Public-ICT - E-Government

EU-Dienstleistungsrichtlinie

Pizzabäcker sollen Pizza backen

09.11.2009
Von Johannes Klostermeier

Wird eine neue Generation von Mitarbeitern und Bürgern vieles verändern?

Der Eingang der Zeppelin University.
Der Eingang der Zeppelin University.

Ja. Die mit dem Internet groß gewordene Generation erwartet entsprechende Werkzeuge und Anwendungen auch in ihrem Beruf und bei der Verwaltung. Derzeit müssen wir uns die Frage stellen, ob wir in Deutschland willens sind, das vorhandene Potenzial in der Verwaltung für neue Produkte und Dienstleistungen umzusetzen, gerade wenn es in Richtung Web 2.0 und Open Government 2.0 gehen soll, also mehr Transparenz gefordert wird. Die Öffnung der Verwaltung nach außen wäre für die Verwaltung sicherlich auch ein erheblicher Kulturwandel.

Was müsste noch getan werden, was wünschen Sie sich?

Wir müssten mehr in Bildung, Ausbildung und Forschung im Bereich der Verwaltungsinformatik investieren. Wir haben von der Gesellschaft für Informatik dazu vor vier Jahren einen E-Government-Forschungsplan (PDF) vorgelegt. Wir brauchen dringend Lehrstühle und ausgebildete Menschen, die die IT-Systeme der Verwaltung bedienen und weiterentwickeln können, aber auch Führungskräfte, die IT strategisch weiterdenken und zum Nutzen von Bürger, Wirtschaft und Verwaltung entwickeln können. Seit 30 Jahren bilden wir hier in Deutschland viel zu wenige Nachwuchskräfte aus.

Wie funktioniert eine Telekom-Professur in der T-City an der Zeppelin University?

Friedrichshafen wurde im Rahmen des T-City-Wettbewerbs der Deutschen Telekom in einem einjährigen Bewerbungsprozess ausgewählt. Die Stadt wurde mit einem Breitbandnetz ausgestattet, um hier zusammen mit Bürgern, Unternehmen und Verwaltung innovative Projekte durchzuführen. Bis zu 30 Millionen Euro wurden damals in die Infrastruktur investiert. Für die weitere Umsetzung und für innovative Vorhaben stellt die Deutsche Telekom AG von 2007 bis 2012 von ihrer Seite bis zu 80 Millionen Euro an eigenen Personal- und Sachmitteln zur Verfügung.

Jeder ist nach Friedrichshafen eingeladen

Die Zeppelin University hat im Anschluss erfolgreich ein gestiftetes Institut der Telekom eingeworben. Das „Deutsche Telekom Institute for Connected Cities" wurde im September 2008 offiziell eingerichtet. Ich bin der Gründungsdirektor und gleichzeitig Lehrstuhlinhaber für Verwaltungs- und Wirtschaftsinformatik. Zudem arbeite ich im T-City-Projekt als Projektfeldleiter der Stadt Friedrichshafen für den Bereich Lernen und Forschen mit. Im Fraunhofer-Institut FOKUS in Berlin leite ich zudem die Forschungsgruppe Hochleistungsportale für die öffentliche Verwaltung. Ich kann jeden nur einladen, einmal nach Friedrichshafen zu kommen, und sich hier in der Stadt und bei den Partnern umzusehen. Die Konzepte und Anwendungen, die hier entwickelt werden, sollen allen Städten und Gemeinden in Deutschland zu Verfügung stehen.