Der nächste Schritt: Advanced Planning and Scheduling

Planungs-Tools schließen ERP-Lücken

05.12.2003
Von von FRANK

Mittelständische Unternehmen mit mehreren Produktionsstandorten und einem Distributionsnetz können ohne geeignete Software keine Transparenz in der Supply Chain schaffen“, so Ulf Gerkens, Manager Global Supply Planning bei Sennheiser Electronic aus Wedemark. Das Unternehmen nutzt hierzu das Modul „Production and Distribution Planning“ von dem inzwischen zu Peoplesoft gehörenden Hersteller J.D. Edwards. Als besondere Herausforderug betrachtet Gerkens die oft nur geringe Vernetzung zwischen Produktion und Vertrieb sowie heterogene IT-Systeme.

Viele Softwareanbieter haben die Konsequenzen aus den Schwachstellen von MRP II gezogen und entwickeln ausgefeiltere Planungswerkzeuge, die eng mit den ERPSystemen zusammenarbeiten. Diese Advanced-Planning-and-Scheduling (APS)-Lösungen erlauben eine Ablaufplanung von Fertigungsvorgängen unter Einbeziehung von Restriktionen (Constraint Based Planning), so dass etwa die aktuelle Maschinenbelegung und Verfügbarkeit von Material berücksichtigt werden können.

APS-Begriff wird missbraucht

Allerdings gibt es keine einheitliche Definition, was ein APS-System an Funktionen umfassen sollte. ERP-Hersteller wie SAP und J.D. Edwards verfolgen einen Komplettansatz. Sie bieten Anwendern Lösungen von der Absatz- bis zur Distributionsplanung an und konkurrieren dabei mit Herstellern wie i2 und Manugistics, die keine ERP-Programme vermarkten. Daneben konzentrieren sich Spezialisten wie die deutsche Wassermann AG vor allem auf die Planungssteuerung in Fertigungsbetrieben. Andere wiederum legen den Fokus auf Branchen, etwa die Prozessindustrie oder den Konsumgütersektor.

Nach den Erfahrungen von Robert Roesgen, Supply-Chain-Management (SCM)-Spezialist beim Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) in Aachen, versuchen Hersteller mit sehr unterschiedlichen Angeboten, den APS-Begriff in Anspruch zu nehmen. Teilweise werden APS-Funktionen in MRPII- basierenden ERP-Lösungen versprochen. Um dies zu überprüfen, sollten Firmen erfragen, ob es sich nicht nur um APS-Funktionen handelt, sondern die Systeme tatsächlich nach dem APS-Konzept arbeiten und demnach mit mehreren beschränkten Kapazitäten (etwa Maschinenlaufzeiten, Personal und Material) planen können. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Datenhaltung: Es sollte in einem ERP/APS-Szenario nur eine stammdatenführende Applikation geben, und dies muss auch dann gewährleistet sein, wenn die APS-Module mit einer ERPUmgebung eines Drittanbieters gekoppelt werden. „Das erfolgreiche Zusammenwirken von APS- und ERP-System, die nicht vom gleichen Anbieter stammen, sollten

Anwender sich von Referenzkunden bestätigen lassen“, so Roesgen. Für die schwedische Softwareschmiede Intentia ist das Anbinden fremder ERP-Systeme gängige Praxis. Etwa 300 der APS-Kunden von Intentia nutzen auch das ERP-Produkt „Movex“, rund 200 hingegen ein Fremdprodukt.