Derzeit läuft der Pilotversuch in den Werken Saarlouis und Genk (Belgien). Bevor die Karosse in die Lackierstraße geht, wird ein Tag geschrieben, am Schlitten angebracht und während der Lackierung an 26 Stationen über RFID-Reader ausgelesen. Die Daten (Station und Fahrgestellnummer) gehen über das Netz zum eigenentwickelten System zur Produktionsplanung und -steuerung (PPS) bei Ford und unterstützen es bei der laufenden Überwachung der Linie. "Dank der Tag-Informationen wissen wir immer, wo sich das Fahrzeug befindet und welche Materialien benötigt werden. Damit kommen auch die Zulieferer ins Spiel, die ihre Teile zeitgenau abliefern müssen." Die anfallende Datenmenge aus den RFID-Tags ist gering und beträgt nur wenige Byte pro Auto, da die übrigen Produktionsdaten schon im PPS-System liegen. Nach der Lackierung kommt die Karosse in eine Art Hochregal- lager, bis sie abgerufen und von einem Kran auf das Fertigungsband gehievt wird. Ab dort werden bisher weiter Barcodes verwendet und in die Türen und auf die Karosserien geklebt.
Zum Jahresende mehr Klarheit
Zu den bisherigen Erfahrungen mit RFID kann Baermann noch nicht viel sagen. Für ihn steht jedoch grundsätzlich der Nutzen in der Automobilindustrie außer Zweifel. Die Pilotversuche sollen bis Jahresende abschließen. Dann wisse man, ob die genutzten passiven RFID-Tags auch nach mehreren Monaten noch funktionieren und wie hoch die Ausfälle und Fehlerrate sind. Bisher hätten die Tags gegenüber dem Barcode klar die Nase vorn. Ebenso sollen die Einsparungen im Einzelnen eruiert werden, wobei beispielsweise zu berücksichtigen ist, dass die bisherige Infrastruktur für Barcodes sich bereits amortisiert hat. Parallel dazu läuft im Kölner Werk ein Pilot mit etwas anderer RFID-Technik. Dadurch könne man künftig vergleichen, welche Technik die leistungsfähigere und stabilere ist.
IT-Manager Baermann könnte sich vorstellen, RFID-Tags in der gesamten Lieferkette einzusetzen. Mit ihnen ließe sich beispielsweise lückenlos der Weg von Fahrzeugen bis zum Händler verfolgen. Geklärt werden müsse aber unter anderem, welche Kosten dieses Szenario nach sich zieht: "Sollen wir wiederverwendbare oder Einmal-Tags nehmen? Letztere kosten rund 50 Cent, was bei 1,5 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen im Jahr schon ein Kostenblock von 600000 Dollar wäre." Daher müsse zunächst der Business Case durchgerechnet werden.