Report-Ergebnis der Herstellervereinigung Adapso:

Portabilität ist Damoklesschwert der Branche

16.09.1988

FRAMINGHAM (IDG) - Beim Thema Software-Portabilität kann sich kein Herstellen verächtliches Schulterzucken letsten: Die Entwicklung von portablen Programmen ist schon längst nicht mehr bloße Marketing-Strategie, sondern Überlebensnotwendigkeit. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Herstellervereinigung Adapso.

Für Portabilität einzutreten und sie tatsächlich zu gewährleisten, sind nach Ansicht der Adapso (Association of Data Processing Service Organizations) jedoch zwei Paar Schuhe. Nach Aussage der Studie ist Software nur dann als portabel zu bezeichnen, wenn sie für alle Umgebungen eine einheitliche Benutzerschnittstelle bereithält; weiterhin müssen eine einheitliche Befehlssyntax in der Sprache des jeweiligen Anwenders

sowie - unabhängig von der Systenumgebung - einheitliche Funktionalität vorhanden sein. Weitere Kriterien sind der Datenaustausch über alle Betriebssystem-Umgebungen, keine wesentlichen Zeitverzögerungen beim Informationsaustausch zwischen unterschiedlichen Systemversionen sowie Hard- und Software-Integration.

Für die Anwender hat portable Software drei entscheidende Vorteile: Sie erhält oft kostspielige Investitionen und erleichtert den Datenaustausch sowohl auf der Hard- als auch auf der Software-Ebene; darüber hinaus ist sie über die nationalen Grenzen hinaus einsetzbar. Die zunehmende Verbreitung von multinationalen Unternehmen hat einige Staaten dazu gebracht, in ihren Grenzen nur Programme in der jeweiligen Landessprache zuzulassen. Für die Benutzer ist die Integration der Muttersprache in die Befehlssyntax im allgemeinen weit wichtiger als die Funktionalität der Programme, so der Report.

Aber nicht nur die User, auch die Hersteller gewinnen aus der Produktion von portablen Systemen: Dazu gehören Maximalerlöse aus Entwicklungsinvestitionen, schneller Zugang zu neuen Märkten sowie reduzierte Kosten für Dokumentation und Benutzerunterstützung. Allerdings stellen sich dem Entwickler auf zwei Ebenen Hürden in den Weg: Auf der Anwenderebene kämpft er mit den Anforderungen für multinational einsetzbare Programme wie der Syntax, aber auch mit den verschiedenen Zeiten, Währungen und Schrifttypen. Im zweiten Fall schaffen die unterschiedlichen Betriebssysteme Probleme.

Nach Angaben der Adapso-Untersuchung existieren derzeit drei Strategien, um die Schwierigkeiten bei der Entwicklung von portabler Software in den Griff zu bekommen. Im ersten Fall wird das Produkt der jeweiligen Systesumgebung angepaßt. Dies setzt unter anderem ein hochspezialisiertes Programmierer-Team und gründliche Kenntnis der Hardware voraus. Aber es wird keine neue Technologie benötigt.

Das zweite Konzept sieht eine mehrschichtige Software-Architektur mit einem unveränderlichen Programmkern vor. Diese Methode schafft gute Voraussetzungen für die Portabilität von neuen Entwicklungen. Die dritte Strategie besteht in der Produktion von Entwicklungs- und Ausführungsumgebungen wie Werkzeugen zur Anwendungsgenerierung, Sprachen der vierten Generation oder Datenbank-Management-Systemen.