Aufbruch in die Cloud

Pioniere erkunden die IT-Wolke

03.08.2011
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

Beispiel Verivox

Foto: Verivox

Das Verbraucherportal Verivox zum Beispiel, das kostenlose Preisvergleiche für Strom, Gas, Handy und diverse TK-Dienste anbietet, hält seine Infrastruktur beim Dienstleister Host Europe. Sie besteht aus acht virtuellen Maschinen auf einem Windows-Server mit Hyper-V von Microsoft als Hypervisor. Storage muss beim Hoster bestellt und dann von diesem implementiert werden; die Datensicherung aber wird durch den Kunden per Knopfdruck angestoßen.

Auch virtuelle Maschinen bestellt Verivox-CTO Jon Little per Knopfdruck über eine Web-Oberfläche. Wie die Bereitstellung erfolgt - ob nun durch Eingriffe seitens des Providers oder einen automatisierten Mechanismus -, interessiert ihn nicht. "Für mich ist das transparent", sagt Little. Er sieht die Infrastruktur als Spielart einer Private Cloud, auch wenn dem nicht alle Fachleute zustimmen

Den meisten Anwendern sind definitorische Diskussionen ohnehin herzlich egal. Ihnen geht es darum, die technischen, finanziellen und organisatorischen Aufgaben optimal zu lösen. Ob auf dem dazu benötigten Paket Cloud oder ein anderer Name steht, spielt kaum eine Rolle. Nichtsdestotrotz gibt es auch hierzulande Beispiele für funktionierende Private Clouds, in denen - ganz im Sinne der strengsten Definition - der Anwender, und nur dieser, Zugriff auf die Infrastruktur hat.

Bei der Darmstädter Software AG etwa virtualisiert man schrittweise die IT-Infrastruktur, und das schon seit etwa zehn Jahren. "Am Anfang verliefen diese Bemühungen eher unstrukturiert", berichtet Thorsten Schäfer, Manager GIS Open Operations bei den Hessen. "Später haben wir uns dann an die Konsolidierung der Konsolidierung gemacht." Die IT-Organisation des Unternehmens begreift sich als interner Dienstleister, der den anderen Unternehmensbereichen festgelegte Services zu vordefinierten Preisen anbietet, die durchaus konkurrenzfähig mit dem freien Markt sein müssen.

Anwendungsklassen in der Cloud

Vor diesem Hintergrund entstand ein Drei-Schichten-System (Enterprise, Regular, Lab), das jeder Klasse von Anwendungen die zu ihr passende Umgebung anbietet. Innerhalb der jeweiligen Schicht sind alle Systeme virtualisiert, die Schichten untereinander sind aber getrennt. Derzeit laufen Enterprise-Anwendungen auf Servern von Dell und Speicherlösungen von Hitachi, wobei 10 TB Speicher beansprucht werden.

Eine Plattform mittlerer Leistungsfähigkeit basiert auf dem "Intel Modular Server" von Thomas Krenn, einem Blade-Server mit sechs Knoten und 4,5 GB integriertem Shared Storage. Auf beiden Ebenen laufen Teil-automatisierungslösungen, beispielsweise gibt es für bestimmte Aufgaben Templates. Zum Beantragen virtueller Maschinen dient ein Web-Frontend.