Talente finden und binden

Personalprofis setzen auf Software

25.08.2008
Von Stefanie Schoene

Den Markt für Software zur Automatisierung von HR-Prozessen dominieren hierzulande die ERP-Platzhirsche Oracle und SAP. Talent-Management ist in die "Oracle E-Business Suite" mit dem Modul "Oracle HR" als Basis eingebettet. Bei SAP ist es Teil der "SAP ERP HCM". Seit einigen Jahren und nach Zusammenschlüssen und gegenseitigen Aufkäufen etablieren sich jedoch auch Spezialanbieter reiner Talent-, Performance- oder so genannter Employee Lifecycle-Management-Lösungen einen Markt - unter ihnen Firmen, die ursprünglich im Weiterbildungs- beziehungsweise E-Learning-Bereich aktiv waren: Executrack (nun Teil von Stepstone, einem Unternehmen mit Schwerpunkt Rekrutierung), Imc, Plateau und Sum Total Systems. Aus dem Bereich Performance Management kommen Authoria und Successfactors.

Hotelkonzern plant Nachfolge mit Software

So führte E-Learning-Experte Sum Total Systems nach dem Zukauf der Softwareschmiede Mindsolve im letzten Jahr eine Performance-Management-Suite ein. Mit dieser Lösung lässt sich jetzt auch Talent-Management betreiben, versichert das Unternehmen. Man habe Zugriff auf alle aktuellen Berichte über Angestellte, ihre Arbeitsleistung, Qualifikationen, Soft Skills und Aufgabenfelder. Außerdem lassen sich Nachfolgepläne entwickeln, die auch Zeugnisse, Ausbildungsdaten, persönliche Ziele, besondere Kompetenzen und viele andere Faktoren berücksichtigen. Auch persönliche Daten wie unerwünschte Beziehungen unter Mitarbeitern oder Kündigungspläne lassen sich einspeisen und bei Bedarf verwerten. "Diese Informationen zu speichern ist in den USA ganz normal. Deutsche Firmen sind da etwas kritischer, aber die Funktionalität ist ja optional", erklärt ein Sum-Total-Sprecher.

Simon Knatz, Accor: Die Hotellerie ist ein schnellebiges Geschäft mit hoher Fluktuation.
Simon Knatz, Accor: Die Hotellerie ist ein schnellebiges Geschäft mit hoher Fluktuation.

Simon Knatz, E-Learning-Beauftragter des Hotelkonzerns Accor, interessiert sich insbesondere für die Möglichkeit der automatisierten Nachfolgeplanung. Derzeit nutze die unternehmenseigene Accor-Akademie das Lern-Management-System des Sum-Total-Vorgängers Click2Learn. "Im Wesentlichen organisieren wir damit bisher unsere Weiterbildungsveranstaltungen", sagt Knatz. Doch jetzt, so ist es geplant, wird auch auf Online-Trainings gesetzt. Zwei Jahre Vorarbeit hat er geleistet und in enger Zusammenarbeit mit der Personalentwicklungsabteilung den Anbietermarkt für Lern-Management-Systeme analysiert. Dass inzwischen Suiten angeboten werden, mit denen auch das Talent-Management von Excel auf eine integrierte Software und eine einheitliche Datenbasis gehoben werden kann, stößt bei Accor auf großes Interesse.

Insbesondere die Möglichkeit, Wechselwünsche der Angestellten kategorisieren und speichern zu können, hat es Knatz angetan: "Die Hotellerie ist ein schnelles Geschäft und die Fluktuation traditionell sehr hoch. Für die strategische HR-Planung ist es deswegen wichtig, zu wissen, dass im nächsten Jahr zum Beispiel 100 neue Fachkräfte im Reservierungsbereich benötigt werden. Mit dieser Software lässt sich da ganz anders reagieren, als wenn die HR-Abteilung nächstes Jahr plötzlich vor 100 vakanten Stellen steht, die sofort wieder besetzt werden sollen."