DV-Einsatz wird noch immer stiefmütterlich behandelt

Personaler können sich aus der Verantwortung nicht wegstehlen

25.09.1992

BEXBACH/SAARBRÜCKEN (hk) - Personalverantwortliche sind unzufrieden mit dem Zustand der DV in ihrem Bereich: zuwenig Benutzerfreundlichkeit und keine Hilfe von den eigenen DV-Spezialisten. So lautete das einhellige Urteil auf einer Anwenderkonferenz zum Thema "EDV im Personalwesen".

Die Personalverwaltung gehört nicht zu den Abteilungen im Unternehmen, die DV-technisch verwöhnt werden. Der einzige Berührungspunkt war die Lohn- und Gehaltsabrechnung, die seit eh und je auf dem Großrechner läuft. DV/Org.- und Personalabteilung gingen sich gegenseitig aus dem Weg.

In zunehmendem Maße können es sich die Personalverantwortlichen nicht mehr leisten, die DV als Werkzeug zu ignorieren, sind sie doch immer stärkerem Druck ausgesetzt.

Zum einen erwartet die Geschäftsführung konkrete Daten zur Mitarbeiterstruktur, denn alle Betriebe wollen schlanker werden, also Personal abbauen. Und weil man auf Anhieb nicht weiß, wie sich zum Beispiel eine Personalreduzierung um drei Prozent auf das Unternehmen auswirkt oder ob Mitarbeiter zur Verfügung stehen, um sie in einer ausländischen Niederlassung zu beschäftigen, soll die Personalabteilung diese Fragen mit Hilfe der Datenverarbeitung beantworten.

Zum anderen führt der Wunsch der Unternehmensleitung nach Standardisierung dazu, daß die Personaler etwa ihr SAP-Modul erhalten, obwohl sie es gar nicht wollen, denn "oben ist eine strategische Entscheidung gefallen, und an der müssen wir uns orientieren", wie es ein düpierter Manager formuliert.

Orientierung in diesem weiten Themenkomplex suchten Personalverantwortliche auf einer Veranstaltung der Prisma Professor Scholz GmbH in Bexbach bei Saarbrücken. Grundtenor der Benutzer: Die DV sei nicht anwenderfreundlich, und Hilfe könne man von den Experten im eigenen Unternehmen erst recht nicht erwarten. "Der Computer soll mich unterstützen und nicht ein Drittel der Arbeitszeit in Anspruch nehmen", formuliert es Jan-Peter Diedrichs, bei VW zuständig für die Management-Planung.

Gerd Lindemann dagegen ist stolz, gegen den Widerstand seines Vorstandes einen PC in seiner Abteilung durchgesetzt zu haben. Die Chefs der Dortmunder Actien Brauerei befürchteten nämlich, daß durch den PC-Einsatz im Personalwesen der Großrechner nicht ausreichend ausgelastet sei.

Mannesmann-Personal-Manager Rainer Lange ist schon einen Schritt weiter und hat gelernt, mit dem Computer zu leben. Ihm machen aber die ständig neuen Programmversionen zu schaffen, die ein Aufrüsten der Hardware, neue Anpassungen und Schulungen nach sich ziehen: "Wir wollen einen Schnitt machen und mit den jetzigen Programmen eine Zeitlang arbeiten."

Professor Christian Scholz fürchtet denn auch eine "unheilige Allianz" zwischen DV-Herstellern und unzufriedenen DV-Leitern sowie frustrierten Anwendern, die sich die angeblich heile Welt der Großrechner von früher wünschen. "Das ist ein Rückschritt in die Steinzeit", versucht der Saarbrücker Professor seinen Teilnehmern die Konsequenzen ihres Handelns zu verdeutlichen. Die Personalabteilung müsse eine eigene Gesamtkonzeption entwickeln und selbst zur treibenden Kraft werden, "anstatt sich dauernd treiben zu lassen".

Hilfestellung, sich im Gestrüpp der zahlreichen Programme fürs Personalwesen zurechtzufinden, bietet Scholz in Form einer Marktübersicht von 220 SW-Produkten zu diesem Thema. Eigenen Angaben zufolge haben er und seine Mitarbeiter alle diese Programme getestet. "Es fehlt jegliche Markttransparenz, und die Preise variieren zwischen ein paar hundert Mark und 27 000 Mark", warnt Scholz vor vorschnellen Entscheidungen. In diesem Zusammenhang hat er einen Kriterienkatalog erstellt, den die Programme erfüllen müssen.