Planzahlen korrigiert

02.08.2001

Nur knapp drei Monate später musste Itelligence jedoch die Planzahlen deutlich nach unten korrigieren. Nicht 168 Millionen Euro Umsatz, wie ursprünglich anvisiert, sondern 148,6 Millionen Euro brachte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2000 letztendlich auf die Waage (Vorjahr: 112,5 Millionen Euro). Verkalkuliert haben sich die Hessen auch beim Nettoergebnis, das mit minus 1,7 Millionen Euro enttäuschend ausfiel. Zum IPO wurde ein Jahresüberschuss von vier Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Während interessierte Anleger vorerst noch auf die Vorlage des Geschäftsberichts 2000 warten müssen, nannte Finanzvorstand Thomas Wrede vor der Presse in Düsseldorf mehrere Gründe für das Abweichen vom Forecast: "Die gesamte IT-Branche hat im letzten Jahr auf Basis der Boom-Jahre 1998 und 1999 geplant", behauptete der Manager. Eine Argumentation, die nicht unbedingt überzeugte, denn immerhin war bei der Vorlage der Planzahlen im September bereits mehr als die Hälfte des Geschäftsjahres 2000 gelaufen.

Neben der viel zitierten Marktschwäche dürfte das Unternehmen vielmehr selbst die Lage falsch eingeschätzt beziehungsweise die Wettbewerber unterschätzt haben. So bewegt sich Itelligence im SAP-Umfeld mit Konkurrenten wie SAP SI, Plaut oder Novasoft, um nur einige Anbieter zu nennen, auf einem äußerst wettbewerbsintensiven Terrain. Noch rasanter ist das Tempo der Mitspieler im E-Business-Umfeld. Schlagwörter wie E-Business-Enabler oder E-Business-Integrator haben sich mittlerweile Dutzende von Anbieter am Neuen Markt auf ihre Fahnen geschrieben - von den globalen Playern ganz zu schweigen.

Unterschätzt hat das Itelligence-Management aber auch die Reibungsverluste, die durch die Fusion entstanden. "Beide Unternehmen sind unter heftigen Schmerzen verzahnt worden. Das hat uns Produktivität gekostet", musste Wrede in Düsseldorf zugeben. Insgesamt 10,3 Millionen Euro sind laut dem Finanzchef an Fusionskosten aufgelaufen. Ohne diese einmaligen Sondereffekte lag das Ebit bei 8,5 Millionen Euro. Wie Wrede betonte, hätten sowohl SVC als auch Apcon in der Vergangenheit immer Gewinne geschrieben.

Abstriche beim Ergebnis hat dem Unternehmen im letzten Geschäftsjahr laut Finanzchef aber auch die "extreme Internationalisierung" eingebrockt. So konnte der Auslandsanteil von 28 auf 41 Prozent gesteigert werden. In vielen europäischen Ländern befinde sich Itelligence noch in der Startup-Phase, erklärte Wrede, der die Kosten für den Aufbau von Auslandsniederlassungen im Jahr 2000 mit 3,4 Millionen Euro bezifferte. Diese Anlaufverluste seien, wie der Vorstand behauptete, "nicht absehbar" gewesen.

Itelligence ist heute mit 1450 Mitarbeitern und 43 Geschäftsstellen in 19 Ländern präsent. Jeweils rund 20 Prozent der Umsätze wurden zuletzt in Europa und den USA erzielt. Erst im November übernahm die Firma den amerikanischen SAP-Reseller E-Coetry, womit sich die Zahl der US-Staaten, in denen das Unternehmen exklusiv R/3- und Mysap.com-Lösungen für den Mittelstand vertreibt, auf 16 erhöhte. Mit der Akquisition des SAP- und E-Business-Dienstleisters Sapryma S. A. baute Itelligence im September zudem seine Marktposition in Spanien und Portugal aus.