Ploenzke bleibt Sorgenkind von CSC

14.11.2005
Die weltweiten Geschäfte des CSC-Konzerns laufen so gut, dass der IT-Dienstleister zunehmend das Interesse von Investoren weckt. Probleme bereitet weiterhin die deutsche Niederlassung.
Gemessen am weltweiten Umsatz sind die Einnahmen von CSC in Deutschland sehr gering. Laut Erhebung der Marktforscher von Lünendonk ist das hiesige Geschäft mit Consulting- und Systemintegration zudem seit Jahren rückläufig. Im Outsourcing konnte CSC Deutschland bislang noch keinen bedeutenden Auftrag gewinnen. Das Unternehmen selbst veröffentlicht keine länderbezogenen Zahlen.
Gemessen am weltweiten Umsatz sind die Einnahmen von CSC in Deutschland sehr gering. Laut Erhebung der Marktforscher von Lünendonk ist das hiesige Geschäft mit Consulting- und Systemintegration zudem seit Jahren rückläufig. Im Outsourcing konnte CSC Deutschland bislang noch keinen bedeutenden Auftrag gewinnen. Das Unternehmen selbst veröffentlicht keine länderbezogenen Zahlen.

Die Computer Sciences Corp. (CSC) hat offenkundig ihre Reize. Innerhalb weniger Tage wurde öffentlich, dass sowohl eine Investment-Gruppe um den Rüstungskonzern Lockheed Martin als auch die Carlyle Group eine Übernahme des IT-Dienstleisters anstreben. Finanzanalysten gehen davon aus, dass es weitere Interessenten gibt. CSC kommentierte entsprechende Zeitungsmeldungen nicht. Stattdessen veröffentlichte das Unternehmen ungerührt die jüngsten Quartalszahlen, die allerdings eine Erklärung für die Begehrlichkeiten der Investoren liefern.

Hier lesen Sie …

• warum private Beteiligungsfirmen CSC übernehmen wollen;

• welche Konsequenzen dies für CSC haben könnte;

• welche Umbaupläne das deutsche Management verfolgt;

• welche Probleme sich daraus für CSC in Deutschland ergeben.

Potenzielle Investoren

Carlyle Group:

Die Carlyle Group ist eine der weltweit größten Private-Equity-Gesellschaften der Welt. Sie wurde 1987 gegründet und pflegt enge Kontakte zur Politik und zum Militär: Im Aufsichtsrat sitzen unter anderem Ex-Bundesbank-Präsident Karl Otto Pöhl, der ehemalige britische Premierminister John Major sowie Ex-IBM-Chef Louis Gerstner. George Bush, Ex-Präsident und Vater des amtierenden Präsidenten der USA, hält im Auftrag der Investment-Gesellschaft Reden. Das Interesse der Ex-Manager und -Politiker hat einen profanen Hintergrund: Die Carlyle Group ist extrem profitabel. Sie übernimmt, saniert und veräußert vornehmlich Rüstungsfirmen. Welche Pläne die Gruppe mit einer CSC-Übernahme verfolgt, ist nicht bekannt.

Lockheed Martin:

Der US-amerikanische Rüstungskonzern ist 1995 aus der Fusion der Lockheed Corp. mit der Martin Marietta Corp entstanden. Das Unternehmen liefert unter anderem der Nasa den Raketenantrieb für den Space Shuttle und der US-amerikanischen Luftwaffe Militärflugzeuge. Lockheed Martin ist zudem Systemführer beim derzeit größten Rüstungsprojekt der USA, der mit rund 200 Milliarden Dollar dotierten Entwicklung des Kampfjets "Joint Strike Fighter". Das Unternehmen erwartet künftig keine weiteren Rüstungsgroßprojekte dieser Art und baut sich seit geraumer Zeit ein Standbein im zivilen Behördenbereich auf. Insbesondere die Heimatschutzbehörde vergibt viele Großaufträge mit erheblichem IT-Anteil. In diese Strategie würde sich eine mögliche CSC-Übernahme einfügen. Daher zeigt Lockheed Martin auch nur Interesse am Behördengeschäft, das rund ein Drittel des Jahresumsatzes von CSC ausmacht. Das Geschäft mit kommerziellen Kunden würden die drei Investment-Firmen Texas Pacific Group, Warburg Pincus und Blackstone Group übernehmen. Zusammen mit Lockheed Martin bieten sie angeblich zwölf Milliarden Dollar für die CSC-Übernahme.

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www.computerwoche.de/go/

555226: CSC spaltet deutschen Ableger.

Gewinn bricht ein

Der Umsatz legte um fünf Prozent auf 3,57 Milliarden Dollar zu, vor allem das Behördengeschäft läuft sehr gut: 60 Prozent der mit insgesamt 6,2 Milliarden Dollar dotierten Outsourcing-Aufträge, die in den vergangenen sechs Monaten vereinbart wurden, stammen von der öffentlichen Hand. Allein der Auftragsbestand an Behördenprojekten beläuft sich für die kommenden 17 Monate auf beruhigende 30 Milliarden Dollar. Einzig der Gewinn trübt das Bild. Er sackte um 24 Prozent von 130,5 Millionen Dollar auf 99,5 Millionen Dollar ab. Der Einbruch ist einer Sonderabschreibung geschuldet, die das Unternehmen für einen Auftrag ausweisen musste, den Nortel Networks an CSC vergeben hat. Der kanadische TK-Ausrüster übernimmt wieder einige IT-Aufgaben selbst.

Planspiel: CSC wird zerschlagen

Das Kerngeschäft von CSC beruht auf langfristigen Kundenverträgen. Auch dies ist eine Erklärung für das Interesse der Investoren. Sie können auf einen steten Geldfluss vertrauen. Dennoch dürfte das internationale CSC-Management die Akquisitionsgerüchte kaum als Bestätigung der eigenen Arbeit, sondern als unbequeme Störung empfinden. Insbesondere die derzeitigen Planspiele von Lockheed Martin schaden dem CSC-Geschäft. Der Rüstungskonzern will laut "Wall Street Journal" CSC nicht komplett übernehmen, sondern nur den Bereich öffentliche Hand. Das Geschäft mit kommerziellen Kunden ginge an drei Investmentgesellschaften. Kaum ein Kunde wird einem externen Partner strategisch wichtige IT-Dienste zum Betrieb überlassen, der kurz vor einer Spaltung steht. Outsourcing-Beziehungen benötigen vor allem Zuverlässigkeit.

Neue Führung ohne Stallgeruch

Die für die Kundengewinnung nötige Beständigkeit braucht CSC vor allem in Deutschland, denn hier läuft weder das Outsourcing- noch das Consulting-Geschäft gut. Im Auslagerungsmarkt fehlen die großen Aufträge, im Ploenzke-Bereich kehren angeblich viele Mitarbeiter dem Unternehmen den Rücken. Seit der vor einem Jahr begonnenen Umstrukturierung, die eine Trennung von Betriebs- und Beratungsdiensten vorsieht, führen zwei von der leistungsstarken britischen Dependance entsandte Manager den Consulting- und Systemintegrationsbereich in Deutschland. Sie haben das vormals vor allem aus dem Ploenzke-Umfeld bestückte Management abgelöst. Aus der deutschen Geschäftsführung sind in den vergangenen Monaten Peter Strabel, Hans-Werner Wurzel und Kai Holger Müller-Kästner ausgeschieden.

Abschied vom Bodyleasing

Die Neuen, so ein mehrfach geäußerter Vorwurf aus dem Unternehmensumfeld, verstehen die Eigenheiten des deutschen Marktes nicht. Ganze Abteilungen im Consulting-Bereich seien verwaist, zum Teil könne CSC Kundenprojekte nicht mehr mit den erforderlichen Experten bestücken. "Wir befinden uns in einem Transformationsprozess und streben ein höheres Profitniveau an. Dazu benötigen wir zum Teil andere Kompetenzen. Es gibt immer einige Mitarbeiter, die sich in einer solchen Situation dafür entscheiden, ihre Zukunft in anderen Unternehmen zu suchen", erläutert Andrew Crowley, CEO der CSC Ploenzke AG. Hintergrund dieser Ausführungen ist, dass Ploenzke keine so genannten Bodyleasing-Aufträge mehr anstrebt, die zum Gros aus einfachen Programmierarbeiten bestehen. Die Fluktuationsrate, so versichert der Manager dennoch, entspreche dem Marktdurchschnitt.

Ploenzke wieder profitabel

Seit langem halten sich zudem Gerüchte im Markt, CSC schreibe mit dem Ploenzke-Bereich rote Zahlen. Vor einem halben Jahr wich Paul Crouch, der als oberster CSC-Chef in Deutschland sowohl Outsourcing- als auch Beratungsgeschäft verantwortet, der Frage danach aus: "Natürlich strebt ein Unternehmen immer danach, die finanziellen Daten zu verbessern." Crowley zufolge erzielt CSC mit dem hiesigen Consulting- und Systemintegrationsgeschäft mittlerweile Gewinne. Konkrete länderbezogene Finanzdaten veröffentlicht das Unternehmen allerdings nicht.

Neue Mitarbeiter gesucht

Auch Spekulationen etwa vom Marktforschungshaus Ovum, CSC wolle den Ploenzke-Bereich verkaufen, weil das auf Mittelstandskunden ausgerichtete Beratungsgeschäft nicht in die Unternehmensstrategie passe, Outsourcing-Deals mit Großkunden zu vereinbaren, tritt Crowley entgegen: "Deutschland birgt noch enorme Entfaltungsmöglichkeiten im IT-Consulting-Markt. Wir wollen weiterhin wachsen. CSC Ploenzke ist im Beratungsmarkt eine starke Marke, davon werden wir profitieren." Bereits in den kommenden Monaten werde man wieder neue Mitarbeiter einstellen. "Die Stimmung bei CSC Ploenzke ist geschäftsorientiert und positiv", berichtet der Manager. "Wir haben große Projekte zu bewältigen."

Warten auf den großen Wurf

Auf große Aufgaben im deutschen Outsourcing-Markt wartet CSC indes weiter. "In Deutschland gibt es auch Potenzial, große Deals zu gewinnen. Es werden sich Gelegenheiten ergeben, wenn nicht mehr in diesem Jahr, dann aber im nächsten", sagt Martin Baumann, Chief Executive Officer (CEO) der für das Outsourcing-Geschäft verantwortlichen CSC Deutschland GmbH. Ob Baumann die Zeit bekommt, dürfte davon abhängen, inwieweit Investoren bei CSC das Sagen haben. Sie wollen schnell und viel Geld verdienen und werden wenig Zeit damit verlieren, problematische Geschäftsfelder zu durchforsten.