Portale sollen externe Dienste integrieren

30.09.2003
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Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das Herstellerkonsortium Oasis hat mit "Web Services for Remote Portlets" (WSRP) einen Standard verabschiedet, über den Portale untereinander Inhalte austauschen sollen. Unternehmensanwendungen können damit einfach interne und externe Informationquellen unter einer HTML-Oberfläche zusammenführen.

Laut üblichem Verständnis liegt die Aufgabe von Portallösungen darin, verschiedene Anwendungen unter einer Web-basierenden Benutzeroberfläche zusammenzuführen. Ein solches Frontend setzt sich dann aus mehreren HTML-Fragmenten zusammen, die in der Regel unterschiedlichen Quellen entstammen.

Auf dem Backend ist bei allen gängigen Portal-Servern jeweils ein so genanntes Portlet für jeden Ausschnitt der Web-Oberfläche zuständig. Für diese Miniprogramme existieren bis dato keine Standards, weder was ihre Einbettung in die Server-Software noch was ihrer Kommunikation untereinander anlangt. In der Java-Welt bemüht sich schon seit längerer Zeit ein Gremium im Java Community Process um eine einheitliche Schnittstelle zwischen Portlets und Portal-Server. Damit soll sichergestellt werden, dass derartige Programme, die beispielsweise für "IBM Websphere" geschrieben wurden, auch auf "BEA Weblogic" oder "Oracle 9i AS" ablaufen können. Der im Rahmen des JSR 168 entstehende Standard erreicht kürzlich den Status eines "Proposed Final Draft 2".

Die Arbeitsgruppe bei Oasis hingegen nahm sich des Problems an, dass Portlets üblicherweise ihre HTML-Fragmente nur an den Browser schicken, aber nicht auf eine einheitliche Weise untereinander austauschen können. Dies gilt nicht für solche Module, die auf demselben Server laufen, da der Container ihnen eine Kommunikation üblicherweise ermöglicht. Die WSRP-Spezifikation hingegen entwickelte ein auf Soap basierendes Verfahren, mit dem Portlets Inhalte nach außen anbieten oder von entfernten Gegenspielern abrufen können.

Der Nutzen eines solchen Mechanismus liegt auf der Hand. Zum einen können Unternehmen, die mehrere Portale betreiben, Inhalte unkompliziert in alle Frontends einblenden. Noch wichtiger freilich als eine solche Aggregierung von firmeninternen Inhalten dürfte die Möglichkeit sein, Content von externen Anbietern in Unternehmensportale einfließen zu lassen. Als Beispiel werden in diesem Zusammenhang der notorische Börsenticker oder Wetterberichte genannt. In Frage kämen aber auch Informationen aus einem Paketverfolgungssystem oder aus Produktkatalogen von Online-Händlern.

Technisch geht der Oasis-Standard über den Versand von HTML-Fragmenten hinaus. So wird etwa auch festgelegt, wie sich Hyperlinks in diesen Content-Schnipseln verhalten müssen. Wenn sie angeklickt werden, soll die Folgeseite im Normalfall nicht einfach das ganze Portal ersetzen, sondern sich bei Bedarf in den gleichen Ausschnitt einfügen. Darüber hinaus spezifizierte das Gremium, wie sich entfernte Portlets im Editiermodus verhalten soll, also wenn der Benutzer Informationen eingibt.