Auslieferung von 60 000 Endgeräten ab Frühjahr diesen Jahres:

Post setzt mit Multikom neue Btx-Akzente

20.01.1989

WORMS (CW) - Bei Bildschirmtext stehen wieder einmal zu optimistischen Prognosen verleitende Ereignisse ins Haus: So wird die Deutsche Bundespost ab Frühjahr diesen Jahres das verbesserte Btx-Telefon "Multikom" anbieten. Das Wormser Bildschirmtext-Institut hält unter anderem aufgrund dieses neuen Endgeräts einen Anstieg auf 250000 Btx-Anschlüsse bis Jahresende für möglich.

Die insgesamt 60 000 Geräte (Erstbedarf) werden von den Herstellern Nixdorf, Siemens, Telenorma, Philips und Loewe geliefert. Multikom soll in drei Ausführungen erhältlich sein und zwischen 700 und 1 000 Mark kosten, womit es die bisherigen Bildschirmtext-Telefone preislich deutlich unterbietet. Exakte Preisangaben liegen allerdings zum gegenwärtigen Zeitpunkt weder hinsichtlich des Einkaufs noch der Miete vor.

Erweiterungen am Btx-Horizont ergeben sich nach Ansicht von Klaus Frank, Leiter des Wormser Instituts, durch die künftige Zulassung von Software-Decodern, die PCs Btx-tauglich machten und bereits kostenlos angeboten würden. Als erste auf diesem Markt agierende Firma nennt Frank das Berliner Unternehmen IMR. Und schließlich sei als ebenfalls neue Entwicklung ein preiswertes Modul für den Btx-Anschluß am Fernsehgerät in der Diskussion - zur zunehmenden Erschließung des privaten Btx-Marktes.

Bei der Zulassung des Software-Decoders, durch den man neben dem Modern keine zusätzliche Hardware mehr benötigt, ist laut Bundespostministerium aber noch die eine oder die andere Hürde zu nehmen. Beispiels weise müßten Anforderungen wie CEPT-Darstellung und Druckerschnittstelle erfüllt werden.

Insgesamt hat sich das Medium 1988 positiv entwickelt. Nach Angaben des Wormser Unternehmens stieg die Anzahl der Btx-Anschlüsse im vergangenen Jahr auf 147 000 nach 95 000 im Vorjahr. Bei der Zahl der Abrufe ergab sich eine Steigerung um 49 Prozent auf 3,15 Millionen gegenüber dem Vorjahresmonat. Innerhalb von drei Jahren erhöhte sich bis 1988 die Zahl der Anwahlen in den Btx-Zentralen von zwölf auf 31 Millionen pro Jahr.

Einfluß auf die Zahl der Neuanschlüsse habe die Veröffentlichung des Berichts des Bundesrechnungshofs gehabt, in dem unter anderem die Btx-Einführungsstrategie der Deutschen Bundespost gerügt wurde und die im Oktober eine kurzfristig rückläufige Zahl von Neuanschlüssen nach sich zog. In diesem Jahr nun ist Frank zufolge pro Bildschirmtext-System mit vier bis fünf Nutzern zu rechnen, so daß in diesem Jahr endlich die magische Schwelle von einer Million über Bildschirmtext erreichbaren Endverbrauchern in Sicht sei.