Sun findet potenten Europa-Partner für seine Risc-Architektur:

Philips erwirbt Sparc-Lizenz

01.09.1989

MENLO PARK (CW) - Der europäische Elektronikkonzern Philips hat von der kalifornischen Sun Microsystems eine Lizenz zur Entwicklung und Vermarktung von deren Sparc-Prozessoren erworben. Damit ist Sun ein entscheidender Schritt gegenüber den Konkurrenten Mips, Motorola und Hewlett-Packard zur Verbreitung seiner Risc-Architekur in Europa gelungen.

Bisher hatten einige US-Unternehmen, zwei taiwanische Hersteller und der japanische Multi Toshiba Sparc-Lizenzen erworben. Für Philips bedeutet diese Lizenz außerdem einen Tanz auf zwei Hochzeiten. Lizenznehmer ist die "Business Unit for Integrated Circuits" (BUIC), auf der anderen Seite ist die Philips "Data Systems Group" Mitglied in der OSF, einem Gremium, das eher gegen Sun, allerdings in Sachen Unix, operiert.

Nach Angaben von BUIC-Direktor Peter Draheim will seine Abteilung Sparc-Chips für den Einsatz in eingebetteten Kontrollern für Telekommunikationsgeräte und militärische Scheme herstellen. Ob die Data Systems Group Sparc-Technologie als Grundlage für eigene Rechnersysteme einsetzt, bleibe alleine ihr überlassen. Die Sparc-Chips sollen in erster Linie für besonders robuste Anwendungen eingesetzt werden. Draheim geht davon aus, daß im Bereich eingebetteter Kontroller in den nächsten Jahren weit mehr Sparc-Chips zum Einsatz kommen werden als in Workstations. Philips wird CMOS-, Bipolar- und BiCMOS-Versionen des

Sparc als Teil seiner 90CXX-Familie herstellen. Die CMOS-Versionen sollen in einem extra dafür errichteten Werk in Hamburg hergestellt werden. Die BiCMOS-Versionen werden von Philips' US-Tocher Signetics gebaut.

Stückzahlen der Philips-Sparcs sollen in rund zwei Jahren auf dem Markt angeboten werden. Sun-President Scott McNealy erklärte, daß sein Unternehmen ebenfalls die von Philips hergestellten Sparc-Chips in Workstations für den europäischen Markt einsetzen wolle, falls sie die Voraussetzungen dafür erfüllen.