Planung und Berichtswesen bei der Siemens AG MIS-Systeme aus dem Bausteinkorb

03.10.1975

In der Computerwoche Nr. 20 vom 16. Mai 1975 wurde in dem Beitrag ,"Über Makros zum MIS" über eine spezielle Entwicklung des Hauses Siemens zur Unterstützung von Management-Informations-Systemen berichtet. Neben diesem System Methaplan wurde unter Federführung der Hauptabteilung Organisation des Zentral-Bereichs Betriebswirtschaft ein System entwickelt, das auf die speziellen Bedürfnisse des Hauses Siemens zugeschnitten ist. Ziele und Anwendungen dieses Systems schildert dieser Beitrag.

Dezentrale Ergebnisverantwortung verbunden mit der Führung duch Zielvereinbarung prägen die Organisation des Hauses Siemens. Diese organisatorische Untergliederung ist allein schon aufgrund des Produktspektrums unerläßlich: Kleinste Bauelemente werden neben Großanlagen mit hohem Engineering-Anteil gefertigt.

Aus diesem Grunde verbietet es sich, ein Management-Informationssystem im Sinne eines Total-Business-Systems zu schaffen.

Dezentrale Informationssysteme

Es geht vielmehr darum, die bestehenden - dezentralen - Informationssysteme zu unterstützen, ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen und an Schwachstellen die Entwicklung neuer Informationssysteme anzuregen.

Daneben wurde als eigentliches Instrumentarium ein funktions- und anwenderneutraler DV-Bausteinkorb entwickelt und realisiert zur Unterstützung der Berichterstattung und operativen und strategischen Planungen.

Die DV-Bausteine sind funktionsneutral, damit jeder Anwender sie zur Unterstützung seiner spezifischen Funktionen heranziehen kann (Einkauf, Personal etc.). Sie sind anwenderneutral, um unabhängig von organisatorischen Besonderheiten einsetzbar zu sein.

Dieser zentral entwickelte Bausteinkorb enthält derzeit zirka 30 DV-Bausteine, die in unterschiedlichen Kombinationen für etwa 25 bereichsindividuelle Informationssysteme eingesetzt werden.

Die betriebswirtschaftlich funktionalen Einsatzgebiete reichen von einem

- Einkaufsinformationssystem für den Zentraleinkauf sowie die Beschaffungsstellen der inländischen Standorte über verschiedene

- Wirtschaftsplanung- und Analysesysteme der Unternehmens- und Geschäftsbereiche,

- Berichts- und Auskunftssysteme für die Ertragszentren bis hin zu einem

- Berichtssystem über die Aktivitäten der Landesgesellschaften in 54 Ländern.

Weiterentwicklungen

Dieses System wird in zwei Richtungen mit Nachdruck weiterentwickelt:

Bei den abschließenden Besprechungen eines Planungsprozesses tritt immer wieder die Notwendigkeit auf, einzelne Planvorgaben und Ergebnisse der Planung zu ändern, zum Beispiel aufgrund neuer Erkenntnisse über den Konjunkturverlauf.

Größe, Komplexität und Detaillierung der operativen Planungsmodel zum Beispiel 10000 Planungsgleichungen in Matrizenform für einen Geschäftsbereich der Siemens AG - machen es unmöglich, diese Änderungen gezielt über alle Ebenen des Modells durchzurechnen.

Um dieses Problem zu lösen ein DV-Baustein realisiert, de dem Gesamtmodell die von den Änderungen betroffenen Planungsgleichungen auswählt, sie nach den Benutzerangaben umstrukturiert und das stehende - unter Umständen simultane - Gleichungssystem I Soweit für die Lösung Benutzerangaben notwendig sind, werden sie im mann verständlichen Sprache Dialog in einer für den Planungsfachfordert. Der Computer soll noch näher an die Fachabteilung herabgeführt werden.

Hermann Kampffmeyer, Dipl.-Kfm., ist bei der Siemens AG, München, zuständig für die Betriebswirtschaftlich-Methodische Entwicklung auf dem Gebiet der Informationssysteme