Plaut

Plaut: Leben aus dem Koffer

08.10.2001

An der falschen Stelle möchte das Unternehmen nicht sparen. Im Unterschied zu anderen Firmen der IT-Branche, die aufgrund konjunktureller Einbrüche personellen Kahlschlag favorisieren, geht Plaut den umgekehrten Weg. Personalreferentin Antje Ganzer: “Trotz der aktuell angespannten Situation in der Beratungsbranche sind wir von unseren ursprünglichen Einstellungszielen nicht abgewichen. Fakt ist, dass viele Projekte personell aufgestockt werden müssen.”

Ionut Ichim: Informatiker mit Spezialisierung auf Lotus-Anwendungen
Ionut Ichim: Informatiker mit Spezialisierung auf Lotus-Anwendungen

Rund 90 000 Beratertage sind fest verbucht, und wie die in Salzburg ansässige Holding anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse des vergangenen Geschäftsjahres mitteilte, wird das wahrscheinliche Beratungsvolumen sogar mit 200 000 Tagen beziffert. Für Ichim ergeben sich also gute Perspektiven, seinen soeben erst eingeschlagenen Karriereweg fortzusetzen. Den Vorbehalt, sein Wissensgebiet sei zu sehr auf einen Hersteller fixiert und könnte vielleicht bald gar keine große Rolle mehr spielen, lässt er nicht gelten. “Ganz im Gegenteil”, berichtet der junge Informatiker aus seiner Erfahrung, “in den nächsten zwei Jahren gibt es im Notes-Umfeld alle Hände voll zu tun.”

Weil herkömmliche Applikationen nicht performant genug seien, um große Datenmengen zu stemmen, müsse sich die Architektur von Domino-Servern schnell wandeln. Dass er mit seiner Prognose richtig liegt, will Ichim auch mit seinen Weiterbildungszielen dokumentieren: “Um meinen beruflichen Werdegang fortzusetzen, möchte ich mich zunächst als Certified Lotus Professional (CLP) und später als CLP-Designer zertifizieren lassen.”

Bei der Personalentwicklung will Plaut der Konkurrenz in nichts nachstehen. Auf jeden Berater entfallen durchschnittlich 20 bis 35 Tage Weiterbildung pro Jahr - Investitionen in Wissenskapital, “die für ein Beratungsunternehmen wettbewerbsentscheidend sind”, heißt es offiziell. Wer von der Universität oder Fachhochschule kommt und mit einem Gehalt von fast 80 000 Mark plus Umsatzbeteiligung einsteigt, wird laut Personalerin Ganzer zunächst intensiv auf seinen Job vorbereitet: “Niemand hat direkt nach dem Studium das erforderliche Know-how und die praktische Erfahrung.”

Training-on-the-job heißt aber auch, dass die Einsteiger manchmal bereits nach zwei oder drei Monaten zum Kunden geschickt werden. Um jegliche Illusionen von vornherein zu dämpfen: Ausgerüstet mit Laptop und Handy sind Berater als moderne Elektronik-Nomaden ständig unterwegs. Wenn der Kunde um sieben Uhr mit der Arbeit beginnt, tut es der Berater auch. “Positiv ausgedrückt”, so Ganzer, “sind Berater regelrechte Kundenopfer.”