Olivetti Bildungszentrum in Berlin gegründet:

Personalware soll DV-Integration steigern

11.01.1985

BERLIN (lo) - Das jüngste Kind der Olivetti GmbH, Frankfurt, ist das Olivetti Bildungszentrum (OBZ) in Berlin. Mit Personalware, Franchising-Programm und Softwareentwicklung lernt es seit Januar laufen. Große Sprünge werden erwartet: per anno eine achtstellige Umsatzzahl.

Für die OBZ-Zentrale im Spree-Athen, so der Senator für Wirtschaft und Verkehr Elmar Pieroth auf einer Pressekonferenz, gebe es "null Komma null" an Förderungsmitteln. Dagegen erkenne man in der Stadt, in der nicht mehr Subvention, sondern Innovation die Parole sei, die Bedeutung neuer Techniken für das Wirtschaftswachstum. Von Berlin aus sollen die Ausbildungsaktivitäten im Bereich der EDV und speziell für die Arbeitsplatzrechner bundesweit gelenkt werden. "Wir sind Marktführer mit Verpflichtung", kommentiert Olivetti-Geschäftsführer Otto R. Oechsner das Engagement. Es gelte, sowohl die Akzeptanz als auch die Aufnahmefähigkeit des Marktes zu vergrößern.

Die Dienstleistungen, die das OBZ anbieten wird, tragen das Etikett Personalware. Zu verstehen ist diese Wortschöpfung als eine Verbindung von Hardware-Handling, Software-Verständnis sowie einem betriebswirtschaftlichen Hintergrund. Dieses neue "Produkt" soll den Arbeitnehmer bei der betrieblichen Integration der neuen Technik unterstützen. Schulungsleiter Uwe Stanschewski, bisher selbständiger Steuerberater, plant keinen "klassisch-schulischen Frontalunterricht", sondern ein praxisorientiertes Training. Die Hardware besteht aus M-20, -21 und -24-Geräten, die Software deckt zunächst den kaufmännischen Bereich ab.

Einsteigen, fit bleiben und sich in der DV qualifizieren

Anders als in bestehenden Schulungs-Institutionen - Olivetti versteht sich nicht als Konkurrent, sondern sucht die Zusammenarbeit soll nicht Programmieren oder Gerätebedienung Ziel der Ausbildung sein. Der Absolvent lernt den Nutzen von Mikros für spezielle Aufgaben und die Möglichkeit ihres sinnvollen Einsatzes kennen. Der Unterricht wird zwischen 10 und 20 Mark je Stunde angeboten, die Länge der Schulungsprogramme soll bei etwa 40 Stunden liegen. 30 Dozenten mit akademischer Vorbildung im Bereich Betriebswirtschaft sind bereits angeworben. Für die nähere Zukunft ist geplant, die Zahl der Lehrkräfte auf etwa 100 zu vergrößern. Tatsächlich anlaufen soll der Betrieb ab März. Instituts-Chef Uwe Stanschewski rechnet mit 50000 bis 100000 Teilnehmertagen für das Jahr 1985.

Zielgruppe für das OBZ ist zum einen der Anwender, der sich in der täglichen Büroarbeit zunehmend mit elektronischer Entwicklung konfrontiert sieht. Um den Überblick zu erhalten oder fit in den neuen Techniken zu bleiben, sind als weiteres auch Entscheidungsträger in kleineren und mittleren Betrieben angesprochen. Als dritte Gruppe erwartet das OBZ Interessenten an Weiterbildung und beruflicher Qualifikation in seinen Veranstaltungen.

Käufern wie potentiellen Besitzern von Olivetti-Arbeitsplatzcomputern bietet das Zentrum seine Dienstleistungen ebenso an wie Besitzern von professionellen Konkurrenzprodukten. Dabei sei das Lehrprogramm besonders praxisnah angelegt. So kann der Teilnehmer mit eigenem Material im Unterricht prüfen, ob Hard- und Softwarekonfigurationen den individuellen Betriebsproblemen entsprechen.

Das Olivetti-Zentrum steht dem Kunden auch über den Unterricht hinaus zur ständigen Verfügung. Beteiligte vermuten, daß über einen Wertscheck Beratung und Unterstützung "gebucht" und jederzeit in Anspruch genommen werden können.

Partner für Schulung und Anwendung

Geplant ist zudem ein Franchising-Angebot, über das private DV-Institute, aber auch allgemeinbildende Schulen sowie Universitäten oder die Bundesanstalt für Arbeit mit aktueller Software versorgt werden sollen.

Oechsner veranschlagte ein Budget von vier Millionen Mark für das Ausbildungsprogramm, mit dem er besonders in mittelständischen Betrieben die Lücke an aktuellem DV-Wissen schließen helfen will. Einen wichtigen Vorteil sieht er dabei in der Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin. Außerdem bestehe ein enger Kontakt zur Gesellschaft "Büro der Zukunft". Deren Zielvorstellungen liegen in Hilfestellung für neue Kommunikationstechniken in mittelständischen Unternehmen.

Weiter konzipiert diese Einrichtung Bürosoftware, erarbeitet Vorschläge für die Humanisierung der Arbeit sowie Pilotprojekte für Weiterbildung. "Wenn Olivetti Partner für andere wird", ging Senator Pieroth auf die übergreifende schulische Aufgabe des OBZ ein, "werden wir Unterstützung leisten - ob mit Lehrkräften oder mit einer Anschlußfinanzierung für die ersten zwei Jahre."

Auf Fragen über die weitere Produktentwicklung im Mikrosektor äußerte sich Oechsner gelassen: "Unsere Antwort auf den AT von IBM wird ein Computer sein, der dem M-24 in jeder Beziehung gleicht, nur eine größere Leistung aufweist". Der Deutschland-Chef betonte, daß keine Ablösung eines Modells geplant sei; die Produktphilosophie von Olivetti laute bereits seit geraumer Zeit: Schutz der Investition des Kunden. Dies bedeute für das neue Erzeugnis äußerste Korrespondenzfähigkeit sowie Kompatibilität.