Was Windows Mobile nicht abdeckt

Pocket PCs zum Office ausbauen

16.04.2004
Mobile Computer wie die Pocket PCs verfügen über immer mehr Rechenleistung. Sollen sie unterwegs wirklich als mobiles Office dienen, so ist meist Zusatzsoftware erforderlich, da den serienmäßigen Anwendungen von "Windows Mobile teilweise die notwendigen Funktionen fehlen. Von Eric Tierling*

Ursprünglich hatten Pocket PCs eine einfache Aufgabe zu erfüllen: Als Personal Information Manager (PIM) sollten die persönlichen digitalen Assistenten (PDAs) bei der Terminverwaltung helfen und Adressen speichern sowie das Schreiben einfacher Notizen ermöglichen. Doch mittlerweile mausern sich die Kleinstcomputer immer mehr zu digitalen Alleskönnern.

So gehört bei der aktuellen Gerätegeneration Bluetooth oder die Unterstützung von WLANs schon serienmäßig zum guten Ton. Und beim "MDA II" von T-Mobile oder dem "XDA" von O2 verschmelzen zudem Handy und Taschencomputer in einem Gerät. Oder die Telefonfunktion inklusive GPRS-Modem wird mit Karten wie der "RTM8000 Triband GSM/GPRS Compact Flash Card" von Audiovox ergänzt.

Damit sich der PDA unterwegs als Minibüro nutzen lässt, fehlen auf der Hardwareseite noch zwei Dinge: eine Tastatur sowie eine Speicherkarte im SD- oder CF-Format, um größere Dateien abzuspeichern. In Sachen Tastatur steht der Benutzer vor der Wahl, in eine gerätespezifische Variante oder in ein Universalmodell zu investieren. Die spezifischen, meist auch etwas teureren Eingabegeräte haben den Vorzug, dass sie über eine physikalische Steckverbindung zuverlässig mit dem PDA verbunden werden.

Die Wahl der Tastatur

Die größere Flexibilität hinsichtlich der unterstützten Endgeräte erkauft sich der Benutzer bei den Universaltastaturen mit folgendem Nachteil: Der Datenaustausch zwischen Keyboard und PDA erfolgt per Infrarotschnittstelle. In der Praxis hat sich dies oft als wackelige Angelegenheit erwiesen.

Auf den ersten Blick wäre mit diesem Zubehör das mobile Office komplett. Schließlich bringt das Betriebssystem "Windows Mobile 2003" von Haus aus mit "Pocket Outlook" sowie den Miniatur-Ausführungen von Word und Excel sowie dem Internet Explorer alle benötigten Anwendungen mit. Allerdings mit dem Manko, dass die Applikationen im Vergleich zu den Orginalen auf dem Desktop etliche Einschränkungen aufweisen.

Pocket Word unterstützt beispielsweise keine Kopf- und Fußzeilen sowie Tabellen. Diese Formatierungen werden bei der Übertragung von Desktop-Dokumenten auf den Pocket PC einfach gelöscht. Einen Ausweg eröffnet hier die Software "Textmaker von Softmaker. Sie stellt zumindest die wichtigsten Features einer PC-Textverarbeitung auch auf dem Pocket PC bereit.

Nicht ganz so enttäuschend ist der Funktionsumfang von Excel auf dem Kleinstcomputer. Allerdings beherrscht das Pocket-Excel-Format nur einen Teil der mathematischen und statistischen Funktionen seines großen Bruders. Das Manko, dass die Pocket-Variante keine Grafiken erstellt, lässt sich schnell mit "PDAGraphix" (www.pdaadvanced.com) oder "Pocketgraph" ausbügeln. Oder der Anwender ersetzt Excel komplett durch eine andere Spreadsheet-Software wie die Shareware "SpreadCE" (http://www.byedesign.freeserve.co.uk) oder den von Softmaker angekündigten "Planmaker 2004".

Sollen unterwegs Access-Daten verwendet werden, ist der Griff zu einem Fremdprodukt unumgänglich, denn Windows Mobile besitzt keine Datenbankunterstützung. Auf dem Markt sind mittlerweile zahlreiche Produkte erhältlich, mit denen sich Access-Daten anzeigen und bearbeiten lassen. Ein guter Überblick über diese Programme ist beispielsweise auf der Internet-Seite Pocket.at (www.pocket.at/summary/anwendungen6.htm#db) zu finden.

Während sich Word-, Excel- und Access-Dateien auch auf dem PDA bearbeiten lassen, heißt es bezüglich Powerpoint Fehlanzeige. Bislang existieren keine Programme, die eine Bearbeitung der Präsentationsdateien erlauben. Erhältlich sind lediglich Applikationen, die ein Abspielen der Powerpoint-Präsentationen ermöglichen. Ein solches Tool ist der kostenlose "Presentation Mobile Player" von Webex (http://try.webex.com/mk/get/presenter-hp?TrackID=1001054). Zudem sind auf dem Markt auch Komplettlösungen verfügbar, die den Anschluss eines Beamers oder Monitors an den PDA erlauben, um die Präsentation abzuspielen. Aufgrund der begrenzten Rechenleistung der PDAs sollten die Powerpoint-Dateien jedoch keine zu komplexen Animationen beinhalten.

Alternativen zum Internet Explorer

Die größte Enttäuschung hinsichtlich der mit Windows Mobile mitgelieferten Applikationen ist der Internet Explorer. Microsofts Pocket-Sprössling zeigt weder alle Internet-Seiten korrekt an, noch kommt er etwa mit Frames oder Java vernünftig zurecht. Der Anwender hat zwei Optionen, um diese Einschränkungen zu umschiffen: Entweder er stattet den Internet Explorer mit zusätzlichen Plug-ins aus, oder er verwendet grundsätzlich einen anderen Browser. Alternativen sind unter anderem "Netfront 3.1" (http://nfppc.access.co.jp/english/), "Thunderhawk" (www.bitsream.com/wireless.com) oder der "ftxBrowser", der auf www.xscale.de zu finden ist. Wobei Thunderhawk im Vergleich zu den anderen Produkten den Nachteil hat, dass der Anwender keine Lizenz erwirbt, sondern eine Monats- beziehungsweise Jahresgebühr (rund 50 Dollar) zu entrichten hat. Dieses Verfahren erklärt sich durch eine technische Besonderheit der Software. Sie ist im engeren Sinne kein Browser, da sie nicht direkt die Verbindung zu einer Web-Seite herstellt, sondern Internet-Inhalte immer über einen Thunderhawk-Server abruft. Diese bereiten den Content für die Darstellung auf dem Pocket PC auf.

Zahlreiche Add-ons sind auch für Pocket Outlook erhältlich, allerdings nicht unbedingt erforderlich. Denn Mails lassen sich hier mit der Standardsoftware versenden und empfangen. Der Zusatznutzen der Erweiterungen liegt hauptsächlich in Komfortfunktionen.

Will der Anwender unterwegs auf Dateien im eigenen Netz zugreifen, haben sich kleine Tools wie "PocketLAN" (eine Demo ist unter www.pocketland.de zu finden), "PocketLANce" (www.pocketlance.com) oder der "Resco Explorer 2003" (www.resco-net.com/explorer.asp) als nützlich erwiesen. Sie erlauben den Zugriff auf Netzverzeichnisse sowie das Hinzufügen oder Löschen von Netzwerk-Shares. (jh)

*Eric Tierling ist freier Journalist und Buchautor in Leichlingen.