Bildschirmtext und Kabelfernsehen:

Post unterstreicht ihr Übertragungsmonopol

23.03.1979

BONN (pi) - Nur die Post kann - bei rationaler Betrachtungsweise - die technische Netzträgerschaft für die Projekte Bildschirmtext und Kabelfernsehen übernehmen; diese Auffassung geht aus einer Erklärung des Bundespostministeriums hervor. Das gleiche gilt, wie bei anderer Gelegenheit erklärt wurde, auch für die Projekte Telefax und Bürofernschreiben.

Für diese Haltung führt Post-Staatssekretär Dietrich Elias technische Argumente ins Feld, darunter den Hinweis auf fehlende Alternativen, und distanziert sich ausdrücklich von einer ordnungs- und wettbewerbspolitisch geführten Diskussion. Die Bundespost, die wegen der privatwirtschaftlichen Konkurrenz im Paketdienst bereits auf den schlechten Risiken sitzt, will den "ertragsversprechenden" (Elias) Kommunikationsmarkt für sich behalten. Elias kündigte Pilotprojekte an.

Zur technischen Vorbereitung des Bildschirmtextes betreibt die Deutsche Bundespost schon seit einiger Zeit versuchsweise eine Bildschirmtextzentrale. An diesen nichtöffentlichen Versuchen beteiligen sich etwa 50 Textanbieter, die insgesamt 4200 Seiten im Computer belegt haben.

Bildschirmtext-Arbeitskreis

Um Erfahrungen unter praktischen Einsatzbedingungen um die Akzeptanz dieses Dienstes durch die Teilnehmer zu testen, bereitet die Deutsche Bundespost für 1890 einen Feldversuch in der Region Düsseldorf/Neuß vor. An diesem Feldversuch sollen sich 2000 nach marktwirtschaftlichen Kriterien ausgewählte Privathaushalte und 1000 von Wirtschaftsverbänden und Verwaltungen benannte, vorwiegend geschäftliche Teilnehmer beteiligen.

Die Post bereitet, wie sie hervorhebt, diesen Versuch nicht im Alleingang vor, sondern in einem großen Arbeitskreis, in dem allen potentiell interessierten Textanbieter auf Verbandsebene mitarbeiten. Bei einem positiven Ausgang des Feldversuchs könnte die Deutsche Bundespost nach eigener Einschätzung eine entsprechende neue Dienstleistung etwa ab 1982 allgemein einfuhren. Dabei wird die Post ausschließlich die fernmeldetechnischen Einrichtungen bereitstellen, nicht jedoch die Informationsinhalte.

Bildschirmtext-Kommunikation geht im Prinzip so vor sich, daß der Teilnehmer über seinen Heimfernseher mittels einiger Zusatzgeräte einen Dialog mit der Bildschirmtextzentrale eintritt. Den verschiedenen Textinhalten sind bestimmte Seitennummern zugeordnet, die der Teilnehmer entsprechend seinem Informationswunsch eingeben kann.

Der Grundsatz, keine Informationsinhalte, sondern ausschließlich die fernmeldetechnischen Einrichtungen bereitzustellen, gilt, wie die Post betont, auch für das Kabelfernsehen. Ähnlich wie beim Bildschirmtext erwartet sie auch hier verläßliche Aussagen nur aufgrund praktischer Feldversuche. Nach längerer Diskussion haben sich die Länder, bei denen die Programmzuständigkeit liegt, nunmehr auf vier derartige Pilotprojekte geeinigt.

Kabelfernseh-Feldversuche

Kabelfernsehen ist nicht gleichzusetzen mit Gemeinschaftsantennenanlagen an deren Kabelnetze mittlerweile zirka 40 Prozent aller Fernsehaushalte, also rund acht Millionen, angeschlossen sind und die die ortsüblich empfangbaren Tonrundfunk- und Fernsehprogramme mit guter Qualität ins Haus liefern. Über diesen Standard geht das Kabelfernsehen in zweifacher Hinsicht hinaus:

Einmal ermöglichen zusätzliche Kanäle die Verteilung weiterer Programme

und schaffen die Voraussetzungen für beispielsweise lokales Fernsehen. Zum anderen geben Rückkanäle dem Teilnehmer die Möglichkeit zur aktiven Beteiligung zum Beispiel bei der Programmgestaltung. Anwendungsbeispiele dafür sind Abruf von Ton- und Fernsehprogrammen nach Wunsch des Teilnehmers Fernunterricht und Zugang zu EDV-Anagen und Datenbanken.

Mit der zunehmenden Konkretisierung der technischen Ausgestaltung beider Projekte steigt bei den Postlern auch die Zahl der gesicherten Erkenntnisse. Aus

ihnen leitet das Ministerium als Schlußfolgerung ab: "Die technische Netzträgerschaft kann sinnvollerweise nur bei der Post hegen, denn die Post besitzt mit ihren gut ausgebauten Fernmeldenetzen eine Infrastruktur, die von Kabelfernsehnetzen weitgehend mitbenutzt werden kann. Die geplanten Rückkanaldienste erfordern außerdem ein Zusammenwirken mit den vorhandenen Netzen, insbesondere mit dem Telefonnetz, was nur zu realisieren ist, wenn die Netze in einer Hand bleiben. Hinzu kommt, daß die Deutsche Bundespost nach der sich abzeichnenden Entwicklung ohnehin Breitbandkommunikationsnetze einrichten muß, um den Bedarf nach leistungsfähigen neuen Kommunikationsformen entsprechen zu können."