Kritik an Aufsichtsratschef

Pfeiffer verteidigt die Übernahme von Digital

28.01.2000
MÜNCHEN (jm) - Eckhard Pfeiffer, acht Jahre lang oberster Chef bei Compaq und mittlerweile im Aufsichtsrat der deutschen Internet-Firmen Intershop und Ricardo.de, richtet Vorwürfe an die Adresse von Compaq-Aufsichtsratschef Ben Rosen. Dieser habe mit Pfeiffers Entlassung dem PC-Weltmarktführer großen Schaden zugefügt.

Im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE sagte Pfeiffer, sein von Rosen veranlasster Rauswurf habe der Glaubwürdigkeit des Unternehmens weltweit geschadet. Allerdings räumte Pfeiffer auch ein, an seiner Entlassung nicht ganz schuldlos gewesen zu sein. Es habe Umstände gegeben, die er hätte vermeiden können. Die Digital-Akquisition sei damit allerdings nicht gemeint.

Pfeiffer betonte, dass seine Geschäftsstrategie vom gesamten Compaq-Aufsichtsrat immer für gut befunden worden sei. Allerdings habe es an der Ausführung gehapert. Seine Entlassung bezeichnete Pfeiffer als "Kurzschlussreaktion von Ben Rosen". Da hätten sich die Ereignisse überstürzt. Compaq, so Pfeiffer, habe unter seiner Ägide Dinge geleistet, die bis dato ohne Beispiel waren. Dies gelte sowohl für das Wachstum als auch, was die Marktführerschaft und die Zukunftsstrategie betraf. "Aber als ein, zwei Umstände eintraten, die uns der Kritik der Wallstreet aussetzten, hat Rosen durchgedreht", so Pfeiffer gegenüber der COMPUTERWOCHE.

Der geschasste Manager konzedierte indirekt, dass auch er Fehler gemacht habe. Allerdings gebe es wohl kein Management auf der Welt, dass von sich behaupten könne, keinerlei Probleme zu haben. Pfeiffer machte den Eindruck, als habe er den Rauswurf noch nicht ganz verwunden. Er deutete an, dass mit ihm ein doppeltes Spiel getrieben worden sei (siehe Interview auf Seite 9).