Anwenderbericht Lurgi Gesellschaften, Frankfurt:

Plotter sind keine Konkurrenz für kreative Konstrukteure

30.06.1978

FRANKFURT - Bereits seit 15 Jahren wird ein Teil der technischen Zeichnungen bei den Lurgi Gesellschaften in Frankfurt per Plotter erstellt. "ich glaube, unser Plotter war damals der erste von Calcomp, der in Deutschland installiert wurde", berichtet Volker Weiss, Leiter der Abteilung Systemtechnik einer technischen Programmiergruppe. Der Calcomp-Plotter wurde später durch ein neueres Modell des gleichen Herstellers abgelöst. Heute stehen der Abteilung außerdem noch zwei Plotter von Benson und Versatec zur Verfügung. Sie wurden ebenfalls ins Rechenzentrum integriert: Der Versatec-Plotter ist online an die /370-158 angeschlossen, die anderen beiden kommunizieren offline - über Magnetband - mit dem Rechner.

"Bei uns im Haus gibt es zwei Anwenderschichten", erklärt Weiss. "Die einen machen Massenzeichnungen und stellen keine hohen Ansprüche an die Genauigkeit. Sie wollen ihre Zeichnungen nur so schnell wie möglich zur Hand haben." Für diese Massenzeichnungen wird der schnellere und elektrostatische Versatec-Plotter mit einem Minicomputer als Controller eingesetzt. Er arbeitet ähnlich wie ein Drucker oder ein Kopiergerät. Das Bild wird im Speicher aufgebaut und dann ausgegeben.

Die zweite Gruppe fertigt technische Zeichnungen an und legt größten Wert auf ein "schönes Bild", das man - wie jede andere technische Zeichnung auch - gleich nach außen weitergeben kann. Dieses Anwendungsgebiet wird von dem Benson Plotter bewältigt. Denn durch einen Interpolar (Vektorgenerator) können die Zeichengenauigkeit und die Geschwindigkeit vergrößert werden. "Der Benson-Plotter war damals - als wir ihn gekauft haben - der schnellste, der auf dem Markt war, und gleichzeitig auch der genaueste und preisgünstigste", umschreibt Weiss die Entscheidung, die gegen Calcomp ausfiel. Der Kaufpreis für den Benson-Plotter lag etwa bei 100 000 Mark, der Versatec kostete ungefähr 160 000 Mark. Der Calcomp, der jetzt fast sieben Jahre alt ist, kostete damals noch "mit allem Drum und Dran" - eine Viertelmillion Mark.

Die Grundsoftware -Assembler- und Fortran-Routinen wurde vom Hersteller mitgeliefert und zum Teil auch angepaßt. Die Lurgi-Systemtechniker haben dann - so Weiss - die Plotter-Programme ergänzt und erweitert. Die Hauptänderung bestand darin, die ganze Software von Zoll auf Millimeter umzustellen: "Das war damals bei dem Calcomp-Plotter etwas umständlich", stellt Weiss fest und fügt hinzu: "Bei Benson war die Software dagegen schon auf Millimeter umgestellt."

Darüber hinaus hat die Gruppe noch weitere Symbole ins Programm eingebaut und eine Änderung der Symbolbreite zur Höhe vorgenommen. "Zusätzlich haben wir uns dann eine eigene Software um die Grundversion herumgestrickt, so daß wir die Anwendungen neutral programmieren können und uns erst dann - in einer Art Spoolbetrieb - entscheiden müssen, welchen Plotter wir benutzen wollen", erklärt Weiss. Insgesamt sind heute etwa 20 bis 30 verschiedene Programme im Einsatz.

Programme müssen variabel einsetzbar sein

Bei den Lurgi Gesellschaften sind etwa 5000 Mitarbeiter beschäftigt, etwa 1000 davon als Konstrukteure oder Zeichner. Das Unternehmen stellt Ingenieur-Dienstleistungen bereit und ist führend in der Erstellung von schlüsselfertigen Chemieanlagen. Der Hauptgrund für den Plottereinsatz besteht darin, daß sehr viele Dinge im Laufe der Auftragsabwicklung x-mal geändert werden und zum gesetzten Termin fertig sein müssen. Dennoch wird nach wie vor noch ein großer Teil manuell angefertigt. "Der Plottereinsatz ist nur dann rationell, wenn ein Programm sehr oft genutzt werden kann", betont Weiss. "Der Programmieraufwand läßt sich praktisch nur dann rechtfertigen, wenn die Zeichnung als reines Nebenprodukt abfällt."