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Umfrage

Politiker nutzen das Social Web meist nur passiv

25.11.2010
Die Abgeordneten der Parlamente in Europa nutzen Online-Netzwerke wie Twitter, Facebook oder Blogs meist nur in eine Richtung.

Für mehr als 75 Prozent der Parlamentarier sind die Online-Medien zwar zu einer wichtigen Informationsquelle geworden. Aber nur 20 Prozent haben die Social-Media-Möglichkeiten in ihrem jeweils letzten Wahlkampf auch aktiv genutzt, um auf die Bürger zuzugehen. Dies ergab eine Umfrage des Kommunikationsberatungsunternehmens Ketchum Pleon, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Der durchschnittliche Abgeordnete vertraue den Informationen traditioneller Medien nach wie vor stärker als den neuen Internet-Medien, heißt es zu den Ergebnissen der Studie. Dabei sind Politiker linksgerichteter Parteien offenbar am intensivsten im Netz unterwegs: Von ihnen geben 22 Prozent an, länger als sechs Stunden in der Woche Online-Medien zu nutzen. Danach folgen Grüne (22 Prozent), Politiker sonstiger Parteien (19 Prozent), Liberale (15 Prozent) und Konservative (14 Prozent). Grüne (38 Prozent) und Sozialisten (24 Prozent) waren auch diejenigen, die in ihrem letzten Wahlkampf am meisten getwittert oder sich in Blogs geäußert haben.

In der Rangfolge der regelmäßig benutzten Portale steht das Online-Netzwerk Facebook mit 58 Prozent an erster Stelle. Danach folgen mit einigem Abstand Kurznachrichtendienst Twitter (23 Prozent), das Google-Video-Portal YouTube (22 Prozent), der Yahoo!-Bilderdienst Flickr (sieben Prozent) und das Business-Netzwerk LinkedIn (sechs Prozent).

"In der Nutzung sozialer Medien haben unsere Bürgerinnen und Bürger eine Generation Vorsprung vor ihren Vertretern in den Parlamenten", erklärte Ketchum-Pleon-Partner Dirk Popp. Die Studie empfiehlt den Politikern, ihre Wahlkampfstrategie zu überdenken: "Soziale Netzwerke könnten eine Chance sein, mit Wählern ins Gespräch zu kommen".

Die Studie mit der Bezeichnung "Digital Democracy - wie Parlamentarier in Europa digitale Medien in der politischen Kommunikation einsetzen" wurde unter Leitung des Kommunikationswissenschaftlers Joachim Klewes erstellt, der auch Partner von Ketchum Pleon ist. Der Fragebogen ging an alle Mitglieder der nationalen Parlamente in der EU sowie an die Abgeordneten des Europaparlaments. Beteiligt haben sich dann im Sommer dieses Jahres 476 Abgeordnete. Die so entstandene Stichprobe sei "nicht absolut repräsentativ", erklärten die Verfasser. (dpa/tc)