitsmarkt-Impulse, doch:

Post will mit Kabel-Milliarden Jobs sichern

15.01.1988

BONN (lo) - Milliarden-Investitionen im Sektor moderne Fernmeldetechnik sollen Beschäftigungseffekte zeitigen. Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling bilanziert bereits pro investierte Milliarde rund 20 000 Arbeitsplätze; das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin hingegen beobachtet bescheidenere Impulse.

Investitionen der Post in Kabelnetze sichern hierzulande Jobs: Mehr als 200 000 Arbeitsplätze bei privaten Unternehmen könnten, betont Minister Schwarz-Schilling, durch jene gut 20 Milliarden Mark gesichert werden, die die Post in den nächsten zwei Jahren vor allem im Bereich Fernmelde-High-Tech anlegen will. Das digitale Fernmeldenetz ISDN solle ausgebaut werden und Telefon-, Daten- und Bildübermittlung vereinen. Basis dafür ist die Glasfaser-Technik.

Lediglich bescheidene Impulse für Beschäftigungseffekte beobachtet indes das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. DIW-Experten bestätigen mit ihren Berechnungen nur annähernd jene Prognosen, die der Bundespostminister im Vorfeld seiner Kabel-Offensive abgab. Jede jährlich angelegte Kabel-Milliarde, so prognostizierte Schwarz-Schilling bereits 1983, schaffe oder sichere per anno im Schnitt 21 000 Stellen. Dabei stutzte der Minister seine Überlegungen wiederum auf Studien des DIW. Die Berliner hatten allerdings in ihrer Kalkulation zugleich darauf aufmerksam gemacht, daß kaum zusätzliche Beschäftigte angeworben würden, solange unausgelastete Personalkapazitäten bestünden.

Für das Jahr 1984 gehen die DIW-Experten deshalb davon aus, daß durch den Investitionsschub von etwa fünf Milliarden Mark außerhalb der Post 13 500 Stellen entstanden. Immerhin wurde in 1986 mit weiteren 1,5 Milliarden Mark Einsatz ein Beschäftigungseffekt für gut 21 000 Arbeitsplätze erreicht. Bei der Post selbst lösten die von 1980 bis 1986 investierten Milliarden einen Zuwachs von etwas mehr als 5000 Mitarbeitern aus, wissen die Berliner Wirtschaftsforscher.

Die High-Tech-Branche schnitt bei der Job-Bilanz des Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin schlecht ab. Auf die nachrichtentechnische Industrie entfielen von den neugeschaffenen Stellen nämlich nur 12,5 Prozent. Die Kabelhersteller verbuchten lediglich 2,5 vom Hundert. Den Löwenanteil hielten der "artfremde" Tiefbau und die vorgelagerte Produktion sowie Handwerksbetriebe.