Technologien, Schnittstellen, Trends

Plotter: Steiniger Weg zur richtigen Kaufentscheidung

05.10.1990

Ausgesprochen schwer ist es, bei Plottern die richtige Kaufentscheidung zu treffen. Der Kunde muß nicht nur gängige und neue Technologien studieren, sondern sich auch über heutige und zukünftige Einsatzmöglichkeiten Gedanken machen. Mit dem nachfolgenden Artikel versucht Günther Fröstl* mehr Transparenz in den Plottermarkt und die darin vertretenen Technologien zu bringen.

Wer schon einmal vor dem Problem stand, sich einen Plotter anzuschaffen, kennt die Vielfalt und Unübersichtlichkeit der auf dem Markt angebotenen Lösungen. Hersteller werben zum Teil mit unverständlichen Begriffen, was die Markttransparenz nicht eben erhöht. Hinzu kommt, daß sich der plotwillige Anwender inzwischen nicht mehr nur mit den herrschenden Technologien genau auseinandersetzen muß, sondern auch wichtige Trends, wie etwa die Netzwerkfähigkeit eines Ausgabegeräts, in die Entscheidung miteinzubeziehen hat. Gerade für mittelständische Unternehmen, die in hohem Maße wirtschaftlich arbeiten müssen, stellt sich dieses Problem.

Trend zu Bleistiftplottern

Technologisch gesehen unterscheidet man bei den Plottern ganz grundsätzlich zwischen Vektor- und Rasterplottern. Am Anfang jedes Plotverfahrens stehen bekanntlich Vektordaten. Vektorplotter setzen diese Daten direkt um, während Rasterplotter die Vektordaten empfangen, diese über einen internen Rasterisierer in Rasterdaten umrechnen und damit einen Ausdruck erstellen.

Der Vorteil bei den Rasterplöttern liegt darin, daß sie zwar über den Rasterisierungsvorgang zur Erstellung von Strichzeichnungen fähig sind, die konkrete Ausgabe der Daten aber nicht an das Medium "Zeichenstift" gebunden ist. Somit lassen sich mit Rasterplottern neben Strichzeichnungen auch Füllflächenplots, Volumenmodelle sowie ganz allgemein 3D-Darstellungen relativ problemlos erstellen.

Vektor- und Rasterplotter bedienen sich unterschiedlicher Technologien, um die Plots zu zeichnen. Vektorplotter arbeiten naturgemäß mit Stiften, wobei diese Stifte aus unterschiedlichen Materialien bestehen. So gibt es die herkömmlichen Penplotter, die Tinte, Filzstift und ähnliches verwenden.

Bei Linienzeichnungen arbeiten High-end-Stiftplotter mit höchster Präzision und Zeichengenauigkeit. Sie verfügen allerdings nur über eine begrenzte Zahl darstellbarer Farben (in der Regel acht) und Linienstärken. Außerdem kommt es gelegentlich vor, daß Stifte austrocknen, brechen oder sich verhaken. Ein unbeaufsichtigter Betrieb ist daher nicht zu empfehlen.

Inzwischen zeichnet sich ein Trend zu Bleistiftplottern ab, bei denen die Probleme mit den Stiften nicht so ausgeprägt sind. Stiftplotter sind relativ kostengünstig, die Einsatzbereiche beschränken sich aber im wesentlichen auf zweidimensionale Strichzeichnungen. Flächenfüllung ist zwar möglich, jedoch bei großen Flächen problematisch, weil das Zeichenpapier bei intensiver Bearbeitung beispielsweise durchweichen kann. Bei großformatigen Zeichnungen (A1, A0) sind Stiftplotter nach wie vor sehr gebräuchlich, da andere Technologien in diesem Bereich viel teurer sind.

Bei den Rasterplottern ist eine Vielfalt von Drucktechnologien vertreten. Mehr Transparenz bekommt man, wenn man zwischen Rasterplottern, die großformatige Unterlagen erstellen, und solchen, die kleinere Formate verarbeiten, unterscheidet.

Für das Erstellen großformatiger Plots eignen sich Elektrostaten, Laserplotter und die neuartigen direktschreibenden Thermoplotter. Die von diesen Geräten gebotene Auflösung bewegt sich im Bereich 200, 300 sowie 400 dpi.

Elektrostaten arbeiten nach einem den Kopierern vergleichbaren Prinzip, wobei das Papier elektrostatisch aufgeladen wird und demzufolge an den zu beschriftenden Stellen Toner anzieht. Elektrostaten arbeiten schwarzweiß oder farbig und eignen sich für die Formate A2, A1 und A0.

Laserplotter können bislang nur schwarzweiße Vorlagen erstellen. Sie kommen im wesentlichen für Unterlagen im A0-Format in Frage. Sie sind noch nicht sonderlich verbreitet, da sie relativ viel Geld kosten.

Direktschreibende Plotter bieten eine technische Innovation, da sie mit thermosensitivem Spezialpapier arbeiten, das die Farbträger bereits enthält.

Die zu erstellende Zeichnung wird durch Wärmeeinwirkung auf dem Papier erzeugt. Dieses Verfahren ermöglicht die Ausgabe von schwarzweißen beziehungsweise maximal zweifarbigen Plots. Es handelt sich um eine relativ junge Technologie, die erst am Anfang ihrer Verbreitung steht und deren Entwicklung noch nicht abzusehen ist.

Rasterplotter, die kleine Formate (bis A3-Format) verarbeiten, werden auch als Printer/Plotter bezeichnet. Sie setzen auf Laser-, Tintenstrahl- oder Thermotransfertechnologie.

Fast alle angebotenen Geräte bieten heute standardmäßig eine Auflösung von 300 dpi.

Tintenstrahl-Plotter sind wartungsintensiv

Wie bereits erwähnt, erzeugt man mit Laserplottern nach wie vor ausschließlich schwarzweiße Plots. Zwar ist im Verlauf der nächsten ein, zwei Jahre mit der Einführung des Farblaserplotters zu rechnen, doch werden diese Geräte vergleichsweise teuer sein. Die schwarzweißen Laserplotter kosten gegenwärtig im A4-Format zwischen 3000 und 10000 Mark, im A3-Format schon 20000 Mark und mehr. Der bei der Lasertechnologie zur Anwendung kommende Toner stößt teilweise aus Umweltschutzgründen auf Widerstand.

Tintenstrahl-Plotter arbeiten sowohl schwarzweiß als auch farbig. Sie sind relativ preisgünstig (etwa zwischen 5000 und 10000 Mark) und bieten eine akzeptable Ausdruckqualität. Problematisch ist die eher langsame Arbeitsweise sowie der wartungsintensive Betrieb. Austrocknen der Düsen, durch die die Farbe aufgetragen wird, ist ein bekanntes Hersteller inzwischen mit allerlei technischen Tricks entgegentreten. Nicht geschützt ist man aber davor, daß während eines umfangreichen Plots plötzlich eine der Farbpatronen erschöpft ist und man den Zeichenvorgang eventuell von neuem starten muß.

Im Aufwind befindet sich die Thermotransfertechnologie. Ein Druckkopf mit zwölf Hitze-Elementen pro Millimeter läuft Zeile für Zeile über eine Wachsfolie und erhitzt diese an den Stellen, an denen Information übertragen werden soll. Von der Wachsfolie, die nur als Zwischenträger fungiert, wird die Farbinformation direkt auf Papier oder Transparentfolie übertragen.

Mit Thermotransferplottern kann man schwarzweiß oder farbig drucken. Die Mehrfarbigkeit erreicht man über drei Farbdurchläufe. Unter Zuhilfenahme der sogenannten Dithertechnik lassen sich aus den ursprünglich drei Grundfarben Yellow, Magenta und Cyan 16 Millionen Farben darstellen. Farb-Thermotransferplotter

bieten eine sehr gute Ausdrucksqualität bei relativ günstigen Preisen. Der Preis für einen A4-Plotter liegt bei zirka 10000 Mark, für Plotter im Format A3 sind etwa 20000 Mark anzulegen.

In Detaillierung und Genauigkeit lassen sich A3-Thermotransferplotter mit A1-Stiftplottern durchaus vergleichen. Daneben bietet das Thermotransferverfahren eine praktisch unbegrenzte Variation von Linien und Farben, wobei es bei Stiftplottern hier Einschränkungen gibt. Ein weiterer Vorteil der Thermotransferplotter liegt in der sehr hohen Zuverlässigkeit, wodurch sie auch im unbeaufsichtigten Netzwerkbetrieb einsetzbar sind. Der Wartungsaufwand ist gering; Verschleiß entsteht allenfalls durch die normale mechanische Abnutzung im Dauerbetrieb.

Die richtigen Schnittstellen

Grundsätzlich ist bei Peripheriegeräten immer die Frage nach den Schnittstellen interessant. Falls die Datenübertragungsgeschwindigkeit keine große Rolle spielt, kann man den Plotter über eine Centronics- oder V.24-Schnittstelle anschließen. Dies ist der Fall wenn die zu übertragenden Daten in einer Plottersprache übermittelt werden und daher komprimiert sind.

Interessanter wird es, wenn der Plotter im Netzwerk betrieben werden soll. Gerade für mittelständische Unternehmen ist der höhere Auslastungsgrad, der sich durch den Betrieb eines Ausgabegeräts im Netzwerk ergibt, eine besonders wirtschaftliche Alternative. Dies ist um so mehr der Fall, wenn die Firma aufgrund ihrer Geschäftstätigkeit sowohl einen Plotter als auch einen Farbdrucker benötigt. Anstatt zwei oder drei verschiedene Ausgabegeräte anzuschaffen, bietet es sich an, auf einen der vielseitigen Rasterplotter zurückzugreifen, die neben ihrer Fähigkeit zur Ausgabe dreidimensionaler Abbildungen auch eine oder mehrere Kommandosprachen verstehen sowohl DIN-A3- als auch DIN-A4-Plots erzeugen und wahlweise auf Papier oder Folie plotten.

Im Fall einer Mehrfachausnutzung des Ausgabegeräts spielt die Geschwindigkeit der Datenübertragung eine wichtige Rolle. Bei der Einbindung ins Netz gibt es zunähst die Möglichkeit des mittelbaren Anschlusses, das Ausgabegerät hängt an einem Server, der die Netzwerkverbindung schafft. Der Plotter ist dann über eine Standard-Schnittstelle mit dem Server verbunden. Vor der Einrichtung einer solchen Konfiguration sollte man sich in etwa überlegen, wie viele Ausdrücke jeder der Teilnehmer im Schnitt erzeugt und wie schnell sie benötigt werden. Je nach Bedarf kann man dann unter Umständen eine schnellere Schnittstelle wählen.

Die zweite Möglichkeit der Netzwerkeinbindung ist die des unmittelbaren Anschlusses. In diesem Fall hängt der Plotter direkt am Netz. Da dies die schnellste Möglichkeit des Datendurchsatzes darstellt, ist eine solche Konfiguration von Vorteil, wenn große Datenmengen anfallen, wie etwa bei der Ausgabe farbiger eingescannter Bilder. Eine hohe Datenübertragungsgeschwindigkeit ist anzustreben, will man bei umfangreichen Bildern nicht stundenlang auf die Ausgabe warten.

Die Vielfalt der heute angebotenen Plottertechnologien macht es dem Anwender ausgesprochen schwer, den nötigen Durchblick zu gewinnen und damit zu einer gewissen Sicherheit bei der Kaufentscheidung zu kommen. Man erleichtert sich die Auswahl, wenn einige Vorüberlegungen angestellt werden.

In erster Linie kommt es darauf an, daß man sich vor der

Anschaffung eines Plotters darüber im klaren ist, zu welchen Zwecken der Plotter jetzt, aber auch in Zukunft eingesetzt werden soll. Gerade mittelständische Unternehmen sollten sich nicht auf die heutige Anwendung beschränken, sondern auch zukünftige Entwicklungen ins Kalkül ziehen.

Benötigt man ein Gerät, das sowohl plotten als auch drucken kann, ist darauf zu achten, daß das Peripheriegerät gängige Standards unterstützt. Bei den Plottersprachen hat sich HPGL als Quasi-Standard etabliert. Inzwischen ist bereits eine verbesserte Version, nämlich HPGL/2, erschienen. Von einigen Peripheriegeräteherstellern werden aber auch Emulationen für andere Plottersprachen angeboten.

Ferner muß feststehen, in welchen Formaten man plotten will. Für die großen Formate wie A0 und A1 kommen andere Plottechnologien in Frage als für kleinere Formate (A3, A4). Wird in Betracht gezogen, jetzt oder auch später mit Postscript-Anwendungen zu arbeiten, so scheiden von vornherein Stiftplotter aus. Will man farbige Postscript-Ausgaben erzielen kommen nur Tintenstrahl- und Thermotransferplotter in Frage wobei die Vorteile des Thermotransferverfahrens in diesem Bereich deutlich für dieses Gerät sprechen.

Nach den geplanten Einsatzgebieten richtet sich dann letztendlich auch die Wahl der Schnittstelle beziehungsweise die grundsätzliche Entscheidung, ob der Plotter im Netzwerk betrieben werden sollte oder nicht. Hat man sich für die Anwendung im Netzwerk entschieden, so ist darauf zu achten, daß das Peripheriegerät netzwerkfähig ist.

Verständlicherweise wird so manchem ein universelles Gerät als zu teuer oder für seine Bedürfnisse überkonfektioniert erscheinen. Vielseitige Plotter sind aber in der Regel gar nicht so teuer, wie aufgrund ihrer Fähigkeiten vermutet werden könnte. Abgesehen davon gibt es auf dem Markt bereits intelligente Lösungen von Geräten, die nach dem Modulprinzip aufgebaut sind und den gewachsenen Bedürfnissen schrittweise angepaßt werden können. Damit hält man sich alle Möglichkeiten der Zukunft offen, ohne sich zum Kaufzeitpunkt zu verausgaben oder die völlige Kenntnis über die später gewünschten Anwendungsgebiete haben zu müssen. Eine genaue Übersicht über die Möglichkeiten lohnt sich für den Anwender also allemal.