Palm spaltet sich in zwei Geschäftsbereiche

Pocket PC bringt Palm OS in Bedrängnis

03.08.2001
MÜNCHEN (CW) - Handheld-Pionier Palm hat angekündigt, dass sich das Unternehmen gegen Jahresende in einen Hardware- und einen Softwarebereich aufspalten wird. Das Unternehmen musste einer Dataquest-Studie zufolge in Europa große Marktanteile an die Pocket-PC-Konkurrenz abgeben.

Der in den letzten Jahren rasant gewachsene Markt der persönlichen digitalen Assistenten (PDAs) gerät ins Stocken. Während Analysten noch vor kurzem außerordentliche Wachstumsraten vorhergesagt hatten, legte der europäische Markt laut einer aktuellen Erhebung von Gartner Dataquest im zweiten Quartal 2001 nur um 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zu. Im Gesamtjahr 2000 wuchs der Markt noch um 123 Prozent auf 2,1 Millionen verkaufte Einheiten.

Größter Verlierer ist der einstige Marktbeherrscher Palm. Von 282117 verkauften Geräten im zweiten Quartal 2000 ist der Absatz auf 164029 im abgelaufenen Quartal geschrumpft, der Marktanteil beträgt in Europa nur noch 32,3 Prozent. Compaq hingegen, erst vor gut einem Jahr mit seinem "Ipaq 36xx" gestartet, konnte im zweiten Quartal 153112 PDAs unters Volk bringen und belegt damit bereits einen Marktanteil von 30,2 Prozent.

Unbequeme Konkurrenz könnte der Ipaq allerdings ab Herbst mit Toshibas neuem Gerät "Genio" erhalten, das technisch mit dem Compaq-Modell vergleichbar ist, jedoch über einige Finessen wie zwei integrierte SD- und Compact-Flash-Slots verfügt.

Während offenbar die mangelnde Innovationsfreudigkeit der gesamten Palm-OS-Plattform zusetzt, leidet der PDA-Pionier besonders unter dem agileren Lizenznehmer Handspring, der am Gesamtmarkt mittlerweile einen Anteil von 8,2 Prozent hat.

Auch unter den Betriebssystem-Plattformen geht Microsofts Windows CE 3.0 und dessen Derivat Pocket PC als Gewinner hervor. Von einem bescheidenen Anteil von 13,4 Prozent im Vorjahr (Palm OS: 65,4 Prozent) wuchs das Kuchenstück auf 40,9 Prozent (Palm OS: 42,3). Epoc, das aus Psion hervorgegangene System des Symbian-Konsortiums, hat den beiden Führenden offenbar nicht mehr viel entgegenzusetzen und rutscht von 18,3 auf zehn Prozent ab.

Wenig überrascht zeigten sich Experten von der aktuellen Ankündigung Palms, das Unternehmen gegen Jahresende in zwei Geschäftsbereiche aufzuteilen. Entsprechende Gerüchte kursierten bereits seit längerem. CEO Carl Yankowski erhofft sich dadurch klarere Unternehmensziele, eine bessere Zusammenarbeit mit den Lizenznehmern und positive Auswirkungen auf den Aktienkurs. Bisher arbeitete das Unternehmen mit seinen Palm-OS-Lizenznehmern wie Handspring, Handera (bisher TRG) und Sony zusammen, konkurrierte aber zugleich mit ihnen auf dem Hardwaremarkt.

Einige Analysten rechnen sogar damit, dass sich Palm irgendwann völlig aus dem Hardwaregeschäft verabschiedet. Immerhin konnte der Hersteller den Umsatz im Betriebssystem-Segment im Fiskaljahr 2001 auf 27,6 Millionen Dollar verdreifachen. Der Löwenanteil der Einnahmen kommt allerdings nach wie vor von der Hardwareseite und lag bei 1,5 Milliarden Dollar.

Abb: Westeuropäischer PDA-Markt

Palm hat mehr Handhelds verkauft als jeder Konkurrent, aber viel weniger als im Vorjahr. Quelle: Gartner Dataquest