Kommentar/

Pole im Software-Orbit

30.08.1996

Wir sind in Amerika. Hier hat das Software-Universum einen neuen Mittelpunkt bekommen: Sun. Es scheint, als versuchten alle Stars und Sternchen dieser Branche, die Sonne möglichst nah zu umkreisen. Noch vor einem Jahr kannte kaum jemand Java, und die Open-Systems-Gemeinde duckte sich statt dessen vor der vermuteten, alles überrollenden NT- und Windows-95-Welle.

Das Internet ändert eben alles. Wer's nicht glauben will, bekam es vom Wunderkind Marc Andreessen, Mit-Gründer und Senior Vice- President von Netscape, höchstpersönlich bestätigt. Und - so eine der Keynote-Botschaften von seiten der OMG-Prominenz - die Internet-Gemeinde wächst: Um 26 Prozent monatlich erweitert sich die Zahl der kommerziellen Web-Seiten. So gab es kaum Herstellerankündigungen auf der Objectworld, die nicht dem neuen Hype gerecht werden wollte.

Die Versprechungen einer glanzvollen Zukunft, in der sich Millionen von Objekten via Internet und Corba finden, paaren und neue zeugen, sinken allerdings angesichts gesunder Anwenderskepsis in sich zusammen. Der Alltag ist zäh und besteht bei Objekttechnikern darin, Altes und Neues in Objekte zu verwandeln. Und da zeigt sich, daß Grundprobleme nicht gelöst sind: Dynamische Geschäftsobjekte lassen sich nicht normen, Corba fehlen wesentliche Services, Java ist laut Sun so "buggy", daß man noch immer nicht weiß, wann das Tool "Java-Workshop" fertig sein wird - und Microsoft will sowieso immer etwas anderes.