Die Gefahren positiven Denkens

Politiker und Blondinen sind eben so

19.02.2009
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Glück ist ansteckend

Es ist dabei durchaus lohnend, die persönlichen Einstellungen mit Blick auf ihre Abhängigkeit von den Mitmenschen zu reflektieren. Eine Untersuchung der US-Wissenschaftler Nicholas Christakis von der Harvard University und James Fowler von der University of California in San Diego kommt in der Online-Ausgabe des British Medical Journal zu dem Ergebnis, dass Glück ansteckend ist. Die beiden Forscher werteten eine Langzeitstudie aus, in der über einen Zeitraum von 20 Jahren mehr als 5000 Erwachsene zu unterschiedlichsten Themen befragt wurden. Weil die Probanden unter anderem auch Angaben zu Wohnort, Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen und Familienangehörigen machten, konnten die beiden Forscher ein Netzwerk der Sozialkontakte und Beziehungen der Befragten untereinander rekonstruieren.

Unter anderem beantworteten die Testpersonen auch die Frage: "Wie oft haben Sie in der vergangenen Woche das Leben genossen?" Hierbei nun stellten die Wissenschaftler fest, dass sich die "Lebensgenießer" nicht gleichmäßig über die 5000 Erwachsenen verteilten. Vielmehr gab es in den sozialen Netzwerken auffällige und nicht mehr durch den Zufallsfaktor zu erklärende Häufungen von Glücklichen - neudeutsch würde man wohl von Glücks-Clustern reden.

Glück hat aber auch seine Grenzen

Die wesentlichste Erkenntnis von Fowler und Christakis ist, dass das Wohlbefinden von Menschen von demjenigen einer anderen Person abhängen kann, die man nicht einmal zu kennen braucht. Ist man selbst ein glücklicher Mensch - so die Analyse des Datenmaterials -, so steige die Wahrscheinlich um 34 Prozent, dass auch der Nachbar glücklich ist. Hat man einen Freund, der voller Freude durchs Leben geht, steigen die Chancen, selbst zuversichtlich zu sein, immerhin noch um 25 Prozent.

Kleiner Wermutstropfen der Studienauswertung: Ein glücklicher Arbeitskollege macht den Büronachbarn noch lange nicht happy. Und das Glücksempfinden eines Ehepartners strahlt sogar nur in acht Prozent der Fälle auf den Gefährten aus. Schließlich gab es auch Mahner wie den Yale-University-Professor Jason Fletcher, der warnte, voreilige Schlüsse aus dieser Studie in Bezug auf soziale Netzwerke zu ziehen. Trotzdem scheint klar: Das Glücksempfinden eines Menschen wirkt ansteckend auf das nähere soziale Umfeld. Gelbe Karte also für unseren Misanthropen.