Scharfe Reaktionen

Politik macht Front gegen Facebook-Pläne der Schufa

08.06.2012
Überlegungen der Schufa, zur Berechnung der Kreditwürdigkeit auch Soziale Netzwerke wie Facebook zu durchleuchten, sind schnell von der Politik durchkreuzt worden. "Die Schufa darf nicht zum Big Brother des Wirtschaftslebens werden", betonte Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU).

Und auch Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) warnte: "Es darf nicht sein, dass Facebook-Freunde und Vorlieben dazu führen, dass man zum Beispiel keinen Handyvertrag abschließen kann." Quer durch alle Parteien schlossen sich Politiker dieser Kritik an.

Die Schufa betonte, es gebe bisher keine konkreten Pläne, tatsächlich Informationen aus dem Internet zu analysieren. Deutschlands größte Auskunftei hatte am Dienstag zusammen mit dem Hasso-Plattner-Institut an der Universität Potsdam ein Projekt zur "Analyse und Erforschung von Daten aus dem Web" gestartet.

Die Gedankenspiele bringen die Schufa sogar schon unter Druck, auch ihre aktuellen Bewertungsmethoden transparenter zu machen. "Welche Daten dazu führen, ob jemand als zahlungsfähig eingestuft wird, ist jetzt schon umstritten", kritisierte Leutheusser-Schnarrenberger bei "Spiegel Online". "Die Einstufung der sogenannten Zahlungsfähigkeit muss endlich vollständig nachvollziehbar werden."

Verletzte Rechte

Auch Aigner ließ keinen Zweifel an ihrer Ablehnung. Es dürfe nicht passieren, dass Soziale Netzwerke systematisch nach sensiblen Daten abgegrast werden, die dann in Bonitätsbewertungen einfließen, sagte sie dem "Münchner Merkur". Hier würde das Recht auf informationelle Selbstbestimmung massiv verletzt.

Nach einem Bericht von NDR Info steht auf einer Liste die Idee, einen Zusammenhang zwischen dem Freundeskreis von Facebook-Mitgliedern und ihrer Kreditwürdigkeit zu erforschen. Zudem sei die Analyse von Textdaten denkbar, um "ein aktuelles Meinungsbild zu einer Person zu ermitteln". Ebenso könnten die Wissenschaftler untersuchen, wie die Schufa über eigene Facebook-Profile oder Zugänge zum Kurznachrichtendienst Twitter verdeckt an "Adressen und insbesondere Adressänderungen" anderer Nutzer gelangen kann. Angedacht sei auch die "automatisierte Identifikation von Personen öffentlichen Interesses, Verbraucherschützern und Journalisten".