Perot Systems übernimmt die Manufacturing-Sparte des Münchner SAP-Beratungshauses HighQ IT. Die Akquisition soll bei Zustimmung der Kartellbehörden im zweiten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden. Finanzielle Details sind nicht bekannt.

Mit der Übernahme will Perot seine SAP- und branchenpezifischen Consulting-Leistungen ausbauen, um im deutschen Markt stärker Fuß zu fassen. "Unser Schwerpunkt liegt auf der Beratung und Umsetzung. Im Bereich der Standardlösungen, namentlich SAP, sind wir dagegen weniger gut positioniert", erläutert Andreas Stein, Managing Director von Perot Systems in Deutschland. Und genau hier könne HighQ punkten: Das Unternehmen verfüge im Manufacturing-Umfeld, speziell bei Standardlösungen wie SAP, über ausgeprägte Kompetenzen und sei daher die perfekte Ergänzung für die deutsche Perot Systems. "Durch die Kombination von branchenspezifischer Erfahrung und Umsetzungs-Know-how werden wir unser Engagement im attraktiven hiesigen Manufacturing-Markt ausbauen", hofft Stein.

Klaus Holzhauser, Senior Berater bei Pierre Audoin Consultants (PAC), sieht das ähnlich: " HighQ IT ist im deutschen Markt für SAP-Manufacturing-Lösungen, insbesondere im Automotive-Bereich, gut positioniert. Durch die Übernahme kann Perot Systems seine Marktstellung in diesem Umfeld verbessern und seine Chancen erhöhen, auch größere Vorhaben mit einer breiten Delivery-Basis umzusetzen." Solche Projekte haben dem texanischen Unternehmen bislang gefehlt. In der Vergangenheit hatte Perot schon zwei vergebliche Anläufe unternommen, um hierzulande Fuß zu fassen.

Perot Systems hat im vergangenen Geschäftsjahr mit weltweit 23.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,6 Milliarden Dollar erzielt. Das von dem EDS-Gründer und ehemaligen US-Präsidentschaftskandidaten Ross Perot gegründete Unternehmen hat seine Offshore-Kapazitäten in den letzten Jahren stark ausgebaut. Mittlerweile sind rund 7000 Mitarbeiter in Indien beschäftigt, darüber hinaus betreibt der IT-Dienstleister Offshore-Zentren in Mexiko und auf den Philippinen. Der europäische Markt wird vom Nearshore-Standort in Rumänien aus bedient. Durch die Übernahme von HighQ gewinnt Perot ein Entwicklungszentrum im slowakischen Bratislava hinzu - "ein netter Zufall", wie Stein anmerkt: "Bratislava ist ein guter Nearshore-Standort - vor allem wegen der guten Deutschkenntnisse der dortigen Fachkräfte."

Auch HighQ IT, ein Anbieter von SAP-Beratung, Software-Engineering, Implementierung und Training sowie Wartung und Betreuung von IT-Lösungen, verspricht sich von dem Zusammenschluss gute Chancen auf größere Deals. "Wir sind auf die Branchen Automotive, Maschinen- und Anlagenbau sowie Medizingeräte stark spezialisiert. Einerseits ist das die einzige Möglichkeit, um als Unternehmen mit 120 Mitarbeitern überhaupt im Markt wahrgenommen zu werden. Auf der anderen Seite können wir größere Projekte - etwa den Rechenzentrumsbetrieb im Outsourcing - nicht stemmen, da wir damit unseren Projektfokus verlieren würden", beschreibt Hans Josef Nagel, Gründer und Managing Director von HighQ. Aufträge im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich seien für die Münchner daher bislang nicht in Frage gekommen. "Wir sind einer von neun zertifizierten SAP-Partnern der Automobilindustrie. Doch bei Großkunden wie Daimler oder Audi gelten wir immer als Spezialisten und nicht als Partner für große Projekte", so Nagel. Bei Vorhaben auf globaler Ebene, die auch für mittelständische Kunden zunehmend wichtig werden, sei HighQ bislang leer ausgegangen. (sp)