Konsolidierungsprogramm bei britischem Elektronikkonzern:

Plessey Co. will Abteilungen verkaufen

04.09.1987

LONDON (CW) - Besonders der Telecommunications Division des englischen Elektronikkonzerns Plessey Co. geht es derzeit schlecht. Mehr noch als in den anderen Geschäftsbereichen schmolzen hier im letzten Quartal Gewinn und Umsatz zusammen. Der Verkauf von drei Töchtern soll die Finanzlage verbessern.

Sir John Clark gibt sich trotz schlechter Quartalszahlen gelassen. Der Chairman der Plessey Co., die im Abrechnungszeitraum April bis Juni 1987 mit 299,5 Millionen Pfund elf Prozent weniger umsetzte als in der Vorjahreszeit und mit 29,4 Millionen Pfund glatt 26 Prozent weniger verdiente, hatte den Rückgang des Betriebsgewinns erwartet. Für das laufende Jahr, so Clark, seien die Aussichten aber positiv. Plessey sei nicht mehr, wie bisher, zu über 50 Prozent abhängig von Aufträgen aus dem Londoner Verteidigungsministerium und aus der Zentrale des Telefonkonzerns British Telecom. Auch sei das Auftragsbuch im vorigen Quartal um zehn Prozent dicker geworden, berichtete der Plessey-Chef.

Weniger zuversichtlich äußert sich der Londoner Analyst John Chessher: "Plessey geht's wirklich nicht besonders. Freilich sind sie mit öffentlichen Vermittlungssystemen und dem Militärbereich dem härtesten Wettbewerb von Großbritannien ausgesetzt. Dieses Jahr wird sich, wenn Oberhaupt, an den Gewinnen nur wenig ändern. Bei den Umsätzen ist eine Besserung nicht in Sicht."

Das Hauptproblem des Unternehmens liegt derzeit im Bereich Telekommunikation. In diesem Geschäftsbereich - er trägt 40 Prozent zum Gesamtumsatz bei - knickte die Gewinnkurve besonders steil nach unten ab: Mit 10,8 Millionen Pfund unterschreitet der Gewinn dieser Division den Vorjahreswert um 42 Prozent. Der dickste Brocken für die Telecom-Abteilung ist wiederum das gemeinsam mit General Electric Co. (GEC) entwickelte Vermittlungs-"System X": Der Verkauf dieser Anlagen trägt mit 30 Prozent zum Betriebsergebnis der Plessey-Fernmelder bei.

Nach Ansicht von Experten fährt das Unternehmen - ebenso wie der Kooperationspartner und Hauptkonkurrent, die GEC - seit langem seine Werke bloß mit halber Auslastung. Gegen das Naheliegende, eine Fusion, war Sir John, der Plessey-Vorstand, Anfang vorigen Jahres Sturm gelaufen, weil er fürchtete, sein Unternehmen werde als der kleinere Partner bei einem Zusammenschluß untergebuttert. Im Sommer entschied die Monopolkommission der Regierung Thatcher, die von GEC angestrebte Fusion dürfe aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht stattfinden.

Inzwischen werden wieder Stimmen laut, über kurz oder lang gebe es keine andere Wahl als die Hochzeit zwischen Plessey und dem größeren E-Konzern. Doch Sir John, der im Laufe dieses Jahres schon diverse Kooperationen und Joint-ventures auf den Weg gebracht hat, denkt zunächst daran, weniger interessante Geschäftsteile abzustoßen. So bot er die drei Branches der Plessey Peripheral Systems in Großbritannien, Kanada und den USA dem kalifornischen Controller-Hersteller Distributed Logic Corp. (Dilog) zum Kauf an. Sollten die Verhandlungen zu einem Abschluß führen, büßt Plessey zwar 50 Millionen Dollar Umsatz pro Jahr ein, bekommt dafür aber zusätzliche Liquidität.