PL

25.04.1975

Trauerwein konnte es einfach nicht mehr hören. Er sah rot, wenn er die abgedroschene Phrase vom "Verbesserten Preis/Leistungsverhältnis" hörte. Er reagierte wie Charles Bronson, wenn das Nämliche, Unaussprechliche wieder einmal "erheblich verbessert" wurde.

S. T. - immer hart an slch arbeitend - vermochte seinen Komplex erfolgreich zu verdrängen. Sein neuestes Hobby: S. T. sammelt jetzt Werbeprospekte, die er sich über Coupons tonnenweise ins Haus kommen läßt, und liest sie jeweils genau nur so weit, bis er auf´s erste "Preis / Leistungsverhältnis" stößt. Alle Spannung verfliegt dann, eine große Erleichterung stellt sich ein und er kann genüßlich zum nächsten Buntdruck greifen. Zuvor aber macht er noch einen Strich für seine P/L-Statistik. Dort wird festgehalten, daß das "erheblich verbesserte Preis/Leistungsverhältnis" meist "erweiterte Möglichkeiten... bietet", sehr häufig "gestattet" und an dritter Stelle erst irgendetwas "ermöglicht".

Jetzt kultiviert Trauerwein sein Syndrom. Er sucht - und das mit erheblichen Anstrengungen - wenigstens einen, der grundsätzlich, vorsätzlich und böswillig unterstellt, ein neu angekündigtes Produkt zeichnet sich in der Regel durch ein gleich schlechtes, oder gar schlechteres Preis/ Leistungsverhältnis aus. Zumindestens für diesen einen Mann wären alle diese Hinweise auf die verbesserten Verhältnisse zu Recht geschrieben. Er wüßte dann, zu Nutzen welcher Minderheit er dieses blöde Gewäsch immer wieder ertragen muß. mfg.