Kolumne

Plant die Telekom ohne T-Systems?

22.09.2008

Das T-Systems-Geschäftsmodell bröckelt an allen Ecken und Enden. Nachdem CEO Reinhard Clemens den zerfallende Unternehmenszweig Systems Integration mittels einer Kooperationsvereinbarung mit dem US-amerikanischen Offshore-Spezialisten Cognizant notdürftig geflickt hat, steht nun offenbar auch das Mittelstandssegment "Business Services" vor einem grundlegenden Umbau. "Eine fundamentale Neuausrichtung" von T-Systems hatte der Manager im Januar dieses Jahres, kurz nach seinem Amtsantritt als CEO bei T-Systems, versprochen. Dass diese Pläne in eine Verlagerung der Business Services zur Festnetzsparte T-Home münden, wie es interne Planspiele vorsehen, kommt überraschend.

Handlungsbedarf besteht ohne Zweifel. Das Mittelstandsgeschäft der T-Systems, das zu mehr als 90 Prozent aus dem Weiterverkauf von TK-Leistungen besteht, die intern erworben werden müssen, schrumpft seit Jahren. Das liegt zum einen an den hohen Preisen, zu denen T-Systems die von T-Home eingekauften und veredelten Dienste anbietet, zum anderen an den internen Reibungsverlusten. Beides hofft der Konzern durch die Verlagerung zu beheben. Dabei kalkuliert das Management damit, dass der Mittelstand ebenso wie der Privatnutzer vor allem günstige TK-Verträge will und allenfalls Festnetzdienste mit Mobilfunkangeboten kombiniert. Das von der Telekom hoch gehandelte und als Alleinstellungsmerkmal verkaufte ICT-Modell, das die Verschmelzung von TK- und IT-Leistungen vorsieht, ist für den Mittelstand damit gestorben. Ein T-Home- und T-Mobile-Vertriebler hat kein Interesse am Verkauf von IT-Diensten.

Sollten die Pläne Realität werden, bliebe der T-Systems das IT-lastige Großkundengeschäft. Auch hier wirbt der Konzern mit seiner ICT-Vision und verweist auf erste erfolgreiche Projekte, die IT und TK integrieren. Die TK-Komponenten in diesen vereinzelten Kundenvorhaben wären die letzte Schnittmenge zum Telekom-Konzern. Hüben betriebe T-Systems die IT-Infrastruktur und Applikationen für Großkunden. Drüben verkauften T-Home und T-Mobile DSL- und Mobilfunkverträge in den Massenmarkt. Ist das der Beginn vom Ende der T-Systems unter dem Telekom-Dach? Die TK-Komponenten für die beworbenen integrierten ICT-Projekte ließen sich jedenfalls genauso gut extern einkaufen. Und die interne IT, die T-Systems noch für den Mutterkonzern betreibt, ließe sich auslagern. Dass dies funktioniert, dafür steht T-Systems mit ihren zahlreichen Outsourcing-Projekten mit anderen Kunden. Die Telekom könnte sich ohne große Trennungsschmerzen von ihrem Sorgenkind befreien.