Umgang mit Headhuntern

Personalberater kritisch hinterfragen

17.09.2018
Von 
Martin Krill ist Geschäftsführer der Hager Unternehmensberatung in Frankfurt am Main. Die Firma ist auf Executive Search spezialisiert.
Von einem Headhunter angerufen zu werden, schmeichelt dem Ego. Allerdings sollte der so Kontaktierte ein paar Fragen stellen, um sich von der Seriosität des Beraters zu überzeugen.
  • Wer von einem Personalberater kontaktiert wird, sollte prüfen, ob es sich um ein konkretes Mandat handelt.
  • Ein erfahrener Berater erkennt schnell, ob die Persönlichkeit des Kandidaten in die Firmenkultur des Auftraggebers passt.
  • Der Personalberater hilft nicht nur beim nächsten Karriereschritt, sondern ist auch Sparringspartner.

Professionelle Headhunter agieren so: Der Berater fällt nicht direkt mit der Tür ins Haus, sondern erkundigt sich vorab, ob der Gesprächspartner zum Zeitpunkt des Anrufs telefonieren kann oder unter einer anderen Telefonnummer und zu einem passenderen Moment kontaktiert werden möchte. Wenn es zu einem vereinbarten Telefonat kommt, skizziert der Berater dem Angerufenen die zu besetzende Position und gibt Basisinformationen über das suchende Unternehmen.

Von Headhuntern angesprochene Kandidaten sollten prüfen, ob es sich um ein seriöses und etabliertes Beratungsunternehmen handelt.
Von Headhuntern angesprochene Kandidaten sollten prüfen, ob es sich um ein seriöses und etabliertes Beratungsunternehmen handelt.
Foto: keport - shutterstock.com

Dadurch erhält der Angerufene einen Eindruck, ob ihn die zu besetzende Vakanz anspricht. Ein erfahrener Berater findet mit gezielten Fragen bereits im ersten Telefonat heraus, ob die Persönlichkeit des potenziellen Kandidaten in die Firmenkultur seines Auftraggebers passen könnte, schließlich hat er sich im Vorfeld ausgiebig mit dem Unternehmen und der Vakanz auseinandergesetzt. Außerdem kennt ein fachlich versierter Personalberater die Tücken und Anforderungen der Branche, in der er eine offene Stelle anbietet, und kann auch jederzeit dazu Rede und Antwort stehen. Seine Referenzen bestätigen darüber hinaus diese Kompetenzen.

Berater sind Sparringspartner im Eignungstest

Nach einem ersten telefonischen Kontakt und dem Eingang der Bewerbungsunterlagen erfolgt dann ein persönliches Gespräch oder - wenn das aus terminlichen oder organisatorischen Gründen nicht klappt - ein Skype-Interview. Hier kann der Berater nun Hard- und Soft Skills abklären. Im nächsten Schritt wird der Kandidat in einem weiteren Testverfahren, einem Eignungstest, auf "Herz und Nieren" geprüft, um die im persönlichen Gespräch herausgestellten Qualifikationen noch einmal abzuklopfen. Während der gesamten Phase wird der Kandidat begleitet und regelmäßig über den Projektverlauf informiert. Der Personalberater hilft nicht nur bei einem nächsten Karriereschritt, sondern ist zudem Sparringspartner.

Für den Kandidaten ist es ebenso empfehlenswert, sich über das Unternehmen des Beraters zu informieren, um einen Eindruck von dessen Seriosität zu erhalten. Eine Recherche sowie ein Blick auf seine Website können Aufschluss geben und böse Überraschungen vermeiden. Auch das Alter einer Personalberatung ist ein wichtiges Kriterium, um Newcomer von gut vernetzten Beratungshäusern zu unterscheiden.

Schwarze Schafe unter den Personalberatern

Es gibt auch Personalberater, die kein Mandat für den Angerufenen vorliegen haben, sondern sich das Vertrauen und das interne Wissen des Kandidaten erschleichen wollen. In jüngster Zeit wurden häufiger hochqualifizierte Kandidaten - insbesondere im C-Level - von kleineren oder Startup-Personalberatungen angesprochen, die sich über eine vermeintlich passende neue Herausforderung bei einem Mandanten austauschen wollen, um letztendlich den Kontakt für akquisitorische Zwecke auszunutzen.

Wer von einem Personalberater kontaktiert wird, sollte prüfen, ob es sich um ein konkretes Mandat handelt, bevor er in weitere Gespräche einwilligt. Kann der Berater nicht glaubwürdig darlegen, dass es die freie Position gibt und er dafür nach Kandidaten suchen soll, sollte der Betroffene einem weiteren Austausch nur mit Vorsicht zustimmen.

Umgang mit Headhuntern

Angesprochene Kandidaten sollten den Anruf eines Personalberaters zunächst als Bestätigung ihrer persönlichen Vita einstufen. Bevor es zu Gesprächen kommt, gilt es zu prüfen, ob es sich um ein seriöses und etabliertes Beratungsunternehmen handelt. Hier ist zu hinterfragen: Wie ist die Außendarstellung im Web und in den Social-Media-Kanälen? Gibt es Referenzen? Kann der Berater über die zu besetzende Stelle und das Unternehmen berichten, als ob es seine eigene Vakanz wäre? Kann er ein Mandat vorlegen? Welche fachlichen Branchenkenntnisse hat der Berater?