Die European Bank for Fund Services hat ihre Serviceplattform überarbeitet

Portal integriert fünf Applikationen

22.08.2003
Mit Hilfe der .NET-Technik von Microsoft hat die European Bank for Fund Services GmbH (Ebase) ein datenbankgestütztes Online-Portal implementiert. Die neue Plattform für den Vertrieb und die Verwahrung von Investmentfonds fasst fünf vormals genutzte Internet-Applikationen zusammen. Von Manuela Tischendorf*

Die Geburtsstunde der fünf Vorgängeranwendungen schlug zu den Glanzzeiten der New Economy im Jahr 2000. Damals entstanden unterschiedliche Investmentfonds-Applikationen für den Vertrieb der Commerzbank, für Vertriebspartner und für Endkunden sowie zwei Anwendungen für die internen Kunden. Innerhalb von sechs Monaten nutzten etwa 8000 Anwender die Software, die ziemlich rasch funktional erweitert wurde. Doch bald waren die Grenzen der Ausbau- und Leistungsfähigkeit erreicht. Neue Anforderungen ließen sich nur mit zunehmendem Aufwand und abnehmender Geschwindigkeit realisieren.

Zusätzlicher Druck entstand durch die veränderten Marktbedingungen. 2002 drängten mehr als ein Dutzend weiterer Anbieter auf den Markt der Serviceplattformen für den Fondsvertrieb. "Die Plattformen mussten eine Reihe weiterer Funktionen anbieten, um vorhandene Vertriebsgesellschaften zu behalten und zusätzliche zu gewinnen", erinnert sich Franz Günzl, Bereichsleiter IT Business Applications and IT Operations bei der Ebase. Für die bestehenden Internet- und Intranet- Anwendungen bedeutete dies, dass sie um ein umfassendes Reporting und ein Web Warehousing sowie flexible Möglichkeiten der Individualisierung von Anwendungen, beispielsweise Co-Branding, erweitert werden mussten. Konkret lief das auf die Einführung einer neuen Plattform hinaus.

Deren Zielvorgabe: Die bereits getätigten Investitionen in Hardware, Software und Know-how der Mitarbeiter sollten so weit wie möglich berücksichtigt werden. Diese Vorgaben implizierten einen Widerspruch in sich: Sie ließen sich nur einhalten, wenn gleichzeitig auf Bewährtes zurückgegriffen würde und dennoch eine neue Applikation entstände.

Hinsichtlich der technischen Basis schlug der im Hause Ebase bereits etablierte Anbieter Microsoft den Update-Pfad in Richtung .NET vor. Die dafür zu veranschlagenden Lizenzkosten lagen denn auch bei weitem unter denen anderer Anbieter. So entschied sich Ebase für die Microsoft-Technik. Die vorhandenen, mit Visual Basic 6 und Active Server Pages (ASP) erstellten Anwendungen ließen sich im Rahmen des .NET-Framework auf Microsofts C# und ASP.NET migrieren. Zugleich bildete die neue Technik das Fundament für ein datenbankgestütztes Portal.

Zu klären blieb der Zugriff von der .NET-Applikation auf das Datenbank-Management-System von Oracle. Nach einer Evaluierung der Treiber von Datadirect Technologies, Microsoft und Oracle entschied sich Ebase - wegen des größeren Funktionsumfangs und der höheren Performance - für die Data-Connectivity-Komponente "Connect for .NET" von Datadirect. Mit Hilfe dieses Tools ließen sich bei unveränderter Hardware die Datenzugriffe deutlich steigern.

Als Entwicklungsumgebung kam Visual Studio .NET unter Windows XP Professional zum Einsatz. Getestet wurde auf zwei "Proliant-ML370"-Servern von Compaq unter Windows 2000 Advanced Server und Windows Load Balancing. Mittels eines MSI-File (MSI = Microsoft Installer) ließ sich die Software relativ einfach auf den Applikations-Servern im Secure Server Net ausrollen. Das Produktivsystem, auf dem die Anwendung via Internet zugänglich ist, läuft ebenfalls auf Compaq-Servern, genauer gesagt: auf zwei "Proliant DL380 G2" in der vom Testsystem gewohnten Softwareumgebung.

Für 300 Vertriebspartner nutzbar

Projektstart war im September 2002; in Betrieb genommen wurde die neue Serviceplattform "Ebase Online" - kurz "EOX", wobei "X" als Platzhalter für die kundenindividuellen Ausprägungen steht - am 15. Januar 2003. Das Projektteam setzte sich aus zwölf Entwicklern zusammen, die zum Teil von Ebase und zum Teil von CSC Central Europe in München stammten. Für den Dienstleister CSC sprachen dessen Erfahrung im Umfeld der E-Business-Integration und sein Know-how hinsichtlich Architektur, Konzeption, Realisierung und Inbetriebnahme einer komplexen Web-Anwendung.

Mittlerweile ist die neue Portalapplikation nicht nur von den Beratern in den Commerzbank-Filialen, sondern auch von mehr als 300 Vertriebspartnern mit etwa 10000 angeschlossenen Vermittlern sowie 18 Kooperations- und vier Outsourcing-Partnern einschließlich deren Kunden nutzbar.

Personalisierung ist notwendig

"Die nunmehr geschaffenen Strukturen haben das Ziel, künftige Anforderungen schneller und mit größtmöglicher Effizienz umsetzen zu können", erläutert IT-Bereichsleiter Günzl. "Mittelfristig lassen sich damit deutliche Einsparungen beim Wartungsaufwand erreichen."

Als Full-Service-Plattform definiert die Ebase ihren Geschäftssinn im Depot-Outsourcing für Investmentgesellschaften. Gleichzeitig verfolgt sie die "Ein-Depot-Strategie" (ein Depot für alle Fonds) aus Sicht der Finanzvertriebe. Deshalb benötigt sie eine modulare, personalisierbare Online-Plattform. Schließlich sollen das Branding, die Positionierungsstrategie und die Kundenbindung der Kooperationspartner durch das Outsourcing nicht beeinflusst werden. Außerdem dürfen dem Anwender nur die Umsatz- und Bestandsdaten angezeigt werden, die er aufgrund seiner Rechte innerhalb der Vermittlerorganisation einsehen darf.

Spezielle Services für gute Kunden

Die Texte des Menüs und die Seiteninhalte sind in mehreren Sprachen verfasst. Für Berichtsfunktionen sorgt das integrierte Werkzeug "Crystal Reports" von Crystal Decisions. Last, but not least bietet EOX auch eine Content-Pflege: Die Inhalte werden anhand entsprechender Regelungen auf den jeweiligen Benutzer zugeschnitten.

In der nächsten Ausbaustufe des Online-Portals will Ebase noch näher an den Kunden rücken. Dabei gilt es, weitere Anforderungen umzusetzen - beispielsweise die Möglichkeit, online Depotauszüge zu erstellen, die Integration vertriebsunterstützender Informationen und Funktionen sowie zusätzliche, noch detailliertere Reports durch spezielle Abfrageparameter. Darüber hinaus sollen gesonderte Web-Services für Premium-Kooperationspartner eingerichtet werden. (qua)

*Manuela Tischendorf arbeitet bei der Ebase im Bereich IT Web Applications.

Projektsteckbrief

Ziel: Erweiterung der Servicefunktionen und Integration der Einzelapplikationen in einem Portal.

Unternehmen: Online-Dienstleister für Vertrieb und Verwahrung von Investment-Fonds.

Herausforderung: Hardware, Software und Know-how sollten erhalten bleiben.

Zeitrahmen: von September 2002 bis Anfang 2003.

Stand heute: läuft produktiv.

Ergebnis: Mittelfristig werden Einsparungen beim Wartungsaufwand erwartet.

Basis: Entwicklungsumgebung Visual Studio .NET unter Windows XP Professional; zwei Server des Typs "Proliant DL380 G2" von Compaq unter Windows 2000 Advanced Server mit Windows Load Balancing als Produktionsumgebung; Datenbank-Software von Oracle; Datadirect .NET Managed Data Provider; Crystal Reports für Auswertungen; Bankenapplikation "V3" von Forbatec (vormals SER).

Realisierung: zusammen mit CSC Central Europe, München.

Nächste Schritte: Funktionserweiterungen, zum Beispiel Online-Erstellung von Depotauszügen, Integration vertriebsunterstützender Funktionen, detailliertere Berichte und spezielle Web-Services für Premium-Kunden.

Abb.1: Applikations-Server sorgen für die Verteilung

Aus der Bankensoftware "V3" von Forbatec werden die Daten in der Online-Datenbank bereitgestellt. Zwei Applikations-Server bereiten sie für den Web-Zugriff vor. Quelle: Ebase

Abb.2: So arbeitet Ebase

Die European Bank for Fund Services GmbH (Ebase) mit Sitz in Haar bei München wurde im April 2002 als Tochtergesellschaft der späteren Cominvest Asset Management GmbH gegründet, die ihrerseits der Fusion von Adig Investment GmbH und Commerzinvest entsprang; Muttergesellschaft der Cominvest ist die Commerzbank AG. Als Serviceplattform für den Fondsvertrieb und als neutraler Partner für die Fondsbeschaffung und -verwahrung wendet sich Ebase ausschließlich an Geschäftskunden. Den Kapitalanlagegesellschaften (KAGs) bietet Ebase an, ihre Produktverwahrung zu übernehmen, denn für viele von ihnen lohnt es sich heute kaum noch, die Depots im eigenen Haus zu verwalten. Fondsvertriebsgesellschaften wie Maklerpools, Vermögensverwalter und Versicherungen können Ebase als produktunabhängigen Verwahrer in Anspruch nehmen. Im Frühjahr 2003 betreute Ebase 1,1 Millionen Investmentdepots. Quelle: Ebase