Etwa 75 Prozent der Probleme in der IBM Welt liegen auf der EA-Seite:

Performanceplanung darf nicht bei der CPU enden

02.07.1982

MÜNCHEN - Eine wesentliche Rolle spielt die Kapazitätsplanung für den Anwender um zu erkennen, was wann gebraucht wird. Dabei bedienen sie sich immer noch der populärsten Methode, irgendetwas zu schätzen und dann 50 Prozent aufzuschlagen. Hier sind nicht nur versteckte, sondern offensichtliche Reserven der Hardwarebudgets zu finden.

Ein weiteres Problem ist, daß man sich aus historischen Gründen meistens bei der Performanceplanung auf die Zentraleinheiten konzentriert. Dabei zeigen die Erfahrungen, daß die Probleme in der IBM-Welt zu rund drei Viertel auf der E/A-Seite liegen. Hier lassen sich mindestens zwei Kategorien unterscheiden: das Plattenspeicherkonzept und die Topologie der Zugriffswege.

Mit Sehnsucht erwartet

Daß sich ein gemischtes Organisations- und Marktproblem auftut, haben jene schnell erkannt, die ohne Konzept die Double-Density-Platten installierten: Sie haben mehr Speicherkapazität, aber erhebliche Performance- und Interlockprobleme bekommen. Heutzutage bietet sich ein wenigstens zweistufiges Konzept an: für responsive (Dialog, Paging) und durchsatzorientierte Lasten (Batch mit großen Blockungsfaktoren) oder für selten benutzte Daten (separate Konfigurationen wie die Großraumplatten). Wie Double Density oder die mit Sehnsucht erwartete 3380 von IBM gut für Durchsatz und schlecht für Response sind, sind für letzteres die guten alten 3350 geeignet.

Die Auslegung der Peripherie und die Datenverteilung ist ein anderes Problem. Aus der Architektur der IBM-Systeme heraus kann eine Ressource auf einmal nur mit einer Transaktion arbeiten, und umgekehrt kann eine Transaktion in jedem Augenblick normalerweise nur von einer "Box" Service beziehen. Wer eine belegte Komponente braucht, muß warten. Es bilden sich Schlangen, die verwaltet werden müssen. Dies ist eine der wichtigsten Aufgaben der Betriebssysteme: die Schlangen zu verwalten.

Gefährliche Sache

Das Problem mit Warteschlangen ist, daß die Zeit, die man da verbringt, intuitiv nicht zu schätzen ist. Dadurch ist auch die Kapazitätsplanung "über den Daumen" eine sehr gefährliche Übung. Unsere Intuition ist linear, die Wartezeiten jedoch nichtlineare Funktionen von Einheits- oder Pfadbelegung. Darum ist die Messung der verschiedenen Systemkennzahlen allein eine gefährliche Sache. Sie ist notwendig, aber lange noch nicht ausreichend.

Zu einer ordentlichen Kapazitätsplanung gehört

- das Management: Nur die Leiter des Unternehmens sind in der Lage, Prioritäten und Performanceziele zu definieren. Dies darf die EDV nicht selbst tun.

- eine Struktur der Aktivitäten: Wir leben in einer sehr dynamischen Umgebung. Die EDV muß imstande sein, Alternativen und Kosten genau und schnell als Entscheidungsunterlagen für das Management zu liefern. Dazu braucht man wiederum zwei Funktionen:

- Die Datensammlung und Datenkorrelation, Verstehen von Daten. Nur verstandene Daten sind Information.

- Die Planung. Das ist die Funktion, die die ihr gestellten" Was geschieht, wenn... "-Fragen beantwortet.

Natürlich brauchen die oben genannten Funktionen Informationsbildung" und "Planung" entsprechende Tools, denn heutzutage sind diese Probleme in ihrer Komplexität nur noch mit der EDV zu bewältigen.

*Michael Weintraub, unabhängiger Berater München