Aufkauf von STC-Aktien geht unterdessen voran

PKI-Boß Conrad dementiert den Northern-Telecom-Einstieg

11.01.1991

LONDON/NÜRNBERG (CW/vwd) - Der kanadische Telekommunikations-Konzern Northern Telecom Ltd., im freien Börsenhandel derzeit sehr erfolgreich als Aufkäufer der Aktien von STC Plc., Großbritannien, wird von der "Wirtschaftswoche" nun auch als Interessent für eine Übernahme der Nürnberger und Siegener Philips-Tochter PKI AG gehandelt.

Der PKI-Vorstandsvorsitzende Manfred Conrad bezeichnete den Bericht als "völlig aus der Luft gegriffen". Die Philips-Tochter erwartet für den laufenden Bilanzzeitraum einen Netto-Fehlbetrag, obgleich die gewöhnliche Geschäftstätigkeit nach Auskunft des Unternehmens profitabel zu werden verspricht. Belastungen würden aus den Umstrukturierungen im Philips-Konzern entstehen, von denen auch PKI, vor allem im Computerbereich, betroffen sei.

Diese außerordentlichen Aufwendungen werde der Mutterkonzern tragen. Bisher steht die Streichung von insgesamt 900 Stellen in Produktion und Vertrieb der Siegener PKI fest. Ob es dabei bleibt, ist hingegen nicht sicher: Für Ende Januar oder Anfang Februar hat die Eindhovener Konzernzentrale die Bekanntgabe weiterer Maßnahmen angekündigt.

Wie die "Wirtschaftswoche" schreibt, würde PKI gut in das Portfolio von Northern Telecom passen. Die Kanadier verfolgten das Ziel, ihre Präsenz in Europa zu verstärken, weshalb sie sich um STC bemühten. Eine Übernahme von PKI würde diese Bemühungen auf den deutschen Markt fokussieren und außerdem eine Marktmacht schaffen, welche diejenige des jetzigen Kommunikations-Branchenersten Siemens überträfe: Vor allem im Bereich industrieller Großanlagen hätten die Kanadier wegen ihres technologischen Vorsprungs gute Chancen, ihre Expansionspläne erfolgreich auszufahren. Ian Morris, Sprecher der europäischen Hauptniederlassung von Northern Telecom im englischen Maidenhead, wollte kein Statement abgeben, sah sich gleichwohl auch nicht in der Lage, Verhandlungen zwischen seinem Konzern und Philips eindeutig zu dementieren.

Unterdessen hat Northern Telecom die Offerte an die Aktionäre des britischen Kommunikationskonzerns STC Plc., des früheren Eigners von DV-Hersteller ICL, bis zum 8. Januar 1991 verlängert. Der Deal war im November zum Preis von zirka fünf Milliarden Mark vereinbart worden. Bei Redaktionsschluß lagen nach Auskunft von Northern Telecom Andienungen der Inhaber von gut 86 Prozent der STC-Aktien zum gebotenen Preis von 3,27 Pfund Sterling vor.

Nach den Worten von Morris hofft man, nach Ablauf der Angebotsfrist wie geplant im Besitz von 90 Prozent der STC-Aktien zu sein. Schon vor dem Angebot hatten die Kanadier bereits 27 Prozent der Anteile besessen.