Von 36 Rechenzentren bleiben nur sechs uebrig

Post folgt als Anwender dem Downsizing-Trend

19.02.1993

Alle elf Einheiten, so berichtet die Deutsche Postgewerkschaft (DPG) in ihrem Mitteilungsblatt "VL-Info", sollen selbstaendige organisatorische Zentren sein, die direkt der Generaldirektion Telekom zugeordnet sind. Das erste Entwicklungszentrum hat seinen Betrieb am Standort Darmstadt bereits aufgenommen. Es ist aus der Hauptabteilung Organisation und Datenverarbeitung des dort ansaessigen Forschungs- und Technologiezentrums (FTZ) hervorgegangen.

"Wir sind zur Zeit dabei, das Ganze organisatorisch neu zu ordnen", erklaert Juergen Wegner, Leiter des Darmstaedter Entwicklungszentrums. Zur Zeit entstehe eine zweite Filiale in Berlin, die drei weiteren Standorte seien bisher erst nach den Regionen Nord, Rhein-Ruhr und Suedwest festgelegt. Je nach individuellem Schwerpunkt sollen die einzelnen Niederlassungen verschiedene Aufgaben erfuellen. Nach Mitteilung der Mitarbeiterzeitung "Telekom-Monitor" ist in Darmstadt die Entwicklung von Programmen geplant, die interne Arbeitsablaeufe optimieren und die Vermarktung und Abrechnung von Dienstleistungen vornehmen sollen.

Die konsolidierten Rechenzentren, im Telekom-Jargon "strategische Computerzentren" genannt, werden laut VL-Info in Bamberg, Bielefeld, Goeppingen, Kiel, Krefeld und Magdeburg betrieben. Wie das interne Mitteilungsblatt weiter berichtet, will die Telekom die derzeit bestehenden 108 "Dienststellen Datenverarbeitung" einschliesslich der vorhandenen 36 Rechenzentren in lokale IV- Servicestellen umwandeln. Diese Gruppen sollen sich aus jeweils 13 Mitarbeitern zusammensetzen und vor Ort einen "Service aus erster Hand" bieten.

Obwohl ueber DV-Anschaffungen oder -Ausmusterungen bisher nichts bekannt geworden ist, ist zumindest die Anschaffung eines neuen Buerokommunikations-Systems beschlossene Sache. "Wir hatten bisher kein einheitliches System", erklaert Wegner den Bedarf. Der Chef des Darmstaedter Entwicklungszentrums will noch keine Angaben ueber die zur Auswahl stehenden Systeme machen.

Buerosoftware von SNI in der engeren Auswahl

Dass aber die Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG zu den Top- Favoriten fuer den Millionenauftrag zaehlt, darf angenommen werden. Die Muenchner raeumen ein, mit der Telekom in einem Projekt, das die Buerokommunikations-Software "Ocis" betrifft, eng zusammenzuarbeiten. Einige Pilotinstallationen gebe es bereits. Sollte der Vertrag zustande kommen, so darf sich der groesste deutsche DV-Anbieter freuen: Wie die Gewerkschaftszeitung berichtet, sollen rund 100 000 Buero-Arbeitsplaetze mit einer einheitlichen DV-Technologie ausgestattet und vernetzt werden.

Telekom-Vorstandsmitglied Horst Gellert will zu Auswahl neuer und zur Abschaffung bestehender DV-Umgebungen vor Mitte naechsten Monats keine Angaben machen. Zunaechst muesse der Aufsichtsrat ueber das Restrukturierungswerk informiert werden. Ziel des neuen IT-Konzepts sei neben der RZ-Konsolidierung die bundesweite Standardisierung der eingesetzten Betriebssysteme, Datenbanken, Entwicklungsmethoden und Netzwerkprodukte.

Die Deutsche Postgewerkschaft widersetzt sich den Plaenen der Telekom, solange nicht geklaert ist, welche Folgen die Neustrukturierung fuer die Mitarbeiter hat. Man koenne nicht einfach bundesweit die Arbeit der bisher vorhandenen RZs ignorieren und eine rein regionale Einteilung vornehmen, kritisiert deren Sprecher Rudi Vetter. Da die Art der Mitarbeiterqualifikation je nach Standort unterschiedlich sei, mache es wenig Sinn, die Rechenzentren wahllos zu verlagern. Der DPG-Sprecher raeumt allerdings ein, dass Konsolidierungsmassnahmen generell notwendig seien.